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Der Traum des Wolfs

Der Traum des Wolfs

Titel: Der Traum des Wolfs
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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überzeugt werden, das nicht stimmt.«
    »Und Ihr werdet mich auch nicht in Ruhe lassen.«
    »Dann stecken wir fest«, sagte Galad. »Ihr habt Verbrechen gestanden, die ich als Diener der Gerechtigkeit ahnden muss. Ich kann mich nicht davon abwenden und gehen. Ihr begreift, warum ich der Meinung war, dass weitere Verhandlungen sinnlos waren?«
    »Und wenn ich mich einverstanden erklären würde, mich einem Gericht zu stellen?«, fragte Aybara.
    Seine Frau mit der kühn geschwungenen Nase legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er bedeckte sie mit seiner, wandte sich aber nicht von Galad ab.
    »Wenn Ihr zu uns kommt und die Strafe für Eure Tat akzeptiert …«, sagte Galad. Das bedeutete Hinrichtung. Sicherlich würde sich die Kreatur nicht freiwillig ergeben.
    Im hinteren Teil des Pavillons war eine Gruppe Diener eingetroffen und bereitete Tee vor. Tee. Bei Waffenstillstandsverhandlungen. Offensichtlich hatte Aybara nur wenig Erfahrung in solchen Dingen.
    »Keine Strafe«, sagte Aybara scharf. »Ein Gerichtsverfahren. Erweist sich meine Unschuld, gehe ich als freier Mann und Ihr, der Kommandierende Lordhauptmann, befehlt Euren Männern, mich nicht länger zu verfolgen. Vor allem Bornhaid und dem anderen hinter Euch, der wie ein Welpe knurrt, der seinen ersten Leoparden sieht.«
    »Und solltet Ihr Euch als schuldig erweisen?«
    »Das kommt darauf an.«
    »Hört nicht auf ihn, mein Kommandierender Lordhauptmann!«, sagte Byar. »Er hat schon einmal versprochen, sich uns auszuliefern, und dann sein Wort gebrochen!«
    »Das tat ich nicht!«, erwiderte Aybara. »Ihr habt Euren Teil der Abmachung nicht eingehalten!«
    »Ich …«
    Galad hieb auf den Tisch. »Das ist sinnlos. Es wird kein Gericht geben.«
    »Warum nicht?«, wollte Aybara wissen. »Ihr sprecht von Gerechtigkeit, gesteht mir aber kein Verfahren zu?«
    »Und wer sollte der Richter sein?«, fragte Galad. »Würdet Ihr mir diese Funktion anvertrauen?«
    »Natürlich nicht«, sagte Aybara. »Aber Alliandre. Sie ist Königin.«
    »Und Eure Gefährtin. Das soll keine Beleidigung sein, aber ich fürchte, sie würde Euch freisprechen, ohne sich die Beweise anzuhören. Nicht einmal die Erste wäre adäquat - natürlich würde ich ihrem Wort vertrauen, aber ich fürchte, meine Männer denken da anders.«
    Beim Licht, was war diese Frau doch für eine Schönheit! Er schaute sie einen Moment lang an, und sie errötete tatsächlich, als sie seinen Blicken standhielt. Es war kaum zu sehen, aber er war sich sicher, es bemerkt zu haben. Er errötete selbst.
    »Dann die Aes Sedai.«
    Galad riss den Blick von Berelain los und sah Aybara bloß an. »Wenn Ihr glaubt, dass ein Urteil von einer aus der Weißen Burg meine Männer zufriedenstellen würde, dann wisst Ihr nur wenig über die Kinder des Lichts, Perrin Aybara.«
    Aybaras Blick wurde hart. Ja, er wusste es. Es war wirklich schade. Ein Gerichtsverfahren hätte die Sache sauber beendet. Eine Dienerin näherte sich dem Tisch mit zwei Tassen Tee, aber dazu bestand keine Notwendigkeit. Diese zweite Zusammenkunft war vorbei.
    »Also habt Ihr recht«, sagte Aybara und sah frustriert aus. »Dieses Treffen war sinnlos.«
    »Nein«, erwiderte Galad und schenkte Berelain noch einen verstohlenen Blick. »Nicht, was mich betrifft.« Er wusste mehr über Aybaras Stärke; das würde ihm in der Schlacht helfen. Davon abgesehen war es richtig gewesen, den Kampf für kurze Zeit aufzuschieben, um sich zu vergewissern, dass er nötig war. Es war noch immer genug Tageslicht, um mit der Schlacht zu beginnen.
    Aber … was war mit dieser Frau … der Ersten? Er zwang sich wegzusehen. Es fiel ihm schwer.
    Galad stand auf und verneigte sich vor Alliandre, dann vor Berelain. Er wandte sich zum Gehen.
    Und hörte ein Aufkeuchen. Seltsamerweise kam es von der Dienerin, die den Tee gebracht hatte. Galad sah sie an.
    Es war Morgase.
    Galad erstarrte, rührte kein Glied. Ein Schwertmeister nach dem anderen hatte ihm eingebläut, sich niemals von seiner Überraschung überwältigen zu lassen, aber in diesem Augenblick war ihre sorgfältige Ausbildung umsonst. Das da war seine Stiefmutter. Das rotblonde Haar, an dem er als Kind gezogen hatte. Das Gesicht, das so schön und so stark war. Diese Augen. Das waren ihre Augen.
    Ein Geist? Er hatte die Geschichten gehört. Manifestationen des Bösen des Dunklen Königs brachten die Toten zurück ins Leben. Aber niemand sonst im Pavillon zeigte auch nur das geringste Unbehagen, und diese Frau war zu real.
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