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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
Autoren: Alexandra Grote
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Er warf einen flüchtigen Blick auf die Rechnung, die der Kellner ihm soeben brachte, und gab ihm seine American-Express-Karte.
    »Aber Armand ist nun mal der Spezialist für die Safety«, fuhr er fort und nickte bedeutungsvoll.
    Darum ging es. Um die Sicherheit der Daten eines zusätzlichen Internetportals, das der Konzern in den nächsten Tagen einrichten würde. Ein weiteres wichtiges Projekt, an dem Frédéric mit Armand arbeitete und das ihn daran hinderte, dem Pariser Sommer zu entfliehen und in Urlaub zu fahren.
     
    Vor dem Lokal verabschiedeten sie sich. Die Musikstudios von MediaFrance lagen in einer Seitenstraße des Boulevard
Montparnasse unweit der Closerie des Lilas . Während Frédéric die wenigen Schritte trotz der brütenden Hitze zu Fuß gehen wollte, stieg Léon in seinen Bentley. Sein Fahrer hatte in der Zwischenzeit irgendwo eine Kleinigkeit gegessen und dann vor dem Restaurant auf ihn gewartet. Léon selbst setzte sich nie ans Steuer. Er besaß nicht einmal den Führerschein.
    Im Wagen lief die Klimaanlage, und die getönten Scheiben schützten nicht nur gegen neugierige Blicke, sondern auch gegen das helle Sonnenlicht. Der Fahrer lenkte den Wagen in östlicher Richtung über den Boulevard Montparnasse.
    Léon hatte das Jackett seines sandfarbenen Anzugs (ein Gemisch aus Seide und feinster Pimabaumwolle) neben sich auf die Rückbank gelegt und rief Yves Ribanvilles Assistenten Delpierre im Fernsehstudio an. Er ließ sich noch einmal bestätigen, dass er keinesfalls vor neunzehn Uhr im Sender sein musste. Das war gut, denn Léon Soulier hatte noch einige wichtige Dinge zu erledigen und fuhr deshalb in die Konzernzentrale in der Rue Poliveau.
    Auf der Höhe des Krankenhauses Val de Grace entdeckte er Eric Lecadre, der mit einem Strauß Blumen in der Hand gerade aus einem Taxi stieg.
    »Halten Sie mal kurz an, Raymond«, sagte Léon zu seinem Fahrer. Léon ließ die Scheibe herunter und rief quer über die Straße: »Eric?«
    Erstaunt drehte Eric Lecadre den Kopf, dann lachte er.
    »Léon! So ein Zufall. Ich sag’s ja immer: Paris ist ein Dorf!« Er wartete, bis die Ampeln auf Rot schalteten, überquerte die Straße, beugte sich ins offene Wagenfenster und
grinste. »Lange nicht gesehen, oder?« Das sollte ein Witz sein, denn sie hatten sich erst kürzlich unter ebenso ungewöhnlichen wie erbaulichen Umständen getroffen. »Bin gerade auf dem Weg zu einem Krankenbesuch. Eine Kollegin vom Theater. Komplizierter Beinbruch. Und du?«
    »Frédéric und ich waren zusammen beim Mittagessen. Du kommst doch heute Abend, oder?«
    »Natürlich! Chantal wird auch dabei sein. Und deine Frau?«
    »Sie ist mit Benoît schon in Biarritz. In einer Woche komme ich nach.«
    »Hast du Lampenfieber, Léon?«
    »Ach Quatsch! Bei den läppischen Fragen, die zu erwarten sind? Ich hab schon ganz andere Sachen überstanden.« Beide lachten.
    Mit der flachen Hand schlug Eric leicht auf das Dach des Wagens, eine Art liebevoller Klaps.
    »Ich muss los. Krankenbesuche, darum drängt man sich ja nicht gerade. Ich bin froh, wenn ich da wieder raus bin.«
    »Salut Eric! Bis später.« Léon schloss die Scheibe und gab seinem Fahrer das Zeichen, weiterzufahren. Eric ging über die Straße auf den Eingang des Krankenhauses zu, drehte sich noch einmal um und winkte dem Bentley nach.

4. KAPITEL
    Z äh und scheinbar endlos zog sich der Nachmittag dahin. Chantal Coquillon lag in ihrem abgedunkelten Schlafzimmer und spürte die schwitzende Masse ihres Körpers wie eine Last, die sie nie wieder würde abschütteln können. Der seidene Morgenrock, über den schweren Brüsten geöffnet, klebte ihr auf der Haut. Ihr Atem ging rasselnd. Sie wusste, dass sie unbedingt mit dem Rauchen aufhören sollte, doch sie schaffte es einfach nicht. Immer wieder hatte sie mit guten Vorsätzen angefangen, und spätestens nach drei Tagen gab sie auf. Auch jetzt war die Gier nach dem Gift überwältigend. Auf dem Nachttisch lag eine Schachtel Pall Mall ohne Filter, ihre Marke seit vierzig Jahren. Sie kämpfte noch einen Augenblick mit sich, seufzte dann und griff nach der roten Packung und dem Billigfeuerzeug aus dem Supermarkt. Schon der erste Zug hatte etwas Beruhigendes. Obwohl sie gleich nach dem Mittagessen ein Valium geschluckt hatte, in der Hoffnung auf einen Mittagsschlaf, fühlte sie sich wie aufgeputscht. Die Tabletten wirkten nicht mehr. Das stellte sie schon seit Wochen fest und hatte sich vorgenommen, ihren Arzt nach etwas Stärkerem zu
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