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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick
Autoren: Georgette Heyer
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dem sie sich England vorstellen wolle. Aber eigentlich hat sie nie über ihre verlorenen Kleider geklagt. Sie hat die Dinge genommen, wie sie gekommen sind, hat gelacht, und ich kann Euch versichern, ich war auf dieser Reise wirklich auch ihre Zofe.
    So schnell es nur ging, sind wir dann nach Alreston gefahren; meine Herrin ist in der Kutsche gesessen, Sir Nicholas ist daneben hergeritten und ich hinten nach. Meine Herrin hat die Vorhänge zur Seite gezogen, um ihr neues Heimatland zu betrachten. Das war es, was sie sagte, ich glaube aber eher, daß sie ihn ansehen wollte. Und er sie. Bei Gott!
    In Alreston hat unsere Heimkehr einen hübschen Aufruhr verursacht! Das schwöre ich Euch! Niemand hat mehr daran geglaubt, daß Sir Nicholas zurückkommen wird. Ich glaube, Seine Lordschaft hat ihn schon als verstorben betrauert. Wir aber sind beim Tor hineingefahren, die Auffahrt hinauf und haben mit viel Lärm vor der Tür angehalten. Das ist so unsere Art! Bald war der ganze Haushalt um uns versammelt, und ich kann sagen, daß ich Seine Lordschaft noch nie so hocherfreut gesehen habe. Normalerweise trägt er sein Herz ja nicht gerade auf der Zunge, wie es so heißt. Er konnte gar nicht oft genug die Hand meines Herrn drücken und ihm auf die Schulter klopfen, aber Sir Nicholas hat ihn unterbrochen und ihn gebeten, ihm seine Gemahlin vorstellen zu dürfen. Seiner Lordschaft blieb der Mund offenstehen! Was! hat er ausgerufen. ›Du hast sie doch nicht wirklich mitgebracht, Nick?‹
    Sir Nicholas hat meiner Herrin die Hand gereicht und ihr aus der Kutsche geholfen. Ich schwöre Euch, er hat den Kopf hochgetragen und sehr stolz ausgesehen, und seine Augen haben geblitzt. Er hat aber auch allen Grund dazu gehabt! Sie ist wirklich ein bezauberndes Stück – mit allem Respekt gesagt.
    Dann ist sie rot geworden und hat den Herrn an der Hand gefaßt. Sie fühlte, wie sie alle angestarrt haben, und hat Angst gehabt, daß man sie vielleicht nicht mögen würde. Dann aber hat Mylady das Wort ergriffen. ›Meine Liebe‹, hat sie gerufen und hat sie umarmt und geweint. Ihr fragt mich, warum? Fragt mich nicht, ich verstehe die Launen der Frauen nicht. Sie hat meine Herrin ins Haus geführt, und beide sind vor dem Abendessen nicht mehr aufgetaucht.
    Seine Lordschaft hat mich dann in den Wintergarten gebeten. Es war ein hübscher Anblick: Meine Herrin hat ein Kleid von Mylady getragen und in gebrochenem Englisch gesprochen, und sie hat immer wieder zu meinem Herrn aufgeblickt, der ihr mit dem einen oder anderen Wort ausgeholfen hat.
    Seine Lordschaft war sehr freundlich zu mir, wie er es eigentlich selten ist. Zu einem passenderen Zeitpunkt hat er mir dann eine dicke Börse geschenkt. Aber zuerst hat er sich nur bei mir für die Errettung seines Bruders bedankt. Ihr könnt mir glauben, daß mein Herr darüber natürlich laut gelacht hat, aber meine Herrin hat mir zugelächelt und geschworen, daß seine Lordschaft recht hatte. Und wenn ich es so bedenke, dann hat er auch wirklich recht gehabt. Aber meine Bescheidenheit verbietet mir, mehr darüber zu sagen!
    Was sonst noch geschehen ist? Nicht mehr viel. Bald danach sind wir nach London gereist, und Ihr könnt Euch sicherlich ausmalen, was Sir Francis zu unserem Abenteuer gesagt hat. Ich spreche von Drake, dem Admiral. Ihr habt sicher schon von ihm gehört. Was mein Herr dem Sekretär der Königin erzählt hat, weiß ich nicht. Walsingham soll sich jedenfalls die Hände gerieben haben, wurde mir versichert.
    Soweit ich mich erinnere, hielt die Königin in Nonesuch Hof, und dorthin sind wir dann auch gefahren. Ich schwöre Euch, die Königin war ganz begeistert, als sie meinen Herrn gesehen hat. Und Ihre Majestät soll sich auch sehr darüber amüsiert haben, als ihr mein Herr Don Cristobals Orden vom Goldenen Vlies zu Füßen legte. ›Ist das das Beste, das Spanien zu bieten hat?‹ hat sie ihn gefragt. Sie hat eine fröhliche Art zu scherzen, wenn sie in der richtigen Stimmung ist.
    ›Natürlich nicht, Madame‹, hat mein Herr gesagt und ihr meine Herrin vorgestellt. ›Das ist das Beste, Madame, und hiermit präsentiere ich sie: Euer Majestät neueste Untertanin.‹
    Darüber war sie vielleicht nicht so ganz erfreut. Sie soll es nicht gern sehen, wenn ein Mann mit Persönlichkeit eine andere Frau heiratet. Aber wie die Dinge lagen, hat sie es ihm natürlich nicht gezeigt. Meine Herrin durfte ihre Hand küssen und erhielt einen leichten Schlag von ihrem Fächer auf die Wange. ›Nun,
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