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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada
Autoren: Lauren Weisberger
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damit als durchgefallen galt, und klärte mit der Finanzabteilung ab, dass sie sich im Frühjahr mit ihrem Stipendium zurückmelden konnte.
    Wie es aussah, renkten sich Lilys Leben und unsere Freundschaft also allmählich wieder ein. Was man von meiner Beziehung zu Alex nicht sagen konnte. Er hatte an Lilys Bett gesessen, als ich ins Zimmer platzte, und ehrlich gestanden wäre es mir lieber gewesen, meine Eltern hätten derweil nicht diskret in der Cafeteria gewartet. Nach der steifen Begrüßung gab es natürlich erst mal ein großes Buhei um Lily, aber in der halben Stunde, bis er die Jacke anzog und sich allseits winkend verabschiedete, hatten wir kein vernünftiges Wort miteinander gewechselt. Ich rief ihn von zu Hause an, hörte jedoch nicht mehr als seine Mailbox. Nach etlichen weiteren Probeanrufen erwischte ich ihn schließlich kurz vor dem Schlafengehen.
    »Hi!«, sagte ich so gewinnend und souverän wie möglich.
    »Hey.« Mein Liebreiz prallte offenbar wirkungslos an ihm ab.
    »Hör zu, sie ist auch deine Freundin, ich weiß, und für dich ist so was absolut selbstverständlich, aber ich weiß gar nicht, wie ich dir für alles danken soll, ganz ehrlich: Du hast mich aufgespürt, meinen Eltern geholfen, stundenlang bei Lily am Bett gesessen …«
    »Kein Problem. Das ist doch völlig normal, Freunden in der Not beizustehen. Alles halb so wild.« Völlig normal, ja klar, au ßer für jemanden, der sich mit seinen völlig verschobenen Prioritäten für den Nabel der Welt hielt und rein zufällig gerade mit ihm telefonierte.
    »Alex, bitte, können wir nicht einfach reden, ohne -«
    »Nein. Da gibt’s im Moment nichts zu reden. Das ganze letzte Jahr habe ich darauf gewartet, manchmal sogar darum gebettelt,
aber von dir kam einfach nichts. Irgendwann in der Zeit ist mir die Andy abhanden gekommen, in die ich mich mal verliebt habe. Ich weiß nicht, wie und wann genau es passiert ist, jedenfalls bist du ganz sicher nicht mehr die gleiche, die du vor diesem Job warst. ›Meine‹ Andy wäre nie und nimmer auf die Idee verfallen, eine Modenschau oder eine Party oder sonst was könnte wichtiger sein als eine Freundin, die sie dringend – und zwar wirklich dringend – nötig hat. Klar freue ich mich, dass du hergekommen bist und einsiehst, dass es das einzig Richtige war, aber jetzt brauche ich erst mal wieder Zeit, um mir zu überlegen, wo ich und du, wo wir beide eigentlich stehen. Für mich ist das nichts Neues, Andy. Es geht schon sehr, sehr lange so – du warst bloß immer zu beschäftigt, um es mitzukriegen.«
    »Alex, du hast mir noch nicht die kleinste Chance gegeben, mich in Ruhe mit dir hinzusetzen und dir zu erklären, was gelaufen ist. Kann sein, dass du Recht hast und ich nicht mehr die bin, die ich war. Ich glaub’s zwar nicht – und selbst wenn ich mich verändert habe, dann vielleicht nicht unbedingt nur zum Schlechteren. Sind wir denn wirklich so weit auseinander gedriftet?«
    Noch vor Lily war er mein bester Freund, so viel wusste ich mit Bestimmtheit; aber mehr war er für mich schon seit vielen Monaten nicht mehr gewesen. Es stimmte, was er sagte, und es war an der Zeit, ihm das einzugestehen, auch wenn’s schwer fiel. Ich holte tief Luft.
    »Du hast Recht.«
    »Habe ich das? Meinst du?«
    »Ja. Ich habe mich dir gegenüber abscheulich selbstsüchtig und unfair benommen.«
    »Und was jetzt?« Er klang nicht nach gebrochenem Herzen, bloß resigniert.
    »Weiß auch nicht. Wir reden nicht mehr miteinander? Wir sehen uns nicht mehr? Keine Ahnung, wie das funktionieren soll. Ich will, dass du weiter zu meinem Leben gehörst, und
ich kann mir nicht vorstellen, dass ich ganz aus deinem verschwinde.«
    »Ich auch nicht. Aber ich bin mir nicht sicher, wie lange wir das durchhalten. Wir sind ja damals gleich zusammengekommen, und ob wir es nun schaffen, ›gute Freunde zu werden‹? Scheint mir unwahrscheinlich, aber wer weiß? Vielleicht wenn wir es uns lange und gut überlegt haben...«
    An jenem ersten Abend nach meiner Rückkehr heulte ich wie ein Schlosshund, nicht nur wegen Alex, sondern weil so vieles im vergangenen Jahr sich verändert und verschoben hatte. Als unbedarftes kleines Aschenputtel hatte es mich zu Elias-Clark verschlagen – und mit einer mittleren Portion Lebenserfahrung sowie der Erkenntnis, dass ich immer noch ein Aschenputtel war, wieder hinausgeweht. Doch in der Zwischenzeit hatte ich mehr erlebt als in 100 anderen Anfängerjobs. Und prangte auf meinem Lebenslauf nun auch
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