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Der Terraner / Graffiti (German Edition)

Der Terraner / Graffiti (German Edition)

Titel: Der Terraner / Graffiti (German Edition)
Autoren: William Voltz
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öffnen«, erklärt der nächtliche Besucher ohne Umschweife.
    Hansen starrt ihn verwirrt an. »Aber Schleuse sieben sperrt die Tanks zwölf bis achtzehn. Darin befinden sich über zehn Tonnen reiner Säure.«
    Etwas unwillig wiederholt der andere: »Haben Sie mich nicht verstanden, Walter? Wir öffnen Schleuse sieben!«
    »Die Säure würde unbehandelt in den Fluss gelangen ...«, wendet Hansen ein.
    Sein Vorgesetzter nickt. »Keine Sorge, die Aktion ist gedeckt. Mein Gott, machen Sie nicht so ein Gesicht, Walter. Wissen Sie, was jeden Tag in den Fluss eingebracht wird? Glauben Sie, zehn Tonnen Dreck mehr oder weniger würden daran etwas ändern?«
    »Ich weiß nicht, ob ich es kann«, sagt Hansen niedergeschlagen. »Es könnte den endgültigen Tod des Flusses in diesem Abschnitt bedeuten.«
    Der andere winkt ab. »Sie wissen, wie dringend wir die Tanks zwölf bis achtzehn benötigen. Wenn wir den Dreck nicht loswerden, müssen wir Schicht drei einstellen. Das sind achtundfünfzig Arbeitsplätze, Walter. Sehen Sie es aus dieser Sicht. Wollen Sie, dass achtundfünfzig Menschen keine Arbeit mehr haben?«
    Hansen fühlt sich in die Enge getrieben.
    »Denken Sie auch an Ihre eigene Position«, sagt sein Vorgesetzter leise. »Wenn Sie es nicht tun, wird sich ein anderer dazu bereitfinden.«
    Hansen geht wie benommen zur Schaltanlage. Minuten später öffnen sich die Schleusen, zehn Tonnen Säure strömen in den Fluss.
     
    Walter Hansen ist ein Terraner.



 
    Sein Name ist Jod Kellar.
    Er befindet sich im hintersten Raum eines verfallenen Schuppens. Von irgendwoher kommt wilde Musik. Kellar hockt auf einer Holzkiste. Er hat die Ärmel seines Hemdes hochgekrempelt. Einen Arm hat er mit einem Gummizug so fest abgebunden, dass die Venen hervortreten. Mit einer Spritze zieht Kellar eine Lösung auf, die er sich kurz zuvor zubereitet hat. Sein Gesicht ist blass, die Augen haben einen seltsam entrückten Ausdruck. Die Hände zittern so stark, dass er sein Vorhaben kaum ausführen kann.
    Sein Ziel ist, um jeden Preis aus der Trostlosigkeit seiner Lage zu entfliehen.
    Als er sich die Droge injiziert hat, wird er schnell ruhiger, seine Augen bekommen Glanz. Es scheint, als wäre Jod Kellar von einer Sekunde zur nächsten ein anderer Mensch geworden.
    Zweimal hat er eine Entwöhnungskur mitgemacht, einmal büßte er eine längere Freiheitsstrafe ab, weil er als Dealer arbeitete, um sich Heroin leichter beschaffen zu können.
     
    Jod Kellar ist ein Terraner.



 
    Sein Name ist Roger Mand. Er steht breitbeinig da, sein Gesicht ist gerötet, er atmet heftig.
    Das Kind vor ihm hebt schützend die Arme vors Gesicht.
    Mand schlägt auf das Kind ein, er schreit und ist wie von Sinnen. Es ist sein eigenes Kind, das er prügelt, und er tut das nicht zum ersten Mal. Er empfindet einen dumpfen, unerklärlichen Hass, und seine aufgestauten Aggressionen lösen sich erst, als das Kind wimmernd am Boden liegt.
    Längst hat das Kind jedes Vertrauen verloren, es kennt nur noch Furcht. »Verschwinde!«, brüllt Mand außer sich.
    Das Kind kriecht davon, es will nichts anderes mehr, als diesem Mann zu entkommen.
    Mand lässt sich in einen Sessel fallen und greift nach der Flasche vor ihm auf dem Tisch. Er trinkt und wischt sich mit dem Handrücken über den Mund.
    In ihm ist eine schreckliche Leere.
     
    Roger Mand ist ein Terraner.



 
    Sein Name ist J. Chandler. Er sitzt hinter dem Schreibtisch seiner Redaktionsstube, um ihn herum ist sein Mitarbeiterstab versammelt.
    J. Chandler sieht aus wie ein freundlicher und erfolgreicher junger Mann. Er ist ein erfolgreicher junger Mann, seine Freundlichkeit jedoch gehört zur glatten, oberflächlichen Art.
    Ein grauhaariger Mann ergreift das Wort. »Wir können Kelzon das nicht antun«, sagt er. »Ich meine, Kelzon ist nicht gerade unser Gesinnungsfreund, aber er handelt aufrichtig. Wenn wir diesen Artikel über ihn schreiben, wäre es Rufmord.«
    J. Chandler sieht den Grauhaarigen an und durch ihn hindurch. »Ich kenne deine überholten Auffassungen von Journalismus, Alter«, sagt er. »Kelzon ist unser Gegner, und wir haben die Waffe, um ihn zu erledigen. Wir bringen die Sache in großer Aufmachung. Später können wir alles widerrufen, aber er wird seine Weste nicht wieder reinwaschen können. Uns passiert nichts, denn wir zitieren nur Quellen, die unauffindbar bleiben.«
    »An dieser Art von Journalismus beteilige ich mich nicht«, widerspricht der Grauhaarige und geht hinaus.
    J. Chandler winkt
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