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Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel
Autoren: David Halperin
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eher von dieser Welt als der eines Rabbis – »Aber, mal ehrlich, Leute. Bitte …«
    »Jetzt kommt eine erheblich kürzere Anmerkung«, sagte Rosa. »Mit anderer Handschrift. Bin genau derselben Ansicht. JDS. Also, diese Initialen … stehen die möglicherweise für …?«
    »Jeffrey Duncan Stollard«, sagte ich. Ich legte die Betonung auf Duncan.
    Rosa seufzte schwer. Sie klappte das Buch zu und gab es mir zurück, ohne mich anzusehen. Sie legte den Kopf an die Rückenlehne und schloss die Augen. Hatte sie letzte Nacht überhaupt geschlafen? Was hatte ihre Mutter ihr diesmal angetan? Wenn Rosa mir ihre Beine zeigen würde, wie damals
in der siebten Klasse, wären da wieder Spuren dieser Verrückten zu sehen?
    Währenddessen redete Jeff und versuchte, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    Die drei Männer, die nach Benders Geschichte glutäugige Außerirdische aus einem anderen Sonnensystem waren, hatten ihm eine kleine Metallscheibe gegeben. Er konnte zu ihnen Kontakt aufnehmen, indem er die Scheibe drückte und das Wort Kazik sagte, gewissermaßen genau wie unsere Delta-Sender.
    »Bender sagt«, Jeff lachte, als könnte Rosa es vielleicht lustig finden, »sie hätten ihn entführt und an Bord ihres Raumschiffs geholt. Dann haben sie ihm angeblich irgendwas ins Hirn implantiert, sodass er jedes Mal diese schrecklichen Kopfschmerzen bekam, wenn er auch nur daran dachte, jemandem zu erzählen, wer sie waren und was sie mit ihm anstellten. Und sollte er doch jemals irgendwem davon erzählen …«
    »Ja?«, sagte Rosa mit großen Augen.
    »Paff! Er würde sich auflösen!«
    »Sein Körper?«, fragte Rosa. »Er würde sich einfach auflösen?«
     
    … Ich muss aufhören zu schreiben. Ich hätte das alles gar nicht zu Papier bringen dürfen. Mom wird es finden, beim Herumschnüffeln, während ich in der Schule bin. Sie wird lesen, wie ich den Einbruch beschreibe, der zwar stattgefunden hat, natürlich, aber nicht so, wie ich es erzähle …
    Dann würde sie auch erfahren, wie ich über Rosa Pagliano denke, was ich für sie empfinde und mir erträume. Von einer Schickse.
    Wird meine Mutter sich, genau wie Bender, einfach auflösen?

    Oder werde ich es sein, der mit einem letzten grellen Blitz zu Staub zerfällt?

KAPITEL 3
    Wann ich mich in Rosa verliebt habe?
    Das frage ich mich manchmal, wenn ich im Bett liege, wenn ich nicht schlafen kann und mich hin- und herwälze und höre, dass es meiner Mutter auf der anderen Seite der Wand genauso geht. Wahrscheinlich am Donnerstag, dem 20. Dezember 1962, an jenem Abend, als Jeff und ich uns in der öffentlichen Bücherei von Kellerfield getroffen haben, um unserem Referat über UFOs den letzten Schliff zu geben.
    Das war ein gutes Referat, bestimmt eine Eins oder Eins plus. Wir hatten vor zwei Monaten damit angefangen, am selben Tag als Kennedy die Kuba-Blockade verkündete und wir uns noch darüber lustig machten, dass wir es im Kriegsfall gar nicht abgeben müssten, da wir dann tot wären und die Lehrer auch. Jetzt war es fertig. Wir hatten es gemeinsam Korrektur gelesen. Danach packten wir unsere Bücher zusammen, verließen die Bücherei und standen draußen bei den Fahrradständern. Und redeten.
    Es war sehr kalt an diesem Abend. Kein Mond; die Sterne klarer, als ich sie je gesehen hatte. Sie erinnerten mich an die blinkenden Lichter am Weihnachtsbaum, den ich mir so sehr gewünscht hatte, als ich klein war, den meine Mutter aber nie haben wollte. Wir redeten über Rosa.
    »Ich mag sie«, sagte Jeff.
    »Ich mag sie auch«, sagte ich.
    »Dann bist du mein Rivale«, erwiderte Jeff. »Wie wollen wir das klären? Mit einem Duell?«

    Ich war verletzt und fühlte mich falsch verstanden. Ich blickte zu den Sternen auf – das Rot der Beteigeuze, das eisblaue, diamantene Glitzern des Sirius. Das ist für mich der Weihnachtsbaum: eine Treppenleiter durch die Sterne zum größten von allen. Glücklich sind jene, die sie erklimmen.
    »Ich meinte nicht, dass ich sie so mag«, sagte ich.
    »Ich meinte aber, dass ich sie so mag«, sagte Jeff.
    Ich schluckte. Vielleicht mochte ich Rosa doch irgendwie so. Aber ein Mädchen, das man schon an seinem Namen als Schickse erkannte? Das mit seiner geschiedenen Mutter allein in Braxton lebte, die sich die Haare färbte und ihrer Tochter Schreckliches antat, wenn niemand hinsah? Meine Mutter ist bestimmt nicht eingebildet und auch nicht bigott, aber sie hat ihre ganz eigenen Vorstellungen. Außerdem hatte Jeff es zuerst gesagt.
    Am
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