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Der Steinwandler pyramiden2

Der Steinwandler pyramiden2

Titel: Der Steinwandler pyramiden2
Autoren: douglass
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ich nahm den Kasten mit dem Buch und den Kelch und stellte beides vor Boaz hin.
    »Du hast es immer gewußt, Boaz«, sagte ich. »Gib es zu.«
    Es war eine Erleichterung für ihn, es sich endlich eingestehen zu können.
    »Ja, auch wenn ich lange nicht begriffen habe, was es bedeutete.« Seine Stimme war sehr ruhig, er hielt den Blick auf den Kasten gerichtet. »Ich fühlte mich so verlassen, als meine Mutter starb. Es gab niemanden, an den ich mich wenden konnte…«
    Ich sah Zabrze an. Seine Miene war gequält, und ich berührte sacht seine Hand.
    »… und eines Tages kam ein Magier und unterhielt sich mit mir. Er sagte, die Macht der Eins sei eine wundervolle Sache, und wenn ich mich ihr öffnen würde, dann würde ich niemals mehr allein sein. Es klang so… fürsorglich. Ich stürzte mich mit Leib und Seele« – seine Lippen verzogen sich bei dem unfreiwilligen Witz – »auf das Studium der Eins. Es schien das zu sein, wonach ich mich immer gesehnt hatte. Geborgenheit.
    Gesellschaft – die Gesellschaft und Gemeinschaft der Magier wie auch der Eins. Macht. Das reizte mich.«
    »Vielleicht hast du dich auch nur danach gesehnt, deine eigene Macht kennenzulernen«, sagte ich, »und hast deine Sehnsucht falsch verstanden.«
    »Vielleicht. Wie auch immer, es bedurfte keiner großen Anstrengung, mich zu der einzigartigen Hingabe an die Eins zu bewegen. Ich lernte schnell, die Magier waren stolz auf mich.
    Ich glaube, sogar Chad Nezzar war es, denn ich war ein Waisenjunge ohne großes Erbe. Überlaßt ihn den Magiern, sagte er, sollen sie sich um ihn und seine Erziehung kümmern.«
    »Wann hast du erkannt, daß es Tiefen in dir gibt, die anders sind?« fragte ich. Ich hielt seine Hand fest in meinen Händen.
    »Etwa mit zwanzig. Ich erkannte, wenn ich gewisse Dinge berührte, wie Glas oder Metall, daß sie mir etwas zuflüsterten.
    Ich wußte sofort, was da geschah. Und man hatte mir beigebracht, daß die Magie der Elemente böse und verderbt war. Und so fühlte ich mich selbst auch böse und verderbt. Ihr beide werdet nie verstehen können, wie lange ich in Angst und Schrecken lebte. Ich baute Mauern und Festungen, hinter denen ich mich verbarg. Ich wurde der perfekte Magier. Ich brauchte sieben Jahre, aber ich schaffte es. Schließlich glaubte ich, das vernichtet zu haben, was mich so verdorben hatte.«
    »Aber du hast noch immer von dem Lied der Frösche geträumt«, sagte ich.
    »Immer seltener. Aber vielleicht habe ich die Träume auch so aus meinem Bewußtsein ausgeklammert, daß ich mich nicht mehr daran erinnerte. Ich war unverletzbar. Der perfekte Magier. Bis du mir in Setkoth diese verfluchten Frösche geschliffen hast.«
    Zabrze schaute verwirrt drein, und ich schilderte ihm in kurzen Worten, wie ich bei meiner Ankunft in Setkoth das Glas bearbeitet hatte. Er nickte und erzählte Boaz, daß die Frösche beim Tod seines Vaters ein Klagelied angestimmt hatten.
    »Nun«, sagte er dann und lehnte sich zurück. »Und jetzt?«
    »Zerstören wir die Pyramide«, sagte ich energisch. »Wir müssen es tun.«
    Boaz schwieg.
    »Wir müssen es tun«, wiederholte ich. »Willst du immer noch nicht zugeben, daß sie etwas Angsteinflößendes hat?
    Willst du das noch immer abstreiten?«
    Er senkte den Blick. »Nein. Nein, sie hat tatsächlich etwas Bedrohliches. Aber mal davon abgesehen, die Pyramide abzureißen… ich wüßte nicht, wie…«
    »Aber worin liegt dieses Bedrohliche?« fragte ich.
    »Es liegt vermutlich an der merkwürdigen Macht, aus der sie gespeist wird.«
    »Das Tal«, sagte ich und erinnerte mich.
    »Das Tal?« wiederholte Zabrze. »Ich habe nur flüchtig davon gehört.«
    »Es ist eine Machtquelle«, sagte Boaz langsam und dachte sorgfältig nach, bevor er sprach. »Die Magier wußten von ihrer Existenz, wie auch von ihrer Macht. Wir haben sie immer für den Ursprung der Schöpfung gehalten, das Nichts, aus dem das Universum und alles, was es enthält, entspringt. Wir glaubten, wir könnten sie uns nutzbar machen. Die Pyramide oder vielmehr die Kammer zur Unendlichkeit würde eine Brücke, eine Verbindung zur Unendlichkeit und Unsterblichkeit sein.«
    »Boaz«, sagte ich mit wachsendem Entsetzen, »und was ist, wenn jemand von der anderen Seite zu uns herüberkommt?
    Was ist, wenn es in dem Tal jemanden gibt, der die Brücke als Verbindung zu unserer Welt benutzt?«

    Schweigen.
    »Verdammt, Bruder«, stieß Zabrze hervor und packte Boaz’ Arm. »Was hast du getan?«
    »Bin ich jetzt für alles
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