Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sonntagsmann

Der Sonntagsmann

Titel: Der Sonntagsmann
Autoren: Kanger
Vom Netzwerk:
aber es war ein neues Zimmer. Sie sann darüber nach, woran das liegen könnte. Vielleicht war es passé und gehörte der Vergangenheit an. –
    Sie beschloss, etwas verspätet zur Acht-Uhr-Besprechung zu kommen. Die Gespräche verstummten, als sie eintrat. Alle Blicke waren auf sie gerichtet. Jönsson saß wie immer am Tischende. Rosén, Svalberg und Niklasson waren anwesend. Eine weitere Handvoll Kollegen aus ihrem Dezernat saßen ebenfalls am Tisch. Ihr war klar, dass Rosén erzählt hatte, was geschehen war und warum sie nach Norwegen gefahren war. Alle wussten, was auf dem Spiel stand.
    Sie setzte sich auf ihren Platz. Jönsson wirkte ratlos. John Rosén brach endlich das Schweigen.
    »Wie ist es gelaufen?«
    Elina ließ sich mit ihrer Antwort Zeit. Die kurze Stille war wie eine kleine, schimmernde Perle. Sie wusste, dass sie sie für immer in ihrem Innern bewahren würde.
    »Seine Fingerabdrücke sind in dem Haus sichergestellt worden, aus dem die Ermordete verschwunden ist. Zu Hause hat er ein Foto von sich und Ylva Malmberg aufbewahrt. Das Postfach in Svolvsær bringt ihn in einen direkten Zusammenhang mit dem verschwundenen Kind. Er wurde gestern in Untersuchungshaft genommen, genau dreizehn Stunden, bevor der Mord verjährt. Aber er will nicht reden. Bei den Verhören schweigt er. Jetzt warten wir auf den DNA-Test des Spermas. Falls er positiv ausfällt, glaubt die Staatsanwältin an eine Verurteilung.«
    Mehr brauchte sie nicht zu sagen. Es wurde wieder still. Nur das Rauschen des Windes war durch das offene Fenster zu hören. Dann begann John Rosén zu klatschen, Svalberg fiel sofort ein. Die anderen klatschten ebenfalls. Als letzter applaudierte Jönsson.
     
    Nach der Besprechung begleitete John Rosén sie in ihr Büro. Elina setzte sich, Rosén blieb stehen. »Setz dich«, forderte sie ihn auf. »Das sieht ja so aus, als würdest du vor mir in Hab-Acht-Stellung stehen. So besonders ist die Sache nun auch wieder nicht.«
    »Was passiert jetzt?«, fragte Rosén und nahm ihr gegenüber Platz. »Es verhält sich so, wie ich gesagt habe«, antwortete Elina. »Wir warten auf das Testergebnis. Dann versuche ich nochmals, ihn zu vernehmen.«
    »Das meinte ich nicht. Was hast du jetzt vor?«
    »Was ich gesagt habe, gilt immer noch. Ich kann den Beschluss nicht ändern. Ich werde jedenfalls nicht beim Dezernat bleiben, egal was passiert.«
    Rosén nickte. Er konnte sie verstehen. »Und du?«, fragte sie. »Ich weiß nicht«, antwortete er. »Vielleicht bleibe ich Chef der Mordgruppe. Da du Erfolg hattest, ist es nicht mehr so wichtig, dass ich aufhöre. Wir haben trotzdem gesiegt.«
    »So sicher ist das nicht«, widersprach Elina. »Aber du hast trotzdem Recht. Wir haben die Sache durchgezogen, und wenn du weiterhin Chef bleiben willst, dann tu das auch.«
    Sie erhoben sich. Rosén ging auf die Tür zu. Er hielt einen Augenblick inne, wandte sich um und hielt ihr die Linke hin. Sie nahm sie und drückte sie fest. Dann ging er.
    Als sie sich wieder gesetzt hatte, rief sie beim Kriminaltechnischen Labor an. Boel Haraldson hatte ihr den Namen des Kriminaltechnikers gegeben, der den DNA-Test durchführte. Sie ließ sich durchstellen und hatte ihn am Apparat.
    »Ich stehe im Labor und habe gerade mit der Arbeit angefangen«, sagte er. »Aber machen Sie sich keine großen Hoffnungen. Mit alten Proben gibt es oft Probleme.«
    »Wieso das?«, wollte Elina wissen. Eine leise Unruhe stieg in ihr auf.
    »Heutzutage braucht man nicht viel DNA-Material, um einen Vergleich durchführen zu können. Bis es dazu kommt, gibt es jedoch viele Probleme. Vorzugsweise sollte das Material sofort bei minus 70 Grad eingefroren werden. Aber das hat man vor fünfundzwanzig fahren noch nicht gewusst. Außerdem hat es über ein halbes Jahr gedauert, bis das Material überhaupt gesichert werden konnte. Die Qualität könnte ganz einfach zu schlecht sein.«
    »Und was bedeutet das?«
    »Je weniger DNA-Material wir haben und je schlechter die Qualität ist, desto länger dauert es, eine ausreichende Menge für einen Test heranzuzüchten.«
    »Wann können Sie denn fertig sein?«
    »In zwei Wochen etwa.«
    Elina war entsetzt. »Das geht nicht! Ich brauche in sechs Tagen eine Antwort. Allerspätestens. Sonst ist es zu spät.«
    »Okay. Wir machen in einer Woche den ersten Versuch, egal, wie weit wir bis dahin sind.«
    Das endet mit mir noch so wie mit Kärnlund, dachte Elina, nachdem sie aufgelegt hatte. Mit einem Herzinfarkt.
    Abends fuhr sie zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher