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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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Pfeile der Söldner des Waldkönigs hatten mindestens ein Dutzend von ihnen aus dem Geäst geholt. Manche hatten Pfeil und Sturz zwar überlebt, wurden aber nun der Reihe nach abgeschlachtet.
    Doch die anderen sind gerettet, dachte Arvan erleichtert. Ein Dutzend verloren, aber anderthalbtausend gerettet. Gomlo wird mit mir zufrieden sein.
    Einer der Söldner schnitt die Ranken durch, an denen Arvan hing. Er fiel auf den Boden.
    » Zusätzlich zu gebratenem Baumschaf auch noch gedünstete Halblingszunge– wie gefällt uns das denn«, rief einer der Kerle, der sich auf seinen Langbogen stützte. » Unser Speiseplan wird ja noch reichhaltiger, als ich zu hoffen wagte.«
    Die anderen lachten.
    » Halblinge sind keine Tiere, sondern Bürger in Harabans Reich«, warf ein anderer ein. » Und die sollen wir doch beschützen und nicht essen!«
    Das Gelächter wurde noch lauter und rauer.
    Einer stieß Arvan mit dem Speerschaft an. Er befreite sich aus den Ranken. » Der hat ja kleine Füße«, sagte ein Kerl, dem der Vollbart unter dem Helmriemen hervorquoll.
    Schnell hatte sich ein Ring um Arvan gebildet. Die Soldaten starrten ihn an. Arvan trug ein Wams aus Baumschafwolle, das in der Mitte von einem breiten Gürtel zusammengehalten wurde. Ein Langmesser hing in einer bestickten Lederscheide an seinem Gürtel. Seine Halbling-Ziehmutter Brongelle hatte die Stickerei in liebevoller Kleinarbeit eingearbeitet– so fein, wie es wohl nur den geschickten Händen des kleinen Volkes möglich war. Arvans Hose war aus Baumschafleder und endete knapp über den Knöcheln. Er war barfuß– und man brauchte keinen Halbling zum Vergleich, um zu erkennen, dass seine Füße nicht einmal halb so groß waren, wie man es von einem Bewohner dieser Wälder erwartet hätte. Außerdem stand der Junge einigen der Söldner sogar auf Augenhöhe gegenüber.
    » Du bist kein Halbling«, sagte einer der Söldner verblüfft.
    » Ich gehöre zum Stamm, dessen Urvater Brado der Flüchter ist«, sagte Arvan auf Relinga.
    » Er scheint mir ein fleischgewordener Fluch der Baumdämonen zu sein«, keuchte ein anderer Soldat.
    Arvan deutete auf die getöteten Baumschafe. » Ihr habt euch an fremdem Eigentum vergriffen. Niemand hat euch erlaubt, Baumschafe aus der Herde zu nehmen!«
    » Ein großes Mundwerk und wenig Verstand«, lautete der Kommentar des Söldners mit dem Vollbart. » Und selbst zum Klettern anscheinend zu dämlich!«
    Einer der anderen Männer legte die Hand um den Griff seines Schwerts und zog die Klinge. » Töten wir ihn. Sonst gibt es nur Ärger.«
    Da schritt der Hauptmann ein, dem es bisher wichtiger gewesen war, den toten Baumschafen die nur etwa daumengroßen Stummelhörner aus der Stirn zu brechen. Sie bestanden aus einem hornigen Material und waren entweder grau oder schwarz. Letztere waren sehr selten und galten als Glücksbringer und in pulverisierter Form als Heilmedizin. Man konnte gute Preise damit erzielen.
    Im ungeschorenen Zustand waren diese Hörner bei den Schafen nicht zu sehen.
    Immerhin eines der Hörner war schwarz und damit wertvoll. Baumschafblut besudelte das Übergewand des Hauptmanns, während er seine Trophäe ins Licht hielt, das durch eine der wenigen Lücken im Geäst der Riesenbäume bis zum Waldboden fiel. Er lachte zufrieden. » Mal sehen, ob die Narbe, die mir der letzte Feldzug eingebracht hat, aufhört zu schmerzen, wenn ich das hier bei mir trage.« Dann wandte er sich zu Arvan um. » Wer bist du?«
    » Mein Name ist Arvan.«
    » Du siehst aus wie ein Mensch, aber du lebst bei den Halblingen?«
    » Ich bewache die Herde von Gomlo, dem Baum-Meister des Stammes von Brado dem Flüchter.«
    » Dann gehört ihm die Herde und nicht etwa dir?«
    » Ich bin sein Sohn, und was Ihr hier tut, verstößt sowohl gegen die Gesetze des Halblingwaldes als auch gegen die von Harabans Reich.«
    » Wenn er der Sohn eines Halblings bist, dann möchte ich nicht die Frau sehen, die diese Missgeburt hervorgebracht hat«, rief der Kerl mit dem Vollbart, und aus mindestens einem Dutzend heiserer Kehlen wurde dazu dreckig gelacht.
    Der Hauptmann hob die Hand. Sein Gesicht blieb unbewegt. Er schien den Humor seiner Männer nicht zu teilen.
    » Töten wir ihn«, sagte er dann. » Sonst gibt es nur unangenehme Fragen. Wenn man uns schon in diesen von den Göttern verlassenen Wald schickt, ohne uns richtig zu versorgen, will ich nicht auch noch durch Halblingsangelegenheiten beim Essen gestört werden!«
    Daraufhin zog auch der Kerl
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