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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier
Autoren: Susan Hastings
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sie nicht zufällig entdeckt werden konnten. »Die Sache mit der Keuschheit ist eben etwas, an das sich keiner so richtig halten kann – und will. Der Teufel hat uns nun mal die Lust in den Schwanz gesteckt und es ist ganz schwer, dagegen anzukämpfen. Manche Brüder sind schon verrückt geworden, wenn sie ihren Drang nicht loswerden konnten. Aber was sollten sie machen? Masturbieren ist eine Sünde und wird bestraft. Mit Frauen zu verkehren ist eine Sünde und wird bestraft. Mit Jungen zu verkehren ist eine Sünde…«
    »… und wird bestraft. Alles ist Sünde, was den Körper betrifft.«
    »Bruder Benediktus sagt, dass es an den Frauen liege. Sie verleiten den Mann zur Sünde. So war es schon im Paradies und es hat sich nicht geändert. Vorn bieten sie allen Liebreiz und hinten sind sie ganz verwurmt.«
    »Und deswegen machen sie das lieber mit Knaben?« Rupert schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Es sind die Prüfungen, die uns Gott auferlegt.« Luke zuckte mit seinen mageren Schultern. »Immerhin haben die Novizen und die jüngeren Brüder so die Möglichkeit, in den Genuss gewisser Privilegien zu kommen, wenn sie den Älteren willig sind. Hast du nicht bemerkt, was die Novizen machen, wenn sie heißes Wasser in der Küche holen?«
    »Na, für die Rasur der Mönche, das weiß ich doch.«
    »Du weißt nicht alles. Nachdem die Brüder ihre Bärte und ihre Tonsur rasiert haben, scheren sich die Novizen das Schamhaar ab, wenn sie schon welches haben. Denn die älteren Brüder mögen nur Knaben, die noch unbehaart sind.«
    »Die Novizen machen das freiwillig mit?«, fragte Rupert entsetzt.
    »Nein, aber ihnen bleibt nichts anderes übrig. Du warst doch auch lange genug Novize, hat dich keiner…?«
    »Ich habe mich gewehrt. Was meinst du, warum ich zwei Jahre lang die Latrinen scheuern musste und mehr Prügel als zu essen bekam?«
     
     
    Der kleine Raum, der als Schule diente, war gedrängt voll. Auf Bänken und Stühlen hockten die Klosterschüler. Bruder Gregorius unterrichtete lateinische Grammatik. Wie immer, war Rupert einer der wissbegierigsten Schüler. Und sein Fleiß, fremde Sprachen zu erlernen, trug Früchte, als Bruder Gregorius ihm ein Pergament überreichte, auf dem hebräische Schriftzeichen standen, darunter die lateinische Übersetzung. Mit vor Eifer glühenden Ohren machte Rupert sich ans Werk, diese seltsamen, fremden Zeichen zu erlernen.
    Es schien, als wäre er am Ziel seiner Sehnsucht angekommen. Er arbeitete in der Bibliothek und im Skriptorium, lernte neben Latein auch Hebräisch und prägte sich alle Bücher ein, die ihm unter die Augen kamen. Meist waren es theologische Werke, aber es gab auch Bücher über die Natur, über das Leben von Heiligen, über geheime Rezepte für Arzneien und Drogen.
    Und es sollte sogar Bücher über die Heilkunst, über Magie, über den Teufel geben. Doch diese Bücher standen auf dem Index und wurden sorgsam in einem fest verschlossenen Wandfach der Bibliothek aufbewahrt. Gerade diese Bücher waren es, die Ruperts Neugier weckten. Das Wissen, das die Mönche freiwillig vermittelten, reichte ihm schon lange nicht mehr.
    Luke wusste auch hier Rat. Er war handwerklich geschickt und arbeitete tagsüber oft in der Schmiede, reparierte die Ackergeräte, Türangeln oder Schlösser. »Wenn es dir gelingt, den Schlüssel, den Bruder Gregorius immer an seinem Gürtel trägt, in ein kleines Wachstäfelchen zu drücken, kann ich dir einen zweiten Schlüssel nach dem Muster bauen«, bot er Rupert an.
    Es war nicht einfach, doch Rupert gelang es nach mehrmaligen Versuchen, einen Abdruck des Schlüssels herzustellen. Das Wachstäfelchen verbarg er unter seiner Kutte, bis er es Luke geben konnte.
    Wenige Tage später hielt er den begehrten Schlüssel in der Hand. Nachts schlich sich Rupert heimlich in die Bibliothek und öffnete den geheimen Schrank. Manchmal war auch Luke mit dabei und sie schauten sich gemeinsam die Bilder an, die in manchen Büchern waren. Es waren seltsame Bilder, von der Erschaffung des Menschen durch Gott, aber auch nackte Menschen, eine gezeichnete Geburt, erzählende Dichtungen über Helden, die zugleich Märtyrer, Heilige und lebensfreudige Ritter waren.
    »Hör mal, hier: Süßeste Nonne, prüf meine Liebe. Jetzt erschallen die Wälder von Liedern. Nun singen die Vögel im Wald. Wie findest du das?«
    »Na, glaubst du mir nun? Von wegen der Lebensinhalt eines Mönches ist nur der christliche Glaube. Aber was willst du mit solchen Büchern
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