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Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)
Autoren: R.J. Ellory
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lag er in dem rosafarbenen Wasser. Seine Augen brannten von dem Shampoo mit Jojoba-Extrakt, das sie für ihn kaufte. Schatten sind nur Schatten , dachte er. Sie können dir nichts anhaben, solange du nicht glaubst, dass sie mehr sind als das. Wenn du erst mal in diese Richtung denkst … dann gehst du mit Zähnen und Klauen auf die Schatten los. Und dann werden sie dich kriegen.
    »Frank …«
    »Komm rein.«
    Eve öffnete die Tür einen Spalt breit und trat seitwärts ins Bad. Sie setzte sich auf den Wannenrand. Sie trug nur Unterwäsche und ihren Bademantel. Sie griff nach unten und ließ ihre Finger im Wasser kreisen.
    »Erzähl mir, was mit diesem Jungen und seiner Freundin passiert ist.«
    Frank schüttelte den Kopf. »Jetzt nicht. Eine neue Geschichte für einen anderen Tag.«
    »Willst du was trinken?«
    Wieder schüttelte er den Kopf.
    »Willst du high werden?«
    Frank lächelte. »Das hab ich in meinen Zwanzigern hinter mir gelassen. Abgesehen davon solltest du diesen Mist auch nicht rauchen. Es ist nicht gut für die Seele.«
    Eve ignorierte die Bemerkung.
    Frank zog sich so weit hoch, dass er gegen den Wannenrand lehnte. Jetzt saß er genauso da wie vorhin Thomas Franklin Scott.
    Eve reichte ihm ein Handtuch. Er rubbelte damit sein Haar trocken, dann gab er es ihr zurück, damit er aus der Wanne steigen konnte.
    Er stand vor ihr, nackt und feucht.
    Sie nahm seinen Schwanz, fing an, ihn zu massieren, senkte sogar den Kopf und nahm ihn in den Mund.
    Nichts passierte.
    »Möchtest du etwas?«, fragte sie.
    »Was? Eine von diesen Pillen etwa? Mein Gott, Eve, nein. An dem Tag, wo ich anfange, diesen Scheiß zu schlucken, um ihn hochzukriegen, weiß ich, dass meine Zeit vorbei ist.«
    »Du liebst mich doch noch, oder?«
    Frank lächelte. Er streckte die Hand aus, sie griff danach, und er zog sie hoch. Er drückte sie an sich, fühlte die Wärme ihres Körpers auf seiner feuchten Haut. Er zitterte.
    »Alles in Ordnung mit dir?«
    Er nickte, sagte aber kein Wort.
    Er wollte sagen: Nein, Eve, es ist nicht in Ordnung. Nicht richtig. Manchmal führe ich Gespräche mit denen, die es nicht geschafft haben. Mit denen, die ich nicht rechtzeitig entdeckt habe. Mit denen, die mir durch die Hände geglitten und gestorben sind. Und das wäre nicht so schlimm, wenn sie mir nicht antworten würden. Aber das tun sie. Sie sagen mir, wie sauer sie auf mich sind. Dass ich alles versaut habe. Dass ich es nicht geschafft habe, herauszubekommen, was mit ihnen geschehen ist, und jetzt schmoren sie in der Vorhölle …
    »Frank?«
    Er lehnte sich zurück, schaute ihr ins Gesicht und lächelte, als wäre Weihnachten. »Mir geht’s gut«, sagte er. »Mehr als gut.«
    »Willst du bleiben und frühstücken?«
    »Nein, ich muss los«, erwiderte er. »Ich hab einen Termin.«
    »Was denn?«
    »Nur eine Sache wegen der Arbeit.«
    »Kaffee?«
    »Gern«, sagte er. »Stark. Halb und halb.«
    Sie verließ das Bad.
    Frank lehnte sich gegen den Spiegel, beugte den Kopf zurück und schaute in seine Nasenlöcher. Er presste seinen Daumen gegen das rechte und blies mit neunzig Stundenkilometern Blut aus dem linken.
    Er schaute hinunter auf die winzigen Spritzer von Tommy Franklin auf dem weißen Porzellan.
    Rückschau – die reine und klare Illumination der Geschichte.
    Er sprach das Gebet, das eine, das alle in solchen Momenten sprechen: Lieber Gott, schenk mir wenigstens noch einen Tag.
    Frank Parrish legte hundert Dollar auf die Kommode neben der Tür von Eve Chancellors Wohnung. Seit drei Jahren kam er her, seit er sie vor einer Verhaftung wegen Prostitution bewahrt hatte. Er hatte die Berichte verloren, hatte sie verschwinden lassen. Nicht weil er sich ausrechnete, dass er sie umsonst vögeln könnte, sondern weil er etwas anderes für sie empfand. Sympathie? Nein, nicht Sympathie. Empathie .
    Wir alle machen manchmal für Geld die Beine breit.
    Leise schloss er die Tür hinter sich und ging die Treppe hinunter ins Erdgeschoss. Es war 9:10 Uhr. Er musste einen Bericht über das Franklin-Fiasko schreiben, und dann könnte er – wenn er Glück hatte – seinen Termin wahrnehmen. Eine halbe Stunde zu spät, vielleicht sogar vierzig Minuten.
    Auf dem Weg zur U-Bahn-Station trat er an den Rand des Bürgersteigs und übergab sich in den Rinnstein. Er spürte das Brennen in seinem Magen, seiner Luftröhre, seiner Kehle. Er dachte, er sollte sich untersuchen lassen. Morgen. Vielleicht am Mittwoch.
    3
    »Sie kommen zu spät.«
    »Ja.«
    »Ich denke, Sie
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