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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)
Autoren: Dane Rahlmeyer
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die anderen waren noch an Bord, eingesperrt im Frachtraum. Zumindest hoffte Kriss das. Sie musste sie befreien – nur wie? Sie hatte keine Waffen und Lian war immer noch nicht zurück.
    Sie wusste, was er vorhatte und dass es an Selbstmord grenzte. Alles in ihr drängte sie dazu, zu ihm zu laufen.
    Da begann der Boden unter ihren Füßen zu beben. Kalter Schrecken durchfuhr Kriss. Sie drückte sich gegen die Wand, während Teile der Decke zu Boden krachten und Glas barst.
    Eine Erinnerung blitzte auf und für einen Augenblick floh sie wieder mit Alrik durch den Tempel der Zeit, während dieser in sich zusammenfiel.
    Die Kristalle!
    Sie mussten sie irgendwie beschädigt haben!
    Kriss hielt es nicht länger aus. Sie stieß sich von der Wand ab, während um sie herum der Palast erzitterte.
    Noch bevor sie den Raum mit dem Zugang zur Treppe erreicht hatte, hörte sie den Schrei.
    Lians Schrei.
     
    Der Schmerz verging. Einen Moment lang war er nur damit beschäftigt zu Atem zu kommen. Lian betastete seinen Bauch, befürchtete, seine Finger in Blut zu baden, aber da war nichts, kein Blut, keine Wunde. Nun, von seiner Pein befreit, drängte sich ihm wieder das Grollen der Insel ins Bewusstsein. Der Staub und Mörtel, die von der Decke rieselten.
    Keuchend blickte er zu der Baronin auf und eine Miniatur ihres Gesichts war in der Kugel zu sehen. Er hörte ihre Worte doppelt: einmal aus ihrem Mund und gleichzeitig aus dem Artefakt.
    »Nach allem, was ich für dich getan habe, nach allem, was ich dir gegeben habe, willst du einfach davonlaufen? Wie hast du dir das vorgestellt?«
    Er kämpfte sich auf die Beine. »Zu ... einfach«, keuchte er.
    »Ich will dir nicht weh tun, Lian«, sagte die Baronin eindringlich. »Aber ich werde es tun, wenn du mich dazu zwingst!«
    Er fühlte Glas in seinem Magen zersplittern. Er presste die Kiefer zusammen, bis er glaubte, seine Zähne selbst würden bersten. Dann hörte es plötzlich auf.
    »Jetzt steh auf«, hörte er die doppelte Stimme der Baronin über sein Keuchen sagen. »Wir müssen diese Insel verlassen!«
    »Nein.« Lian legte die Hände an die Mauer, kämpfte sich auf die Beine.
    Die Baronin sah ihn verwirrt an.
    »Ich geh’ nich’ mit Euch!«
    Nägel, die seinen Bauch durchbohrten. Feuer, das ihn von innen zerriss. Seine Beine zitterten. Nur mit äußerster Mühe konnte er sich davor bewahren zusammenzubrechen.
    »Das war ein Befehl, Lian!«
    Er presste jedes einzelne Wort zwischen seinen Zähnen hervor. »Und Ihr ... könnt ihn Euch ... sonstwo hinstecken!«
    Sie nahm ein wenig von dem Schmerz zurück. »Warum tust du mir das an?« Auf einmal klang ihre Stimme so leise und zerbrechlich. »Ich liebe dich!«
    Lian konnte nicht anders. Er begann zu lachen, so bitter, dass er glaubte, Galle zu schmecken. Er schaffte es, einen Schritt auf sie zu zu machen. »Kriss hat Recht, Ihr seid krank!«
    Das schien sie ihm übel zu nehmen. »Du hast mir zu gehorchen, Lian!«
    »Nein«, sagte er. »Nich’ mehr!« Er wagte einen weiteren Schritt, aber neue Qualen trafen ihn wie ein Blitzschlag. Seine Beine gehorchten ihm nicht länger, er stolperte, landete auf einer Stufe, nur eine Armlänge von der Baronin entfernt. Dort lag er, ein schreiendes Bündel Schmerz, zitternd und bebend im Einklang mit der untergehenden Insel. Er streckte seine Hand nach der Kristallkugel aus, aber die Baronin hielt das Gerät aus seiner Reichweite.
    »Sei kein Narr!«, sagte sie inständig. »Und komm mit mir!«
    »Nein«, krächzte er.
    Die Baronin schloss einen Moment die Augen. Sie sah nicht glücklich aus. »Wie du willst ...« Ihr Daumen drückte den Knopf auf der Kugel fester. Lian hatte nicht einmal mehr die Kraft zu schreien. »Dann bleib!«
    » Hört sofort auf! «, rief eine Stimme.
    Unter Qualen sah Lian auf.
     
    Mit den Händen an der Wand abgestützt, kam Kriss auf der bebenden Treppe zum Stehen.
    Lian lag zehn Stufen unter ihr, vor Schmerzen gekrümmt. Sein Gesicht war zu einer gequälten Grimasse verzerrt. Der Anblick zerdrückte ihr das Herz.
    »Nein!«, brachte Lian hervor. »Nich’! Hau ... ab!«
    Die Baronin stand zwei Stufen unter ihm. Ihre rechte Hand lag auf der Wand, ihre linke hielt eine mit Messing verzierte Kristallkugel, in der Kriss ein Mosaik aus bunten Partikeln sah, das ihr eigenes Gesicht darstellte. »Hör besser auf ihn, Kind!«, sagte die Baronin.
    »Ich sagte, Ihr sollt aufhören!« Tränen liefen über Kriss’ Wangen, als sie zu Lian lief und sich zu ihm beugte. Sie
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