Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari
Autoren: Patricia Mennen
Vom Netzwerk:
Klunker doch von diesen Wilden?« Damit wandte er sich direkt an Johannes. »Fragen Sie ihn, wo er die Steine gefunden hat.«
    »Lassen Sie die Buschmänner in Ruhe«, empörte sich dieser. »Sie wissen von nichts.«
    »Spielen Sie nicht den Unschuldigen. Ich habe den Alten schon mehrere Male auf Owitambe gesehen. Nachdem er das letzte Mal von hier wegging, besaßen Sie plötzlich die Steine.«
    Greenwood schob drohend sein Kinn vor. Seine Augen funkelten jähzornig.
    »Und jetzt ist Schluss mit der netten Konversation! Sie machen dem Wilden jetzt gefälligst klar, dass er uns zu dem Fundort der Diamanten führen soll!«

    Debes Augen huschten aufmerksam zwischen Greenwood und Johannes hin und her. Er versuchte zu verstehen, was der Inhalt des erhitzten Gespräches war. Fragend sah er Johannes an. Mit kurzen Worten erklärte dieser ihm auf Joansi, was Greenwood von ihm wollte.
    Als Debe hörte, dass er das Versteck der Tränensteine preisgeben sollte, schüttelte er energisch den Kopf.
    »Die Steine sind heilig und gehören in den Schoß der Erde.«
    Seine Meinung war unumstößlich.
    »Dieser Mann wird darauf bestehen, dass du ihn dorthin führst.« Johannes blickte sorgenvoll auf den alten Buschmann. Doch dieser schüttelte heftig mit dem Kopf.
    »Das ist tabu.«
    »Was ist los?«, verlangte Greenwood zu wissen. »Machen Sie dem Alten klar, dass ich sonst die Buschmannfrau töte.«
    Um seine Drohung zu unterstreichen, zielte er mit dem Gewehrlauf auf Nakeshi. Debe sprang erschrocken auf und drückte den Gewehrlauf beiseite. Sein faltiges Gesicht mit den schräg stehenden Augen sah Greenwood traurig an.
    »Keine Gewalt, Bruder«, sagte er ruhig. In diesem Moment holte Greenwood aus und schlug dem Buschmann die Faust mitten ins Gesicht. Nakeshi schrie leise auf, während ihr Vater von der Wucht des Schlags mit blutender Nase zu Boden stürzte.
    »Ich meine, was ich sage«, sagte Greenwood kalt. »Das ist seine letzte Chance.«
    Nakeshi kniete neben ihrem Vater und wischte ihm mit ihrem Lendenschurz das Blut von der Nase. Debe richtete sich benommen auf. Mit Tränen in den Augen flüsterte er seiner Tochter etwas zu. Nakeshis Gesicht versteinerte, dann brach auch sie in Tränen aus. Tröstend fuhr ihr Debe über die Schulter, bevor er sich aufrichtete und an Greenwood vorbei in Richtung Tür ging.
    Auf Greenwoods Gesicht erschien ein triumphierendes Lächeln.

    »Na also! Ich wusste doch, dass der Alte zur Vernunft kommt.« Er sah sich zufrieden nach Lucie um.
    »Dann wollen wir mal!«
    Er bedeutete Johannes, Jella und Nakeshi, ihm zu folgen. Sarah, der kleine Raffael und Nancy blieben im Haus zurück. Debe sagte kein Wort. Er ging durch die Verandatür auf den Platz vor den Stallungen, dicht gefolgt von den Greenwoods und ihren Gefangenen. In der Mitte des Platzes blieb Debe plötzlich stehen und setzte sich im Schneidersitz auf den Boden. Leise, fast unhörbar, stimmte er ein Lied an, den Blick fest in die Weite der Kalahari gerichtet.
    »Was soll das?«, raunzte Greenwood verärgert. Mit dem Gewehrkolben stieß er Debe unsanft in den Rücken. »Steh sofort auf!«
    Aber Debe blieb unbeirrt sitzen und sang weiter sein einsames Lied. Nakeshi fiel in die auf- und abschwellende Melodie mit ein. Für einen Augenblick erfüllte der Gesang der beiden Buschmänner Owitambe . Die unschuldige Beharrlichkeit der Melodie wirkte auf Greenwood alles andere als beruhigend. Sein Jähzorn wuchs ins Unermessliche. Wie konnten es diese Wilden nur wagen, ihn derart zu provozieren? Unkontrollierte Wut wallte wie eine Flutwelle in ihm hoch. Er holte zu einem neuen Schlag aus und stieß Debe seinen Gewehrkolben mit voller Kraft gegen den Brustkorb. Ein hässliches Knirschen ließ die Umstehenden zusammenzucken. Für einen kurzen Augenblick verstummte der Buschmann. Doch dann richtete sich sein schmerzgetrübter Blick in die Ferne, und er nahm seinen Gesang mit brüchiger Stimme wieder auf. Greenwood starrte Debe fassungslos an. Sein Gesicht wurde vor Zorn aschfahl, während das Blut wild durch seine Schläfen pochte. Dieses minderwertige Gewürm! Der Wilde verhöhnte ihn mit seinem Gesang. Doch das würde er ihm schon austreiben. Fieberhaft umkrallte Greenwood mit beiden Händen sein Gewehr und holte erneut aus. Dieses Mal stoppte er nicht. Wieder und wieder hieb er mit der Eisenwaffe auf den wehrlosen Buschmann ein
und verschonte kein Körperteil, bis Debe blutüberströmt in den Sand sank.
     
    Nakeshis unmenschlicher Schrei riss Jella
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher