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Der Rache Suesser Klang

Der Rache Suesser Klang

Titel: Der Rache Suesser Klang
Autoren: Karen Rose
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dass sie ihren brutalen Ehemann umgebracht hatte, und in den fünf Jahren, die sie beide eine Zelle geteilt hatten, hatte Sue jede Nacht ihrem Geheule lauschen müssen. Aber um fair zu bleiben, musste sie zugeben, dass sie ohne Tammy nichts von dem Zufluchtsort wissen würde, in dem sie sich die nächsten Wochen würde verstecken können. Ein geheimes Haus in Chicago, dessen Tür stets für Frauen in Not offen war. Sue grinste.
Ich bin eine Frau.
Und dass sie in Not war, stand außer Frage.
    Annehmen, anpassen, verbessern.
Ein gutes Motto. Ein Plan war nur effektiv, wenn er flexibel war. Sue zog ihre Pistole aus dem hinteren Hosenbund und jagte eine Kugel in Rickmans Hinterkopf. Die Frau sackte sofort in sich zusammen. Mit wenigen Schritten war Sue zurück am Kofferraum, aus dem sie die entsetzten Augen des Kindes anstarrten. Sie legte ihm den Lauf der Pistole einen kurzen Moment an die Wange und nickte, als sie einen gedämpften Laut hörte. Er konnte also schreien. Gut zu wissen. Ein roter Brandfleck erschien auf seiner Haut, die Markierung des heißen Metalls. »Komm, Junge«, sagte sie, zog ihn aus dem Wagen und schleifte ihn zu Rickman, deren Blut nun den Waldboden tränkte. Tränen rollten ihm über die Wangen, und sie wusste, er hatte begriffen, was Tod bedeutete. Mit zwölf war es auch höchste Zeit dazu. Sie jedenfalls hatte in diesem Alter Bescheid gewusst.

Chicago
    Donnerstag, 29. Juli, 4.30 Uhr
    Es war schon spät. Oder früh, dachte Dana Dupinsky, als sie durch die Hintertür in die Küche vom Hanover House schlüpfte. Jedenfalls schien es keinen Sinn zu haben, wieder ins Bett zu gehen. Die Bewohnerinnen des Hauses würden in spätestens zwei Stunden aufwachen, und der Lärm ihrer morgendlichen Aktivitäten und der Duft frisch gebrühten Kaffees würden es ihr unmöglich machen, weiter zu schlafen.
    Sie schob die drei Riegel vor, die ihnen ein gewisses Maß an Schutz geben sollten – zum Teil vor der Gegend, in der sie sich befanden, aber noch mehr vor den Männern, die ins Hanover House eindringen könnten, um ihre Frauen zu suchen. Die Frauen, die Dana zu beschützen geschworen hatte. Sie zuckte zusammen, als der dritte Riegel quietschte. Er musste geölt werden. Sie würde das erledigen, sobald sie Zeit hatte.
    »Und – wo sind sie?«
    Mit einem erstickten Schrei wirbelte Dana herum und presste sich die Hand aufs Herz. Ihr Schrecken verflüchtigte sich jedoch sofort, als sie die junge Frau sah, die am Küchentisch saß und von dem bläulichen Licht des Laptopbildschirms beleuchtet wurde. »Mach das nicht noch mal«, zischte Dana.
    Evie Wilson wirkte nicht besonders zerknirscht. »Tut mir leid. Ich dachte, du hättest mich gesehen. Aber psst.« Ihr Blick fiel auf ihren Schoß. »Er schläft.«
    Dana kam um den Tisch herum und war nicht überrascht, als sie das Baby in Evies Arm sah. Es war Rubys Sohn, das Kind ihrer jüngsten Mitbewohnerin. Gerade achtzehn Jahre alt und unverheiratet, hatte Ruby sowohl vor dem Vater des Babys als auch vor sich selbst Angst. Als sie angekommen war, hatte sie überall blauschwarze Flecken auf dem Körper gehabt und war ein verschrecktes Bündel Mensch gewesen. Doch nach ein paar Wochen in der Sicherheit von Hanover House war das Mädchen nun bereit, einen neuen Anfang zu wagen. Und das war es, was die Frauen hier bekamen. Einen neuen Anfang. Und manche, dachte Dana, bekamen einen neueren Anfang als andere.
    »Er ist aufgewacht, und Ruby war so müde, da habe ich ihr gesagt, sie solle liegen bleiben. Schon okay.« Evie deutete auf den Computerschirm. »Ich musste sowieso noch lernen.«
    Dana verkniff sich einen finsteren Blick. Evies Internet-College war ein Thema, bei dem sie beide nicht konform gingen. »Ich dachte, du wolltest dich zum Sommersemester am Carrington einschreiben.«
    Evie schaute auf, dann wieder zum Bildschirm. »Das wollte ich ja auch, aber … dann habe ich meine Meinung geändert.«
    Danas Schultern sanken herab. »Evie.«
    Evie schüttelte den Kopf. »Bitte nicht, Dana. Bitte … mach das nicht. Ich bin ja hingefahren, wirklich. Ich bin sogar ausgestiegen und zum Büro gegangen, aber …« Sie ließ den Satz unbeendet.
    Danas Herz wurde schwer, als sie sich zwang, auszusprechen, was gesagt werden musste. »Du kannst dich nicht ewig hier verstecken, Liebes.«
    Die eine Hälfte von Evies Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, während die andere reglos wie in Stein gemeißelt blieb, was das Vermächtnis eines Wahnsinnigen war, der Evie vor
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