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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser
Autoren: Herbie Brennan
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wiedererweckter Körper ist Gotteslästerung«, sagte Blue. »Es steht nicht unter Strafe, die Seele wieder dorthin zurückzuschicken, wo sie hingehört.«
    »Nur dass euer Vater angeblich gar nicht wiedererweckt worden ist«, sagte Henry ruhig. »Hairstreak behauptet, der Kaiser sei nie gestorben, und ihr habt beschlossen, diese Behauptung zu stützen, richtig? Wenn ihr sie nicht stützt, wird Pyrgus ja für die Wiedererweckung gehängt.«
    Blue und Pyrgus sahen einander an.
    Madame Cardui sagte: »Er hat Recht, mein lieber Kronprinz. Wenn wir bei Hairstreaks Geschichte bleiben und Comma erzählt, was er gesehen hat, dann könntet Ihr Euch einer Anklage wegen Mordes statt wegen Auferstehenlassens gegenübersehen. Ich fürchte, das läuft auch wieder auf Hängen hinaus.«
    »Einfache Lösung«, sagte Fogarty. »Wir sperren Comma weg, bis du Kaiser geworden bist. In Einzelhaft.«
    Madame Cardui hob eine Braue. »Ganz schön hart für den Kleinen, meinst du nicht, Alan?«
    Fogarty zuckte die Schultern. »Pyrgus könnte binnen einer Woche gekrönt sein. Eine Woche Einzelhaft ist gar nicht so schlimm: Hab ich selbst mal abge-« Er brach ab und hustete, dann fügte er müde hinzu: »Das würde das Problem doch lösen, oder? Sie werden ihren Kaiser doch nicht wegen Mordes hängen.«
    »Tja«, sagte Blue.
    »Warum sagst du Tja?«, fragte Mr Fogarty verdrießlich. »Was ist daran denn Tja?«
    Blue sah abgespannt aus. »Der Kaiser steht zwar über dem Gesetz; allerdings gibt es eine Ausnahme…«
    »Mord?«
    »Nicht ganz«, sagte Pyrgus. »Aber die Ermordung des vorangegangenen Kaisers.«
    »Das stimmt«, bestätigte Blue. »Das Reichsrecht besagt, dass die Untertanen des Purpurkaisers sein Eigentum sind und er darum frei über sie verfügen kann – er kann jemanden hinrichten lassen, was nur ein anderes Wort für ermorden ist, oder jemanden einen Mord ausführen lassen oder jemanden begnadigen, der einen Mord verübt hat. Die einzige Ausnahme davon ist der vorherige Kaiser, der nicht als – ich habe den Begriff vergessen, aber der jedenfalls nicht als Eigentum betrachtet werden darf.«
    »Man kann sich leicht denken, warum«, sagte Madame Cardui fröhlich. »Es hält die Mitglieder der Kaiserlichen Familie davon ab, sich den Weg zum Thron freizumorden.« Sie zögerte, lächelte, dann beugte sich sich vor und sagte leise zu Blue: »Das Wort heißt Leibeigener, meine Liebe.«
    Fogarty sagte: »Sobald Comma redet, wird Pyrgus also hängen – Drohungen werden den Kleinen vielleicht eine Zeit lang einschüchtern, aber eines steht wohl fest: Wenn wir uns keine nachhaltige Lösung einfallen lassen, wird Comma reden, früher oder später.«
    »Ich werde nicht zulassen, dass ihr ihn ermordet«, sagte Blue aufgebracht. »Er ist zwar eine Nervensäge und kann uns gefährlich werden, aber er ist immer noch unser kleiner Bruder.«
    Fogarty sah sie einigermaßen verdutzt an. »Ich hatte eigentlich eher an Bestechung gedacht. Bietet ihm etwas an, das er haben will – ein paar Spielzeuge, Geld, einen hübschen Titel, einen Sitz in der Regierung… was es auch sein soll; Hauptsache, er bekommt keine echte Macht. Dann sorgt dafür, dass er weiß, dass er alles wieder verliert, wenn Pyrgus nicht mehr Kaiser ist.«
    »Das Problem ist, dass Pyrgus gar nicht Kaiser werden will«, bemerkte Blue ruhig.
    »Was das angeht, habe ich eine Idee«, sagte Henry.
     
    Nachdem er sie ihnen erzählt hatte, sah Henry von einem Gesicht zum anderen und wartete auf eine Reaktion.
    Pyrgus schüttelte den Kopf. »Das geht nicht, Henry.« Seine Miene mochte Bedauern ausdrücken.
    »Es ist nicht erlaubt«, pflichtete Blue ihm bei.
    »Und ob es das ist«, sagte Madame Cardui. »Der entsprechende Gesetzesartikel gilt schon seit sehr langer Zeit, auch wenn man selten davon hört.« Sie lächelte ein wenig. »Das eigentliche Problem ist, dass wir damit unmöglich durchkommen können, Henry.«
    »In meiner Welt funktioniert es«, sagte Henry. »Ständig.«
    »Ist das wahr, Alan?«, fragte Madame Cardui.
    Mr Fogarty zuckte die Schultern. »Ich bin mir nicht sicher, ob man das so sagen kann.«
    Henry sah ihn empört an.
     

Einhundertundeins
     
    D ie Prunkbarke legte von der Palastinsel ab, als die zartrosa Morgendämmerung die Goldfäden aufglitzern ließ, mit denen ihre Oberfläche bestreut war. Die Ausfahrt wurde von dem anwachsenden Donnergrollen eines Salutzaubers begleitet, dem überlieferten Signal an die Bevölkerung, dass eine Krönungsfeier bevorstand. Wie
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