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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon
Autoren: Jim Butcher
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über den Feind hinwegblasen konnten. Die Schlachtkrähen standen am vorderen Ende des Tales bereit, um den einzigen Ausgang nach vorn zu versperren, während sich Max’ Reiterei am hinteren Ende postiert hatte und alle Canim niedermachen würde, die ihr Heil im Rückzug suchten.
    Und deshalb war diese zweite Legion, die neben den Canim marschierte, ein Problem.
    Es handelte sich um Aleraner.
    Mehr als viertausend Aleraner in voller Legionsausstattung, die neben dem gefährlichsten Feind in der Geschichte des Reiches marschierten, unter Bannern, die zu keiner der großen Städte von Alera gehörten. Schlimmer noch, sie bewegten sich in anständiger
Marschordnung. Vor zwei Jahren hätte Tavi nicht begriffen, wie schwierig diese scheinbar schlichten Manöver tatsächlich waren. Die Durchführung solch einheitlicher Bewegungen erforderte große Disziplin, und es deutete auf eine beunruhigende Tüchtigkeit derjenigen hin, die diese Truppe ausbildeten.
    »Machst du mir eine Linse, bitte«, bat Tavi leise.
    Der große Antillaner erhob sich ein bisschen, beugte sich über Tavi und hielt die Hände mit gespreizten Fingern vor das Gesicht seines Freundes. Die Luft zwischen den Handflächen verschwamm, und plötzlich schien die Streitmacht unten um hunderte Schritt näher gerückt zu sein, als Max’ Elementare die Luft krümmten und so Tavi einen vergrößerten Blick boten.
    »Das sind keine kalarischen Banner«, murmelte Tavi kurz darauf.
    Max knurrte skeptisch. »Vielleicht möchte Kalare diese Truppen nicht öffentlich mit sich in Verbindung bringen.«
    »Er hat schon seine Nachbarn ohne Vorwarnung überfallen, hat Familienangehörige der anderen Hohen Fürsten entführt und Dutzende Cives von seinen Wahnsinnigen ermorden lassen«, hielt Tavi dagegen. »Glaubst du wirklich, da spielt es für ihn noch eine Rolle, ob irgendwer eine Verbindung zwischen den Canim und ihm herstellt?«
    »Wenn du es so ausdrückst«, meinte Max. »Nein.«
    Tavi schnaubte leise. »Schau dir mal ihre Ausrüstung an.«
    Max bewegte die Hände und hielt sie vor sein eigenes Gesicht. Einen Moment später meldete er: »Sie ist alt. Ich finde, die Sachen sehen gut aus, aber Panzer dieser Machart werden bei uns seit Jahren nicht mehr benutzt. Außerdem fehlen viele Stücke. Beinschienen passen nicht zusammen, die Speere haben eine ungewöhnliche Länge und so weiter«, flüsterte Max. »Und solche Banner habe ich auch noch nie gesehen. Braun und grün? Wessen Farben sollen denn Braun und Grün sein? Banner sollen doch gut sichtbar sein. Das ist schließlich ihr Sinn.«
    »Genau«, antwortete Tavi und beobachtete den Fortschritt der feindlichen Kolonne.

    »Sie haben fast den Punkt erreicht«, sagte Max und senkte die Hände. »Sobald die Vordersten am alten Bachbett sind, können sie sich nicht mehr rechtzeitig zurückziehen.«
    »Ich sehe es«, meinte Tavi.
    Max schwieg eine Minute. Tavi beobachtete die disziplinierte und doch nur teilweise ausgerüstete Legion, die weiterhin neben den weitaus größeren Canim marschierte.
    »Hauptmann«, meldete Max, »jetzt haben sie den Punkt erreicht. Es ist Zeit für das Signal an Crassus, Hauptmann.«
    »Das ergibt doch keinen Sinn, Max«, sagte Tavi. »Es muss eine Legion von Freiwilligen aus den besetzten Gebieten sein. Wer sonst würde für die Eindringlinge kämpfen?«
    »Wer weiß das schon? Vielleicht hat Nasaug sie gezwungen. Hat ihre Familien als Geiseln genommen oder so.«
    »Nein«, beharrte Tavi. »Nasaug ist dafür zu schlau. Man nimmt einem Mann nicht Heim und Familie und verlangt Dienst und Gehorsam und gibt ihm eine Waffe in die Hand und viertausend Freunde, die genauso wütend und gut bewaffnet sind.«
    »Hauptmann«, meinte Max, »jede weitere Verzögerung führt dazu, dass größere Teile der Canim-Vorhut die Schlachtkrähen vorn im Tal unter Druck setzen können.«
    »Warum?«, fragte Tavi, an niemanden im Besonderen gerichtet. »Warum sind die da unten?«
    Max’ Stimme wurde ein wenig schrill. »Hauptmann, die Frage ist momentan nicht zu beantworten. Soll ich den Angriffsbefehl erteilen?«
    Tavi starrte ins Tal hinab. Gegen die Canim zu kämpfen war eine Sache. Das machte er bereits seit einer Weile. Er respektierte sie durchaus und bedauerte, dass es notwendig war, sie zu töten, aber sie ließen ihm keine andere Wahl. Es herrschte Krieg. Wenn die Aleraner nicht die Canim töteten, würden die Canim eben die Aleraner töten, so einfach war das.
    Nur war diese Legion mit der
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