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Der Prinz von Astrilandis

Der Prinz von Astrilandis

Titel: Der Prinz von Astrilandis
Autoren: Maya Trump
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mit dem roten Stein trug, der sein Gesicht überstrahlte. Er setzte sich auf seinen Thron und sagte nach einer kurzen Pause mit kaum vernehmbarer Stimme: „Ich danke Euch für die Ratschläge und erkläre hiermit Karikootos den Krieg.“ Er blickte in die Runde und sah jeden einzelnen der Fürsten an: „Jeder von Euch weiß was er zu tun hat. Mein Freund Krotos wird mit mir die Pläne ausarbeiten, um die Gräueltaten unseres Feindes zu beenden, damit Astrilandis wieder ein geeintes Land ist und der Tempelschatz an seinen rechtmäßigen Platz zurückgebracht wird.“
    Die Männer hörten Pantheer mit gesenkten Köpfen zu. Hero nutzte den Augenblick, den Saal auf leisen Sohlen wieder zu verlassen. Kaum hatte er die Türe hinter sich geschlossen, wurde sie von seinem Vater aufgestoßen. Beinahe hätte er Hero umgerannt. „Komm mit mir“, rief er im Vorübergehen und Hero rannte hinter ihm her. Pantheer überquerte den Palasthof, dann ging er einige Treppen hinunter zu einer niedrigen Türe, die immer verschlossen war und die Hero noch nie durchschritten hatte. Pantheer klopfte mit der Faust dagegen und sie öffnete sich fast im gleichen Moment. Eine schmale Treppe führte in die Tiefe. Ein paar der versammelten Männer waren den beiden ebenfalls nachgelaufen. Als sie jedoch sahen, dass Pantheer seinen Sohn in die geöffnete Türe schob, ihm nachfolgte und sie wieder schloss, hielten sie inne. Niemand außer dem Herrscher durfte die Grotten betreten.
    Eine stickige Luft, angereichert mit dem Geruch von Tang und Schwefel, schlug Hero entgegen. Er hielt einen Moment den Atem an. Seine Augen mussten sich erst an das Halbdunkel gewöhnen. Dann sah Hero zunächst nur schemenhaft die glänzenden Wände aus Halbedelstein und weiße Alabasterstufen, die in die Tiefe führten. Sein Vater nahm eine der brennenden Fackeln aus der Wandhalterung und ging voran. Heros nackte Füße versuchten auf den glitschigen Stufen mit ihm Schritt zu halten. Einen Augenblick bereute er, dass er nicht wenigstens seine Sandalen trug, denn der Stein war kalt. Die Treppe wandte sich im Kreis und das unruhige Licht der Holzfackeln ließ die Wände immer wieder aufleuchten. Es war gespenstisch still wie in einer Gruft. Nach einer weiteren Biegung der Treppe öffnete sich eine weite Höhle, die den Blick auf einen kreisrunden türkisfarbenen See freigab. Eine kleine Insel in diesem See trug ein reich verziertes Gebäude mit goldenen Dachspitzen und glänzenden Türen.
    Pantheer gab einen Zischlaut von sich, wie ihn Hero noch nie gehört hatte. Sofort öffneten sich die Tür des kleinen Schlosses und einige Männer und Frauen traten hervor. Sie trugen lange farblose Gewänder und hatten ihre Haare schlangenförmig um den Kopf gewickelt. Obwohl Hero solche Gestalten noch nie gesehen hatte, wusste er sofort, dass es sich um die sagenhaften Bewohner handeln musste, die seit Urzeiten in der Dunkelheit der Grotte lebten. Niemand im Palast hatte sie je zu Gesicht bekommen, aber hinter vorgehaltener Hand wurden immer wieder Geschichten über diese „Grottenmenschen“ erzählt. Auch seine Kinderfrau Amira liebte diese Geschichten und hatte ihm hin und wieder aus der Unterwelt erzählt. Hero hatte ihr nie ganz geglaubt, aber die Gänsehaut, die ihm dabei über den Rücken lief, war ihm noch gut in Erinnerung. Amiras Fantasiegeschichten waren also doch wahr, selbst die Beschreibung der Grottenbewohner stimmte mit dem was Hero jetzt sah überein. Amira hatte ihm mit weit aufgerissenen Augen und wild gestikulierend erzählt, wie diese Menschen des Nachts durch Astrilandis ritten und nur durch einen Schatten, den sie hinter sich her zogen, zu erkennen waren. Ein kühler Hauch umgab sie und sie waren nur ihrem Herrn verpflichtet. Hero hatte diese Geschichten nie wirklich ernst genommen, denn er wusste, dass Amira eine blühende Fantasie hatte. Jetzt, wo plötzlich diese Gestalten lebendig vor ihm standen, kam es Hero vor, als ob er in einer anderen Welt gelandet wäre. Er blieb dicht hinter seinem Vater, um nicht zu sehr in deren Nähe zu kommen. Ein alter Mann, der aus dem Seeschloss gekommen war, bestieg ein kleines Boot und ruderte herüber zu Pantheer und Hero, die am Ufer warteten. Als der Mann angelegt hatte, ging Pantheer auf ihn zu und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Maremos“, sagte er mit seiner tiefen Stimme, „Jetzt ist eure Zeit gekommen! Verständigt sofort die Führer der Heereseinheiten. Ein Kampf wird nicht zu vermeiden sein.“
    Noch
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