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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka
Autoren: Camilla Läckberg
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eine vorläufige Personenbeschreibung erhältst, mit der du suchen kannst.«
    »Und was soll ich machen?« Der Enthusiasmus in der Stimme von Ernst wirkte nicht gerade ansteckend.
    Patrik schaute in die Notizen, die er nach dem Gespräch mit Mellberg rasch zu Papier gebracht hatte.
    »Ich möchte, daß du zunächst die Leute befragst, die um den Eingang zur Königsschlucht wohnen. Ob sie heute nacht irgendwas gesehen oder gehört haben oder auch am frühen Morgen. Die Schlucht ist ja tagsüber voller Touristen, also muß die Leiche, oder die Leichen, wenn man es genau nehmen will, irgendwann im Laufe der Nacht oder am Morgen hintransportiert worden sein. Wir können davon ausgehen, daß sie durch den großen Eingang gebracht worden sind, man hat sie wohl kaum die Treppen vom Ingrid-Bergman-Platz hochgetragen. Der kleine Bursche hat die Frau gegen sechs gefunden, also würde ich mich auf die Zeit zwischen neun Uhr abends und sechs Uhr morgens konzentrieren. Persönlich werde ich mich ein bißchen in den Archiven umsehen. Was die zwei Skelette angeht, rumort da irgendwas in meinem Gedächtnis. Ich habe das Gefühl, ich müßte wissen, worum es sich handelt, aber . Ihr habt keine Idee? Nichts, was sich in eurer Erinnerung rührt .?«
    Patrik hob resigniert die Hände und wartete mit hochgezogenen Augenbrauen auf eine Antwort, aber erntete von seinen Kollegen nur Kopfschütteln. Er seufzte. Ja, dann blieb wohl nichts anderes übrig, als sich in die Katakomben hinunter zu begeben .
     
    Nicht ahnend, daß er in Ungnade gefallen war, obwohl er es vielleicht hätte erraten können, wenn er Zeit gehabt hätte, darüber nachzudenken, saß Patrik tief unten in den Domänen des Tanumsheder Polizeireviers und wühlte in alten Papieren. Auf den meisten Akten hatte sich Staub angesammelt, aber sie schienen glücklicherweise gut geordnet zu sein. Das meiste war in chronologischer Reihenfolge archiviert, und obwohl er nicht genau wußte, wonach er suchte, so war ihm doch klar, daß es sich hier befinden mußte.
    Er saß im Schneidersitz direkt auf dem Steinfußboden und durchstöberte methodisch Karton um Karton und Akte um Akte. Jahrzehnte von Menschenschicksalen gingen ihm durch die Hände, und allmählich wurde ihm bewußt, wie viele Menschen und Familien ein ums andere Mal in den polizeilichen Dokumenten auftauchten. Mitunter schienen Verbrechen von Eltern an die Kinder vererbt zu werden, ja sogar an die Enkel, dachte er, als derselbe Familienname erneut auftauchte.
    Das Handy klingelte, und er sah auf dem Display, daß es Erica war.
    »Hallo Liebling, alles in Ordnung?« Er wußte, wie die Antwort lauten würde. »Ja, ich weiß, daß es heiß ist. Du mußt dich ganz einfach vor den Ventilator setzen, viel mehr ist da nicht zu machen. - Du, wir haben hier einen Mord am Hals, und Mellberg will, daß ich die Ermittlungen leite. Wärst du sehr traurig, wenn ich das übernehme und ein paar Tage arbeite?«
    Patrik hielt den Atem an. Er wußte, daß er selbst hätte anrufen sollen, um zu berichten, daß er vielleicht arbeiten mußte, aber auf typisch männliche Weise hatte er es vorgezogen, das Unausweichliche vor sich her zu schieben. Andererseits wußte Erica schließlich ganz genau, wie die Bedingungen seines Berufes waren. Der Sommer war die hektischste Zeit für die Polizei der Kommune Tanum, und sie konnten nur abwechselnd kürzere Urlaubsperioden nehmen, und nicht einmal die wenigen Tage, die sie hintereinander frei bekamen, waren garantiert, denn es hing stets davon ab, wie viele Trunkenheitsdelikte, Schlägereien und andere Nebeneffekte des Tourismus auf das Revier zukamen. Und Mord nahm sozusagen einen ganz eigenen Platz ein.
    Sie sagte etwas, das er beinahe überhört hätte.
    »Besuch, sagst du? Wer denn? Dein Cousin?« Patrik seufzte.
    »Nein, was soll ich sagen? Natürlich wäre es schöner gewesen, wenn wir den heutigen Abend für uns gehabt hätten, aber wenn sie schon unterwegs sind, dann ist es eben so. Sie bleiben ja wohl nur eine Nacht? - Okay, dann werde ich ein bißchen was an Krabben einkaufen. Die können wir dann servieren. Das ist leicht gemacht, und du brauchst dich nicht in die Küche zu stellen. Ich bin gegen sieben zu Hause. Küßchen.«
    Er steckte das Telefon wieder in die Tasche und blätterte weiter im Inhalt der vor ihm stehenden Kisten. Eine Akte mit dem Vermerk »Verschwinden« weckte sein Interesse. Irgendein eifriger Mensch hatte gelegentlich sämtliche Anzeigen über verschwundene Personen
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