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Der Polizistenmörder

Der Polizistenmörder

Titel: Der Polizistenmörder
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Polizeibeamten so gut wie ständig Schußwaffen tragen. Es ist eine bekannte Tatsache, die auch durch Beispiele aus anderen Ländern belegt werden kann, daß der Grad der Gewalttätigkeitsdelikte unverzüglich steigt, wenn das Polizeikorps sozusagen mit schlechtem Beispiel vorangeht. Nicht zuletzt nach den Ereignissen der letzten Zeit scheint es offenbar, daß man nichts anderes als eine weitere Erschwernis der Situation erwarten kann. Dies gilt besonders für Stockholm und die übrigen größeren Städte des Landes.
    Bei der Polizeiausbildung wird immer weniger Gewicht auf den Unterricht in Psychologie gelegt. Den Polizisten fehlt dadurch die vielleicht wichtigste Voraussetzung für den Erfolg ihrer beruflichen Tätigkeit.
    Daß es trotzdem sogenannte Polizeipsychologen gibt, die in schwierigen Situationen vorgeschickt werden, um zu versuchen, den Gesetzesbrecher umzustimmen, scheint mir nichts anderes als ein Armutszeugnis zu sein. Man kann nämlich Gewalt nicht mit Psychologie bemänteln. Das ist, soweit mir bekannt, einer der einfachsten und selbstverständlichsten Grundsätze der Lehre von der Psychologie.
    In diesem Zusammenhang möchte ich betonen, daß ich seit langen Jahren niemals eine Waffe getragen habe. Nicht selten habe ich das entgegen einem ausdrücklichen Befehl getan, aber ich habe niemals das Gefühl gehabt, daß dadurch mein Dienst erschwert wurde. Eher hätte der Zwang, eine Waffe zu tragen, einen stark hemmenden Effekt gehabt und direkt zu Unglücksfällen und zu noch geringerem Kontakt mit Personen außerhalb des Polizeikorps geführt.
    Was ich hier sagen will, ist, daß ich es ganz einfach nicht länger aushalte, Polizeibeamter zu sein. Es ist denkbar, daß ein Gemeinwesen die Polizei hat, die es verdient, aber das ist eine These, die ausführlich zu behandeln ich nicht beabsichtige, zumindest nicht jetzt und hier.
    Ich finde mich vor vollendete Tatsachen gestellt. Als ich den Beruf des Polizeibeamten ergriff, hätte ich mir nie träumen lassen, daß er sich so wandeln würde, wie das geschehen ist, oder in die Richtung gehen würde, die später eingeschlagen wurde.
    Ich bin der Mann, der sich nach 27 Dienstjahren in solchem Maße seines Berufes schämt, daß mein Gewissen es mir verbietet, ihn noch länger auszuüben.
    Kollberg spannte den Bogen aus und las, was er geschrieben hatte. Jetzt, nachdem er richtig losgelegt hatte, hätte er beliebig lange weiterschreiben können.
    Aber dies dürfte reichen. Er schrieb:
    Daher bitte ich um fristlose Entlassung aus meinem Dienstverhältnis. Sten Lennart Kollberg Er faltete das Papier zusammen und steckte es in einen ganz gewöhnlichen braunen Dienstumschlag.
    Schrieb die Adresse.
    Warf den Brief in den Korb für ausgehende Post. Dann stand er auf, blickte sich im Zimmer um. Schlug die Tür hinter sich zu und ging.
    Nach Hause.
    Das Häuschen draußen im Wald von Haninge in Richtung Dalarö war ein gutes Versteck. Es lag so abgelegen, daß niemand aus Versehen dort hinkommen würde, und seine Ausrüstung zeigte, daß Limpan Lindberg nicht zuviel versprochen hatte. Dort gab es Lebensmittel und Getränke, Waffen und Munition, Heizöl und Kleidung, Zigaretten und stapelweise alte Illustrierte, also alles, was man brauchte, um eine längere Zeit in der Einsamkeit zu überstehen. Oder einer weniger gut geführten Belagerung Widerstand zu leisten. Doch besser war es, wenn es gar nicht erst dazu kam.
    Limpan und Kasper waren beinahe zu einfach davongekommen, als die Polizei die Wohnung am Midsommarkransen stürmte, aber auf der anderen Seite war das kleine Haus ihre allerletzte Chance.
    Wurden sie hier umstellt, hatten sie noch zwei Möglichkeiten: sich zu ergeben oder zu kämpfen.
    Die dritte Möglichkeit, noch einmal zu fliehen, faßten sie gar nicht erst ins Auge. Denn das würde eine einsame Flucht werden, zu Fuß und geradewegs hinaus ins Gelände; der schnell hereinbrechende Winter machte die Aussichten wenig verlokkend, zumal das auch bedeuten würde, daß große Vorräte und wertvolles Diebesgut zurückgelassen werden mußten.
    Limpan Lindberg war kein großes Licht unter den Ganoven, und seine Planung war einfach und primitiv. Er hatte die Wertsachen und das Geld in dem Häuschen und der näheren Umgebung vergraben, nun konnte er nur hoffen, daß die Polizei ihre Hetzjagd so weit einstellte, daß sie sich wieder nach Stockholm hineinwagen konnten. Dort konnten sie das Diebesgut zu Geld machen, sich falsche Papiere besorgen und außer Landes
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