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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin
Autoren: C.J. Cherryh
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so großen Korb alles dabeihaben konnte.
    Verdammt, nein! Er unterstellte einer Sechzehnjährigen Dinge, die zu einem schlaueren Gegner gepaßt hätten. Er kämpfte gegen sich selbst, gegen das Gespenst, das er letzte Nacht heraufbeschworen hatte. Er kämpfte gegen Saukendar, nicht gegen ein Bauernmädchen mit der bedauernswerten Absicht, seinen Willen bei ihm durchzusetzen.
    Er schürte die Kohlen in der Kochmulde, entfachte ein kleines Feuer, während er immer wieder nach draußen schaute, und setzte etwas Reis und Wasser in einem Kessel auf. Das Frühstück nahm er im Eingang sitzend ein, von wo aus er die ganze Lichtung und vor allem den Stall überblicken konnte, denn er meinte, der Rauch- und Frühstücksgeruch werde das Mädchen vielleicht ins Freie locken. Er hegte die ernsthafte Hoffnung, sie werde sich bei Tag, wenn alles andere normal war, als vernünftiger erweisen. Aber sie kam nicht.
    Er stellte die Schüssel hin und überlegte, was er tun sollte, wo sie wohl die Nacht verbracht hatte und wo sie jetzt sein mochte. Wahrscheinlich beobachtete sie ihn vom Waldrand aus, und zum erstenmal seit Jahren wickelte er seine Rüstung aus Seide und Metall aus den geölten Lappen aus, in denen er sie verwahrte, legte den Armschutz und das Panzerhemd an und verschnürte den Körperschutz.
    Die Rüstung rief unwillkommene Verhaltensmuster wach; eine unnötige Vorsichtsmaßnahme, dachte er.
    Das Mädchen, das sich wahrscheinlich in Sichtweite der Hütte im Gebüsch versteckt hielt, würde lachen, wenn sie ihn sah, verdammt noch mal, aber er hatte keine Lust, durch die Hand einer Verrückten oder das blinde Glück irgendeines dummen Mädchens zu sterben.
    Er legte sein Schwert an und ging nach draußen, setzte sich auf die Treppenstufen vor der Veranda und musterte mürrisch sein Königreich, die Freifläche rings um die Hütte und den Stall. Zum erstenmal, seit er ins Gebirge gekommen war, tanzte er nach anderer Leute Pfeife; er wäre gern auf die Jagd gegangen und traute sich nicht, Haus und Stall unbewacht zu lassen; er wäre gern ausgeritten, wollte Jiro jedoch nicht den Pfeilen des Mädchens aussetzen. Somit blieb ihm noch Gartenarbeit übrig – in einer bleischweren Rüstung; oder er konnte herumsitzen und das Sattelzeug ausbessern.
    Nein, so wollte er nicht tage- und wochenlang weiterleben. Sie hatte sich letzte Nacht nicht gerührt, aber er war sicher, daß sie dort draußen war; und Kinder hatten keine Geduld. Wenn sie ihren Kopf nicht auf mühelose Art durchsetzen konnte, dann ließ sie sich bestimmt eine andere Herausforderung einfallen, und dann immer mehr und mehr, bis sie eine Möglichkeit gefunden hätte, ihn zum Handeln zu zwingen. Und bei diesem kindischen Spiel konnte sehr wohl jemand ernsthaft zu Schaden kommen.
    Also, dachte er, würde er Bogen und Köcher nehmen und so tun, als ginge er jagen – sollte sie sich ruhig den Kopf zerbrechen, welches Spiel er spielte –, und sich dann einfach irgendwohin setzen und in einem Versteck warten, bis sie ihm entweder zu folgen oder ins Haus einzudringen versuchte.
    Ein Stück weit den Berg hinauf gab es im Gebüsch eine Stelle, die freie Sicht auf das Haus und den Stall bot, und als er die kleine Bergkuppe erreicht hatte, gab es keinerlei Anzeichen dafür, daß das Mädchen Taizu sie zu ihrem Vorteil genutzt hatte. Er hockte sich nieder, legte Pfeil und Bogen neben sich, lehnte den Rücken gegen einen Baumstumpf und wartete.
    Die Sonne kletterte höher und überschritt den Zenit, die Luft erwärmte sich, die Büsche summten vor Insekten und raschelten im schwachen Wind. Ohne es zu wollen, nickte er ein, ruckte mit dem Kopf und kämpfte gegen die überwältigende Müdigkeit, während die Zikaden und die Sonne sich miteinander verschworen, um seinen Geist einzulullen.
    Er döste, ohne richtig zu schlafen, und zwischendurch, während er immer wieder einnickte, beobachtete er die Gegend.
    Und am Nachmittag war er hungrig, durstig und von Ameisen zerbissen, und nichts hatte sich gerührt außer den Vögeln, den Insekten und Jiro, der aus einer Laune heraus damit begonnen hatte, die Stallbretter anzugreifen.
    »Ruhig, ruhig«, sagte er, Jiro tätschelnd, und das alte Streitroß schlug von neuem aus reinem Mutwillen gegen die Bretter aus, nicht besänftigt durch das Getreide, das Wasser oder die übrigen Aufmerksamkeiten. Kräftiges Striegeln half, aber Jiro hatte die Ohren angelegt und verdrehte andauernd den Hals, um ihn zu beißen, nicht kräftig, gerade fest
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