Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pakt der Wächter: Roman

Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman
Autoren: Tom Egeland
Vom Netzwerk:
zu.
    Wenige Meter vor uns bleiben sie stehen.
    Die Türen öffnen sich.
    Es steigen acht Männer aus. Einige davon kenne ich aus dem Miércolespalast. Einen habe ich auf Island gesehen. Alle sind bewaffnet.
    Zu guter Letzt steigt Esteban Rodriquez aus dem Wagen.
     
    »Du überraschst mich, Beatriz«, sagt er.
    Mit einer resignierten Miene stützt er sich auf die geöffnete Autotür.
    Beatriz steht zwischen dem Konservator und mir und starrt ihren Bruder an.
    »Du imponierst mir«, fährt Esteban fort.
    »Erspar mir das!«, faucht sie.
    »Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass du so gründlich sein würdest. Das gecharterte Flugzeug. Das Schiff. Die zwei Lieferwagen. Die Ablenkungsmanöver. Wie du mich mit deinem falschen Charme und deinen Lügen getäuscht hast – alle Achtung! Wirklich imponierend.«
    »Ich habe dich immer getäuscht, Esteban. Immer.«
    Er lässt die Autotür los. Schritt für Schritt kommt er auf uns zu. Sein Lächeln ist gezwungen.
    »Zwischen dir und mir war immer etwas ganz Besonderes, Beatriz.«
    »Nein, nur in deiner verschrobenen Fantasie.«
    »Aber Beatriz!«
    Er streckt seine Hand aus. Sie weicht einen Schritt zurück.
    »Komm, Schwester. Komm mit mir zurück. In den Palast. Dann bin ich auch bereit, alles zu vergessen. Du weißt, dass ich die Mumie und den Sarg so oder so mitnehmen werde. Und du weißt, dass ich keine Wahl habe, was diese, diese« – er nickt mit dem Kopf in unsere Richtung -, »was die da angeht. Aber du und ich – wir können zurückfahren und das alles hinter uns lassen.«
    Beatriz’ Mund ist ein schmaler Strich.
    »Ich bin dir nicht böse«, fährt Esteban fort. »Ich verstehe das. Du bist eine Frau. Du lässt dich von Gefühlen und naivem Idealismus leiten. Ich vergebe dir das alles, Beatriz. Komm mit mir zurück in den Palast.«
    »Seit wir Kinder waren, glaubst du, dass ich zu dir aufblicke, ja dass ich dich liebe. In Wahrheit, Esteban, habe ich dich immer verabscheut.«
    »Beatriz …«
    »Und du weißt ganz genau, warum. Du bist verrückt, krank im Kopf. Das warst du schon immer. Du weißt es nur nicht.«
    Tränen laufen über ihre Wangen.
    »Komm mit mir nach Hause, geliebte Beatriz. Nach Hause in den Palast.«
    »Niemals!«
    »Du gehörst in den Palast, zu mir.«
    Das Gesicht und sein Blick spiegeln die Gefühle wider, die in ihm wüten. Dann wird die Stimme härter.
    »Kommst du nicht freiwillig, zwingst du mich, dich zu bestrafen, Beatriz. Glaubst du wirklich, ich hätte nicht gewusst, was du vorhast, oder dass ich dich mit diesem Schiff fahren lasse? Ich bin kein Idiot und kann zwei und zwei zusammenzählen. Hinter mir siehst du acht bewaffnete Männer. Alle mit Kriegserfahrung. Sie sind mit MP5s bewaffnet. Ihr selbst habt nicht einmal alle Pistolen. Ihr habt keine Chance. Wir können deine Freunde in wenigen Sekunden außer Gefecht setzen. Aber niemand wird Hand an dich legen, Beatriz, das weißt du. Ich will, dass dir niemand Schaden zufügt.«
    Der Pelikan auf der Kaimauer wendet sich uns zu. Er stößt auf und taumelt weiter.
    »Ich hatte schon so eine Ahnung, dass du mir in die Karten geschaut hast«, sagt Beatriz.
    »Du kennst mich so gut, kleine Taube.«
    »Deshalb habe ich noch einen Plan B.«
    Esteban legt den Kopf auf die Seite.
    »Einen Plan, den du nicht überwachen und auf keinen Fall herausfinden konntest.«
    Ein Anflug von Verwunderung huscht über sein Gesicht.
    Der Pelikan überlegt, sich in die Luft zu schwingen.
    Wie auf ein geheimes Signal tauchen sie auf. Die Kommandosoldaten in Kampfuniform. Zehn bis fünfzehn von ihnen haben auf dem Schiff Wache gestanden, zehn auf dem Container, vier bis fünf auf dem Dach des nächstgelegenen Lagerhauses. Ihr Arsenal reicht von Maschinenpistolen über stationäre Maschinengewehre bis hin zu Präzisionsgewehren.
    Esteban lacht verwirrt. »Ich muss schon sagen, Beatriz, ich muss schon sagen.«
    Der Pelikan entfaltet Stück für Stück seine Flügel, stürzt sich von der Kaimauer und landet mit einem Platschen im Wasser.
    Esteban betrachtet seine Schwester mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck.
    In einer langsamen Bewegung führt er die Fingerspitzen an die Lippen und wirft Beatriz einen Luftkuss zu.

3
     
    Dann geht alles ungemein schnell.
    Esteban greift nach etwas in der Innentasche seiner Jacke. Wie aus Reflex reißen seine Gorillas die Maschinenpistolen hoch.
    Aber die Kommandosoldaten sind schneller.
    Schüsse fallen. Zehn- bis zwölfmal zerreißt das scharfe Knallen die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher