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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt
Autoren: Vampira VA
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aufgelöst.
    Angst hatte sich unter den Jägern breitgemacht - es war die Rede von einem bösen Geist, einem Dämon. Doch alle Vorsichtsmaßnahmen waren vergeblich gewesen; trotz verstärkter Wachen und einem Feuer, das die ganze Nacht unterhalten wurde, starben weitere Männer.
    Heute morgen schließlich hatte es Kroll erwischt - den letzten und besten von Hurlaks Männern. Jetzt war nur er noch übrig: Hurlak, der Jäger und Schamane. Und er würde sich dem Untier zum Kampf stellen.
    Hurlak warf einige trockene Reiser in die Glut. Prasselnde Helligkeit erfüllte die Höhle. Hierher hatte er sich zurückgezogen, um noch vor Einbruch der Nacht die Waffe fertigzustellen. Der blutgierige Dämon würde ihn nicht unvorbereitet antreffen.
    Zufrieden wog Hurlak das Steinstück in seiner Hand - es war eine gute Arbeit. Er hatte mehrere Versuche gebraucht, bis die Klinge aus Feuerstein seinen Vorstellungen entsprochen hatte. Der Steinsplitter war lang und hatte eine völlig glatte Oberfläche; das war wichtig, wenn der Zauber gelingen sollte.
    Wieder legte er Holz nach, diesmal dickere Scheite, blies kräftig in die Flamme und hoffte, daß die Hitze des Feuers für seine Zwecke ausreichen würde. Indem er die Steinklinge in das gespaltene Ende eines langen Holzstabs klemmte, konnte er sie in die Glut halten.
    Als er glaubte, die Klinge sei heiß genug, holte er das kleine Stück schimmernden Metalls aus seinem Zauberbeutel. Er nahm den Steinsplitter aus dem Feuer und strich mit dem Metallstück darüber.
    Der erste Versuch mißlang, aber nachdem Hurlak die Waffe noch einmal ins Feuer gelegt hatte, reichte die Temperatur aus. Die Spitze der Steinklinge erhielt einen dünnen Überzug aus Silber. Er umwickelte das Ende des Holzstabs noch fest mit einer Lederschnur, dann war Hurlak gewappnet: Er verfügte über einen magischen Speer. Das glänzende Metall, das die Klinge bedeckte, war eines der stärksten Zaubermittel, die er kannte. Mit dieser Waffe konnte er den Dämon töten.
    Allmählich verdichtete sich die Dämmerung vor dem Höhleneingang. Die Nacht breitete ihre schwarze Decke über das Tal, während sich der Vollmond noch hinter dem Horizont verbarg. Der Schamane warf einige Kräuter ins Feuer, und würziger Rauch erfüllte die Höhle.
    Hurlak blieb unbeweglich sitzen, als er das klickende Rollen eines Kiesels am Höhleneingang hörte. Er kauerte vor der Feuerstelle, schien zu schlafen, doch seine Sinne hellwach waren. Er verstärkte den Griff der rechten Hand um den Speer.
    »Wach auf, Hurlak!« ertönte eine Stimme.
    Hurlak hob den Kopf, mehr überrascht als erschrocken, denn er kannte den Sprecher. Es war Kroll! Heute Morgen erst hatte er dessen verstümmelten Körper bestattet, mit dem zerfetzten Gesicht nach Osten und mit seinen Waffen, wie es der Brauch verlangte.
    Nun stand Kroll vor ihm, und er atmete und scharrte unruhig mit den Füßen. Seine Verletzungen waren verheilt; nicht einmal eine Narbe war zu sehen, obwohl das Untier ihm fast den Kopf abgeris-sen hatte.
    Daß Kroll lebte, verwunderte Hurlak nicht so sehr - es war durchaus möglich, von den Toten zurückzukehren. Er selbst war mehrere Male ins Reich der Geister gereist, und jedesmal war seine Seele wieder zurückgekehrt. Etwas Anderes erregte seinen Argwohn. Kroll hatte gesagt, daß er aufwachen solle. Und Kroll kannte ihn gut - so gut, daß er wissen mußte, daß Hurlak nicht geschlafen hatte.
    Hurlak war schlau genug, sich sein Mißtrauen nicht anmerken zu lassen. Er erhob sich gemächlich, wobei er den Speer als Stütze benutzte, betrachtete Kroll und begrüßte ihn stumm. Unter den Männern des Clans sprach man nicht viel. Ein Großteil der Verständigung beruhte auf Gesten, was sich besonders auf der Jagd auszahlte, wenn jedes Geräusch zu vermeiden war.
    Hurlak machte eine kreisende Bewegung mit der Linken, die mit einem fragenden Blick zum Ausgang der Höhle endete. Jeder seiner Jäger hätte ihn verstanden und nun seinerseits angedeutet, ob im näheren Umkreis Gefahr lauerte. Doch Kroll verstand nicht; sein Blick wanderte unruhig durch die Höhle und verharrte nur einmal kurz auf der versilberten Speerspitze. Der Anblick steigerte offenbar seine Unruhe.
    »Du mußt mit mir kommen, Hurlak!« sagte er, und seine Stimme klang rauh. »Bald wird der Mond aufgehen und das Tier wiederkehren.«
    »Ich fürchte mich nicht vor dem Kampf!« entgegnete Hurlak und versuchte den unsteten Blick seines Ersten Jägers einzufangen. »Aber wenn du sicher bist,
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