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Der Osmanische Staat 1300-1922

Der Osmanische Staat 1300-1922

Titel: Der Osmanische Staat 1300-1922
Autoren: Klaus Kreiser
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die Türken
haben auch eine große Anzahl von Grundwörtern aus der Sprache der anatolischen Autochthonen (Armenier, Griechen, Kurden) übernommen. Dagegen
stand der Wunsch vieler Neuankömmlinge nach baldiger Niederlassung außer
Frage. Schon im seldschukischen Anatolien herrschte dabei eine klare Dreiteilung
zwischen städtischen Zentren, dem bäuerlichen Umland und den von Nomaden
besetzten Räumen. Während sich das Organisationsschema und die Wanderwege
der Nomaden im 16. Jahrhundert stabilisierten, verschoben sich die Machtgewichte zunehmend zuungunsten der Nomaden.
    Die Beglik- oder
Emirats-Periode

    Die türkmenischen Kleinfürstentümer (Begliks bzw. Emirate) waren dafür
verantwortlich, daß das durch den Zusammenbruch des seldschukisch-mongolischen Systems entstandene Machtvakuum durch islamisch-türkische Herrschaftsgebilde ausgefüllt wurde und trotz der allgemeinen Fragmentierung Anatoliens die Grundlagen der seldschukischen Staatsverwaltung mit den wichtigsten
islamischen Institutionen (Kadi-Amt, Stiftungswesen, Medrese) bewahrt werden
konnten. Die Seldschuken waren dabei von Anfang an keine Alleinherrscher im
zentralen oder westlichen Anatolien. Die Konkurrenz mit dem Haus Dämemend
währte ein Jahrhundert und endete erste mit der Einnahme von Malatya (1177)
durch die Seldschuken. Die Landschaft Paphlagonien in Nordwestanatolien
wurde in seldschukischer Zeit durch die türkmenischen Cobaniden kontrolliert.
Um die Wende zum 14. Jahrhundert waren die Isfendiyarogullari („Söhne des
Isfcndivar") bzw. die Candarliogullari Oberherren dieser Region. Die Eretna
waren eine Herrscherfamilie, die mit dem ilchanidischen Heer nach Anatolien gekommen war und zwischen 1355 und 1381 von Sivas und Kayseri aus einen
wichtigen Machtfaktor darstellte.

    Das Haus Karaman
und weitere
Kleinfürsten
    Der Aufstieg der türkmenischen Karamanogullari im Raum Ermenek-Mut
wurde durch eine erneute seldschukische Niederlage gegen den mongolischen
Befehlshaber Baidju (1256) und innerseldschukische Rivalitäten erleichtert. Die
Besitznahme von Konya (1277/8, endgültig 1313) markierte einen Haupterfolg
dieses wichtigsten anatolischen Gegners des Osmanen bis Mitte des
15. Jahrhundert. Der Begründer der E§refogullari wurde 1277 erstmals genannt.
Sein Emirat mit dem Zentrum Bey5ehir wurde später zwischen den Karamanogullari und den Hamidogullari aufgeteilt. Bei den letzteren handelt es sich um
die später als Tekeogullari geläufige turkmenische Dynastie in Pamphylien (Einnahme von Antalya 1280). Der wichtigste Machtfaktor im Raum Denizli und
Kütahya waren ab 1300 die Germiyanogullari. Weiter im Westen am Rande der
Ägäis traten fast gleichzeitig mit der Kleinasien-Invasion der Katalanischen
Kompanie (1304) vier weitere Emirate auf: 1) Im äußersten Südwesten der
Halbinsel auf dem Boden des antiken Karlen die Menteeeogullari mit ihren
Hauptorten Milas und Mugla. 2) Die Aydmogullari in Lydien. Ihr Fürst Mehmed eroberte Ayasolug/Ephesos. In seiner Hauptstadt Birgi (ab 1308) entstand
schon 1312 ein Moscheebau. Sein 1348 im Kampf gegen die Lateiner vor Smyrna
gefallener Sohn Umür Beg wurde Gegenstand des 1465 verfaßten Epos (destän)
von Enveri. 3) Der Gründer der Saruhan ist seit 1302 nachweisbar, seine zukünftige
Hauptstadt Manisa wurde 1313 erobert. 4) Karasi/Karesi, ein kleines Emirat an
den Dardanellen im Raum Pergamon/Edremit als unmittelbarer Nachbar des
osmanischen Beglik.
    Byzanz
    Die Rückeroberung von Konstantinopel (1261) durch Michael VIII. hatte die
Aufmerksamkeit von Byzanz wieder stärker auf die westlichen Provinzen gelenkt.
Dadurch wurde das Eindringen von türkischen Gruppen in den ägäischen Raum in
den letzten Jahrzehnten des 13. Jahrhundert erleichtert. Alle westanatolischen
Begliks führten auch Seekriege. Als Partei in den inner-byzantinischen Auseinandersetzungen bildeten sie eine beachtliche Konkurrenz zu den Osmanen,
insbesondere bei den Vorstößen nach Thrakien. Der Aufstieg der osmanischen
Dynastie war also wesentlich von einem erfolgreichen Wettbewerb mit den
seefahrenden westanatolischen Fürstentümern abhängig. Die weiter östlich gelegenen Begliks gerieten erst im 15. Jahrhundert in die Herrschaftssphäre der
Osmanen.
    Die politische Landschaft Anatoliens Ende des 13. Jahrhundert war so unübersichtlich, daß man von verschiedenen, sich teilweise überlagernden
Schichten von Herrschaft gesprochen hat. CEMAL. KAFADAR hat ein plausibles
Modell
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