Der Oligarch
braucht dir nicht leid zu tun. Während du in Europa warst, haben wir ihm ein weiteres Geständnis abgerungen. Er hat gestanden, die beiden Journalisten der Moskowskaja Gaseta letztes Jahr in Charkows Auftrag ermordet zu haben. Aber wegen der besonderen Umstände seiner Inhaftierung können wir diese Informationen nicht an die italienischen und französischen Behörden weitergeben. Vorerst bleiben die beiden Fälle also offiziell ungelöst.«
»Was hast du mit den fünf Millionen Dollar gemacht, die Petrow bei Becker & Puhl zurückgelassen hat?«
»Wir haben dafür gesorgt, dass er sie Konrad Becker als Entschädigung für das Chaos überträgt, das du in seiner Bank angerichtet hast. Ich soll dir übrigens Grüße von ihm ausrichten. Aber er wäre dir sehr dankbar, wenn du deine privaten Bankgeschäfte künftig woanders erledigen würdest.«
»Habt ihr sonst irgendwo hinter uns aufräumen müssen?«
»Eigentlich nicht. Deine Desinformationskampagne hat jeglichen Verdacht von uns weg und auf Charkow gelenkt. Außerdem waren die Leute, die ihr beseitigt habt, nicht gerade ehrenwerte, angesehene Staatsbürger. Sie waren ehemalige KGB-Gangster, die auf Mord, Entführung und Erpressung spezialisiert waren. Aus der Sicht europäischer Polizeien und Sicherheitsdienste haben wir vielen einen Gefallen getan.«
Schamron musterte Gabriel einen Augenblick lang schweigend. »Hat es geholfen?«
»Was?«
»Sie zu ermorden?«
Gabriel blickte über das schwarze Wasser des Sees hinaus. »Ich habe schreckliche Dinge getan, um Chiara zurückzubekommen, Ari. Ich habe Dinge getan, die ich niemals wieder tun möchte.«
»Aber?«
»Ja, es hat geholfen.«
»Elf«, sagte Schamron. »Eine Ironie des Schicksals, nicht wahr?«
»Wie das?«
»Den ersten Auftrag hast du bekommen, weil der Schwarze September in München sieben Israelis ermordet hatte. Und bei deinem letzten Einsatz haben Michail und du elf Russen liquidiert, die für Chiaras Entführung und Grigori Bulganows Tod verantwortlich waren.«
Zwischen den beiden herrschte drückendes Schweigen, das nur durch ein Lachen aus dem Speisezimmer unterbrochen wurde.
»Mein letzter Einsatz? Ich dachte, der Ministerpräsident und du hätten beschlossen, dass ich die Verantwortung für den Dienst übernehmen soll.«
»Hast du deine Tauglichkeitsberichte gesehen?« Schamron schüttelte langsam den Kopf. »Du bist in keiner Verfassung, um die Führung des Diensts zu übernehmen. Nicht jetzt, wo uns eine Konfrontation mit den Iranern droht. Und nicht jetzt, wo deine Frau deine Aufmerksamkeit braucht.«
»Was willst du damit sagen, Ari?«
»Ich sage, dass ich dich aus dem Versprechen entlasse, das du mir in Paris gegeben hast. Ich sage, dass du gefeuert bist, Gabriel. Du hast jetzt einen neuen Auftrag. Sieh zu, dass deine Frau so schnell wie möglich schwanger wird. Du bist nicht mehr der Jüngste, mein Sohn. Du brauchst schnell ein weiteres Kind.«
»Bist du dir deiner Sache sicher, Ari? Bist du wirklich bereit, mich gehen zu lassen?«
»Ich bin sicher, dass wir immer etwas für dich zu tun finden werden. Aber dein Platz ist nicht am Schreibtisch im Büro des Direktors. Diese lästige Arbeit werden wir einem anderen aufhalsen.«
»Denkt ihr an einen bestimmten Kandidaten?«
»Im Grunde habe wir uns schon für einen entschieden. Die Ernennung wird nächsten Monat bekannt gegeben, wenn Arnos seinen Sessel räumt.«
»Wer ist es?«
»Ich«, sagte Uzi Navot.
Gabriel drehte sich um und sah Navot mit verschränkten Armen auf der Terrasse stehen. Im Halbdunkel erinnerte seine Erscheinung auf schockierende Weise an Schamron in seiner Jugend.
»Brillante Wahl, findest du nicht auch?«
»Ich bin sprachlos.«
»Ausnahmsweise.« Navot trat vor und legte Gabriel eine Hand auf die Schulter. »Wir stehen in einer wundervollen Beziehung zueinander, du und ich. Du lehnst einen Job ab und ich bekomme ihn.«
»Aber in beiden Fällen hat ihn der richtige Mann bekommen, Uzi. Ich wäre ein schrecklicher Direktor geworden. Massel tow! «
»Ist das dein Ernst, Gabriel?«
»Bei dir ist der Dienst auf Jahre hinaus in guten Händen.« Gabriel nickte zu Schamron hinüber. »Jetzt müssen wir nur noch den Alten dazu bringen, das Steuer loszulassen.«
Schamron verzog das Gesicht. »Übertreib bitte nicht. Eines möchte ich allerdings klarstellen: Uzi ist nicht meine Marionette. Er trifft seine Entscheidungen selbst. Aber ich bin natürlich immer da, um Ratschläge zu erteilen.«
»Ob er sie will
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