Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Neue Frühling

Der Neue Frühling

Titel: Der Neue Frühling
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Hadori. Lan tat es. Er würde ihn tragen, wenn er starb, und er würde ihn tragen, wenn man ihn in die Erde bettete, ihn und nichts anderes. Falls es jemanden gab, der ihn begrub, wenn er starb. Er blickte nach Norden, in die Richtung der fernen Heimat. Die meisten Leute würden es für einen seltsamen Ort halten, um ihn als Heimat zu bezeichnen, aber er hatte seine Lockung gespürt, seit er in den Süden gekommen war.
    »Ich erinnere mich an genug, um dich zu hören«, erwiderte er. Es war zu dunkel, um Bukamas faltiges Gesicht erkennen zu können, aber er wusste auch so, dass er finster dreinblickte. Er konnte sich nicht erinnern, seinen Freund und Lehrer jemals anders gesehen zu haben, selbst wenn er ein Lob aussprach. Stahl war sein Wille, Pflicht seine Seele. »Glaubst du noch immer, dass die Aiel dem Dunklen König verschworen sind?«
    Der Malkieri machte eine Geste, um das Böse abzuwehren, als hätte Lan den wahren Namen des Dunklen Königs ausgesprochen. Shai'tan. Sie hatten beide das Unglück gesehen, das folgte, wenn man den Namen laut aussprach, und Bukama gehörte zu jenen, die der Ansicht waren, dass allein schon der Gedanke an ihn die Aufmerksamkeit des Dunklen Königs erregte. Der Dunkle König und die Verlorenen sind in Shayol Ghul gebunden, rezitierte Lan den Katechismus in Gedanken, gebunden vom Schöpfer im Augenblick der Schöpfung. Mögen wir im Licht sichere Zuflucht finden, in des Schöpfers Hand. Er glaubte nicht, dass es schon reichte, wenn man an den Namen dachte, aber wenn es um den Schatten ging, war es besser, auf alles gefasst zu sein.
    »Wenn sie es nicht sind, warum sind wir dann hier?«, fragte Bukama säuerlich. Und überraschenderweise. Er nörgelte gern, aber stets über nichtige Dinge oder das, was die Zukunft bringen würde. Nie über die Gegenwart.
    »Ich habe mein Wort gegeben, bis zum Ende zu bleiben«, erwiderte Lan leise.
    Bukama kratzte sich an der Nase. Vielleicht hätte man sein Grunzen als peinlich berührt bezeichnen können. Es war schwer zu sagen. Eine seiner Lektionen hatte besagt, dass das Wort eines Mannes so gut wie ein unter dem Licht geschworener Eid sein musste, oder es taugte nichts.
    Die Aiel waren in der Tat wie eine Horde Schattenfreunde erschienen, als sie plötzlich über die gewaltige Bergkette strömten, die man das Rückgrat der Welt nannte. Sie hatten die große Stadt Cairhien niedergebrannt, die Nation Cairhien geplündert und sich in den seitdem vergangenen zwei Jahren durch Tear und Andor gekämpft, bevor sie schließlich zu diesem Schlachtfeld gekommen waren – vor der riesigen Stadtinsel von Tar Valon. In den vielen Jahren, seit die heutigen Nationen aus Artur Falkenflügels Imperium entstanden waren, hatten die Aiel die Wüste niemals verlassen. Möglicherweise waren sie schon davor als Invasoren gekommen; da konnte niemand sicher sein, außer vielleicht die Aes Sedai in Tar Valon, aber wie so oft verloren die Frauen der Weißen Burg darüber kein Wort. Was die Aes Sedai wussten, das behielten sie für sich, und falls sie sich doch anders entschieden, gaben sie nur Bruchstücke und Andeutungen preis. Doch in der Welt außerhalb von Tar Valon hatten viele Männer behauptet, ein Muster erkennen zu können. Zwischen der Zerstörung der Welt und den Trolloc-Kriegen hatten tausend Jahre gelegen, das behaupteten zumindest die meisten Geschichtskundigen. Diese Kriege hatten die damals bestehenden Nationen zerstört, und keiner bezweifelte, dass die Hand des Dunklen Königs dahinter gesteckt hatte, ob er nun eingekerkert war oder nicht, so sicher, wie er hinter dem Krieg des Schattens gesteckt hatte – und der Zerstörung der Welt und dem Ende des Zeitalters der Legenden. Nach den Trolloc-Kriegen vergingen tausend Jahre, bis Falkenflügel ein Reich errichtete, und auch das war nach seinem Tod im Hundertjährigen Krieg zerstört worden. Manche Gelehrte behaupteten, auch hierin die Hand des Dunklen Königs erkennen zu können. Und jetzt, fast tausend Jahre nach dem Untergang von Falkenflügels Reich, kamen die Aiel und mordeten und brandschatzten. Es musste ein Muster sein. Sicherlich musste der Dunkle König sie gelenkt haben. Lan wäre nie nach Süden gereist, hätte er das nicht geglaubt. Er tat es nicht länger. Aber er hatte sein Wort gegeben.
    Er wackelte mit den Zehen in den Stiefeln. Ob es nun so kalt war, wie er gewohnt war, oder nicht, wenn man im Schnee zu lange an einer Stelle stehen blieb, grub sich die Eiseskälte in die Füße. »Lass
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher