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Der Neue Frühling

Der Neue Frühling

Titel: Der Neue Frühling
Autoren: Robert Jordan
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den Worten fehlte ihr sonstiger Nachdruck. »Wir können noch vor Mittag in Arafel sein.«
    »Du kehrst in die Burg zurück«, sagte Moiraine. Zusammen konnten sie nicht schneller suchen als eine allein, und wenn sie getrennt sein mussten, gab es dann einen besseren Platz für Siuan, als für Cetalia Delarme zu arbeiten und alle Berichte der Augen-und-Ohren der Blauen Ajah zu Gesicht zu bekommen? Während Moiraine nach dem Jungen suchte, würde Siuan erfahren, was in jedem Land vor sich ging, und da sie wusste, wonach sie suchte, konnte sie jeden Hinweis auf die Schwarzen Ajah und den Wiedergeborenen Drachen entdecken. Siuan konnte wirklich vernünftig sein, wenn man ihr die Dinge erklärte, obwohl es diesmal ziemlich mühselig war, und als sie zustimmte, tat sie es nicht ohne Murren.
    »Cetalia wird mich Ritzen kalfatern lassen, weil ich ohne Erlaubnis gegangen hin«, grollte sie. »Soll man mich zu Asche verbrennen! Sie wird mich am Turm zum Trocknen an eine Wäscheleine hängen! Ich werde Glück haben, wenn sie mir keine Prügel verabreichen lässt! Moiraine, allein die politischen Ränke reichen aus, dass man im tiefsten Winter Sturzbäche schwitzt! Ich hasse es!« Aber sie suchte bereits in den Truhen, was sie für die Rückreise nach Tar Valon brauchen konnte. »Ich nehme an, du hast diesen Lan gewarnt. Mir scheint, er hat es verdient, was immer es ihm auch nützen wird. Ich habe gehört, dass er vor einer Stunde aufgebrochen ist, um in die Große Fäule zu reiten, und wenn das nicht sein Tod ist ... Wo gehst du hin?«
    »Ich bin noch nicht fertig mit diesem Mann«, sagte Moiraine über die Schulter. Sie hatte an dem Tag, als sie ihn zum ersten Mal sah, eine Entscheidung getroffen, vorausgesetzt, er entpuppte sich nicht als Schattenfreund, und sie hatte vor, sich daran zu halten.
    Im Stall, wo Pfeil untergestellt war, sorgten Silbermünzen, mit denen sie wie mit Pfennigen um sich warf, dafür, dass das Pferd gesattelt wurde, während die Münzen fast noch durch die Luft flogen, und sie sprang in den Sattel, ohne darauf zu achten, dass ihre Röcke hochrutschten und ihre Beine fast bis zu den Knien entblößten. Sie gab dem Tier die Fersen und galoppierte aus dem Aesdaishar hinaus, in nördlicher Richtung durch die Stadt, trieb die Leute aus dem Weg und ließ Pfeil einmal sogar über einen leeren Wagen springen, weil der Fahrer ihr nicht schnell genug Platz machte. Sie ließ einen Tumult von Rufen und geschüttelten Fäusten hinter sich.
    Auf der Straße nördlich der Stadt drosselte sie das Tempo gerade lange genug, um Kutscher, die in die andere Richtung fuhren, zu fragen, ob sie einen Malkieri auf einem braunen Hengst gesehen hatten, und war mehr als erleichtert, als sie zum ersten Mal eine Bestätigung hörte. Der Mann hätte in fünfzig Richtungen reiten können, nachdem er die Zugbrücke passiert hatte. Und mit einer Stunde Vorsprung ... Sie würde ihn einholen, und wenn sie ihm bis in die Große Fäule folgen musste!
    »Ein Malkieri?« Der spindeldürre Kaufmann im dunkelblauen Mantel sah verblüfft aus. »Nun, meine Wachen haben mir gesagt, dass einer da oben ist. Gefährliche Burschen, diese Malkieri.« Er drehte sich auf dem Sitz seines Wagens und zeigte einen grasbewachsenen Hügel hundert Schritte abseits der Straße hinauf. Auf der Kuppe konnte man deutlich zwei Pferde stehen sehen, eines davon ein Lastpferd, und den dünnen Rauch eines Feuers, der sich im Wind kräuselte.
    Lan sah kaum auf, als sie abstieg. Er kniete vor den Überresten eines kleinen Feuers und stocherte mit einem langen Zweig in der Asche. Seltsamerweise lag der Geruch von verbranntem Haar in der Luft. »Ich hatte gehofft, Ihr wärt mit mir fertig«, sagte er.
    »Noch nicht ganz«, antwortete sie. »Verbrennt Ihr Eure Zukunft? Ich glaube, viele werden trauern, wenn Ihr in der Großen Fäule sterbt.«
    »Ich verbrenne meine Vergangenheit«, sagte er und erhob sich. »Verbrenne Erinnerungen. Eine Nation. Der Goldene Kranich wird nie wieder fliegen.« Er wollte Erde mit dem Fuß über die Asche schieben, besann sich aber, bückte sich, hob feuchte Erde auf und ließ sie aus den Händen rieseln. »Niemand wird um mich trauern, wenn ich sterbe, weil alle, die es tun würden, selbst schon tot sind. Außerdem müssen alle Menschen sterben.«
    »Nur Narren entscheiden sich dafür, vor ihrer Zeit zu sterben. Ich möchte, dass Ihr mein Behüter werdet, Lan Mandragoran.«
    Er betrachtete sie mit einem starren Blick, dann schüttelte er den
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