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Der mieseste Liebhaber der Welt

Der mieseste Liebhaber der Welt

Titel: Der mieseste Liebhaber der Welt
Autoren: dtv
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du das?«
    Annie grinste mich schelmisch an und packte etwa 30   Gramm Seidenspitze aus einem kleinen Papiertäschchen. Reizwäsche? Ich wusste nicht mal, ob man diesen Textilhauch in Rosa
     als Slip oder zur Oberkörperenthüllung trug. In beiden Fällen wäre es eine Provokation für jeden gesunden Mann.
    »Zieh’s mal an!«
    Annie gehorchte. Es war ein Oberteil. Es wirkte, als habe man zwei Flutlichtstrahler eingesetzt, um ihre Brüste besser zur
     Geltung zu bringen. Sie sah toll aus. Und noch so einiges. Sportlich, fröhlich, gesund. Sexy? Möglicherweise. Man müsste mich
     mal ein Jahr ins Gefängnis stecken, damit ich das bei Annie wieder objektiv beurteilen könnte.
    »Ich ruf den Zimmerservice!«
    »Jetzt?«
    »Jetzt sofort.«
    Ich bestellte eine Flasche Prosecco aufs Zimmer und legte auf.
    »Du bleibst so, wie du bist«, befahl ich Annie, »und dann lässt du den Mann rein.«
    »In diesem Aufzug?«
    Annie schaute ein wenig irritiert.
    »Das ist der Plan!«
    Sekunden später klopfte es an der Tür. Ein junger, vielleicht 2 5-jähriger Kellner betrat den Raum und stellte die Prosecco-Flasche zusammen mit zwei Gläsern und einem Eiskühler auf den kleinen Tisch
     vor dem Bett. Er wirkte wie ein blasierter Collegeschüler beim Küchendienst, jedenfalls, als ob er einen Job weit unter Stand
     zu erledigen hätte.
    »Würden Sie ihn bitte öffnen?«, gurrte Annie. Ich saß im Sessel und beobachtete den Zimmerkellner. Er versuchte, sich nichts
     anmerken zu lassen, aber seine Bewegungen wurden fahriger. Annie rückte dem Jungen ein wenig näher auf den Leib. Sie gab alles.
     Der junge Mann konzentrierte sich auf das Öffnen der Flasche, doch hin und wieder riskierte er einen Blick auf Annie und ihren
     nahezu unbekleideten Körper, dann schaute er zu mir, um zu überprüfen, ob ich ihn kreuzigen würde, wenn das noch einmal vorkäme.
     Ich hatte den Eindruck, dass er ziemlich kämpfen musste, um professionell Haltung zu bewahren.
    »Wie ist dein Name?«, fragte ich ihn.
    »Vincent!«, antwortete er knapp.
    »Vincent, könntest du uns den Fernseher einschalten? Den Kanal mit den Pornos, bitte.«
    »Sicher, selbstverständlich.«
    Er reichte mir den Folder mit den Programmen.
    »Haben Sie sich schon einen Film ausgesucht?«
    »Was würdest du denn empfehlen?«, stieg jetzt auch Annie mit ein.
    »Leider hatte ich noch keine Gelegenheit, mich mit dem Entertainment-Programm in diesem Monat zu beschäftigen«, antwortete
     Vincent und ergänzte sachlich:
    »Die Adult-Channel befinden sich auf den Programmplätzen 12 bis 14, drei Filme stehen zur Auswahl, die Anfangszeiten sind
     frei wählbar.«
    »Schalt doch mal an, Vincent«, sagte meine Freundin mit einem unnachahmlichen Augenaufschlag.
    Unser Zimmerkellner gehorchte. Er switchte alle Kanäle einmal durch. Wir hatten offenbar die Wahl zwischen ›Dick Hard‹, ›Eine
     Nacht in Paris‹ und ›Kevin & Vicky allein zu Haus‹. Vincent schaute Annie fragend an.
    »Ich bin für ›Eine Nacht in Paris‹, was meinst du, Vincent, das klingt doch, als ob wir auch ein bisschen über die französische
     Hauptstadt erfahren?«
    Vincent schüttelte den Kopf.
    »Ich fürchte, es geht darin eher um Paris Hiltons Erfahrungen« antwortete er und hatte deutlich Mühe, sich zwischen Abscheu
     und Belustigung zu entscheiden.
    »Ach, jetzt tu mal nicht so«, sagte ich zu Vincent, »würdest du Paris Hilton denn von der Bettkante stoßen?«
    Vincent überlegte einen Moment.
    »Ich schätze, wenn ich im Hotelgewerbe Karriere machen will, sollte ich das besser nicht tun. Aber wenn ich die Wahl hätte«,
     ergänzte er nach einem Moment Pause, »würde ich persönlich eher einen Film mit Jude Law auswählen.«
    Dann grinste Vincent und zuckte in Annies Richtung entschuldigend mit den Schultern.
    Ich flüchtete mich in einen länger anhaltenden Lachanfall, in den Vincent höflich einfiel. Annie stand auf und brachte Vincent
     an die Tür. Es sah aus, als würde sie ihn abführen.
    »Entschuldige bitte diesen kleinen Zwischenfall.«
    »Kein Problem, weiterhin noch viel Spaß. Soll ich Ihnen später noch einen   … äh   …
anderen
Kollegen vorbeischicken?«
    »Du meinst einen, der lieber den Paris-Hilton-Film sehen würde?«
    Vincent nickte verlegen.
    »Nein danke, aber nett, dass du fragst.«
    Ich steckte ihm einen 2 0-Euro -Schein zu.
    Anschließend tranken Annie und ich den Prosecco gemeinsam und schauten uns wirklich noch einen Film an.
    ›Hautnah‹ mit Jude Law. Es geht um
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