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Der Mann mit den zwei Gesichtern

Der Mann mit den zwei Gesichtern

Titel: Der Mann mit den zwei Gesichtern
Autoren: Runa Winacht , Maria G. Noel
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tatsächlich an den Straßenrand.
    „Sind Sie verunglückt?“ Die Fahrertür wurde aufgestoßen, ein Mann sprang heraus. „Ist Ihnen etwas passiert?“
    „Ich, nein“, stammelte Franziska. „Es ist nur eine Reifenpanne. Aber ich habe einen wichtigen Termin und mein Handy funktioniert einfach nicht.“
    „Na, das sollte ja wohl kein Problem sein.“
    Die sonore Stimme des Mannes hatte einen angenehm beruhigenden Klang und Franziska entspannte sich angesichts seiner Gelassenheit ein klein wenig.
    „Hier, nehmen Sie meines. Es ist bereits eingeschaltet.“
    Hastig hackte Franziska die Nummer ein. „Null, Sieben, eins, drei, vier, fünf, acht, null, null ...“
    Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass der Anruf vier Minuten zu spät kommen würde – Professor Schultheiß war bekannt für seine Pingeligkeit in Bezug auf Pünktlichkeit. Aber sie konnte doch alles erklären.
    „Warum tut sich nichts?“, fragte sie schließlich und hielt dem Mann das Handy entgegen.
    Der nahm es: „Oh. Hier ist hier etwa ein Funkloch? Kommen Sie, fahren wir ein Stück, bis wir wieder Empfang haben.“
    Franziska dachte nicht nach, nickte nur und sprang in den Wagen des Mannes. Der startete sofort.
    „Das scheint ein wirklich wichtiger Termin zu sein“, sagte er und hielt ihr seine Rechte entgegen: „Dazu war bisher noch gar keine Gelegenheit, Gerhard Bauer.“
    „Franziska Gr-af“, sagte Franziska zerstreut und starrte auf das Handy. „Jetzt komm schon.“ Erst danach sah sie den Mann wieder an. „Entschuldigen Sie bitte, aber es geht um die Chance meines Lebens. Wenn ich diesen Termin verpasse ...“ Sie sah wieder auf die Uhr. Sieben nach Fünf. Sie seufzte tief: „Zu spät.“
    „Wie, zu spät?“, fragte der Mann.
    Welchen Namen hatte er gleich noch einmal genannt? Ach ja. Gerd. „Mein Vorstellungstermin hätte vor sieben Minuten beginnen sollen.“ Sie ließ das Handy sinken. „Fahren Sie mich am besten zu meinem Wagen zurück, es ist vorbei.“
    „Wie?“, fragte Gerd nochmals. „Die Chance ihres Lebens – und Sie wollen wegen lumpiger sieben Minuten aufgeben? Das kann doch nicht wahr sein.“
    „Was soll ich tun?“, fragte sie zurück. „Ich kann doch nicht anrufen und den Termin verschieben.“
    „Wohin müssen Sie denn?“
    „Krankenhaus Oberrain“, antwortete Franziska, „Vorstellungsgespräch in der Kardiologie.“
    „Marienklinik?“
    „Sie kennen sie?“
    „Haben Sie eine Ahnung, wie groß Oberrain ist?“ Gerd wandte ihr den Kopf zu und lächelte. „Es ist ein Kaff – nur bekannt durch diese Klinik.“ Er warf ihr einen kurzen Blick zu. „Wissen Sie was, ich fahre Sie hin. Es ist nicht mehr weit, etwa fünf Kilometer durch den Wald. Mit etwas Glück bekommen Sie die Stelle doch noch.“
    „Das würden Sie tun?“ Franziska war überwältigt. Dieser fremde Mann versuchte, ihr zu helfen. „Ich hoffe, Sie verpassen dadurch nicht selbst einen Termin.“
    „Halb so schlimm“, winkte Gerd ab. „Es ist nicht sehr wichtig.“
    „Etwa so wichtig, wie ein Termin beim Friseur?“, fragte Franziska und sah schon wieder auf die Uhr. Zehn Minuten.
    „Nicht mal halb so wichtig“, nickte Gerd. „Nun beruhigen Sie sich doch. Wir werden noch ein paar Minuten brauchen und es macht sicher einen besseren Eindruck, wenn Sie nicht völlig aufgelöst sind.“
    Er hatte ja so recht. Franziska fuhr sich durch die Haare und atmete tief durch. „Danke.“ Sie rutschte ein wenig tiefer in den bequemen Autositz und zwang sich, nicht schon wieder auf die Uhr zu sehen. Stattdessen wandte sie den Kopf und betrachtete ihren Retter. Dieser Gerd sah sympathisch aus. Etwas älter als sie, schätzte Franziska, vielleicht Mitte dreißig, blonde, etwas längere Haare, blauäugig. Was ihr aber besonders auffiel, waren seine Hände. Kräftige Hände, ohne klobig zu sein. Und kein Ehering.
    „Oh nein, meine Unterlagen!“ Ihre Arme fuhren an den Kopf. „Sie liegen noch in meinem Auto.“ Wieder hektisch drehte sie sich um, deutete auf die zurückliegende Straße.
    Der Mercedes wurde nicht einmal langsamer. „Dann muss es jetzt halt ohne gehen“, sagte Gerd. „Außerdem, Franziska – es geht schließlich um Sie und nicht um irgendwelche Unterlagen, oder?“
    „Wissen Sie“, antwortete Franziska. „So einfach ist es leider nicht. Ich brauche diese Stelle für meine Doktorarbeit. Diese Arbeitsunterlagen, in denen all mein Wissen steckt, liegen jetzt dort hinten im Wald.“
    „Wenn Sie die ganze Zeit mit diesen
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