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Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im Park: Roman (German Edition)
Autoren: Pontus Ljunghill
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gegangen, die Bar »Blå Fågeln« in der Engelbrektsgatan. Er wollte ohne Rehns Gesellschaft auskommen, hatte sich ein Bier bestellt und sich an den Tresen gesetzt.
    Knapp eine Stunde hatte der Kommissar im »Blå Fågeln« gesessen. Dann war er zum Taxistand in der Storgatan gegangen, vorbei an einem Plakat, das für das große Duell warb, den Kampf zwischen Ludvika und Hammarby in der zweiten Division, um halb zwei Uhr auf dem Norra-Sportplatz am 22. Mai. Übermorgen. Er hatte die Eintrittspreise überflogen. Sitzplatz 1,60; Stehplatz 1,10. Kinder und Soldaten 50 Öre.
    Zwei Wagen warteten am Taxistand. Stierna hatte den ersten genommen, zum Lyviksfriedhof, und den Fahrer nicht gebeten, auf ihn zu warten.
    Er verließ Dan Anderssons Grab und ging wieder an der Kapelle vorbei zum Wasser hinunter. Väsman, inzwischen wusste er, dass der See so hieß. Auch hier lagen Gräber, kleine Steine in langen Reihen. Zwischen den Bäumen konnte er die dunkle Bucht sehen.
    Jetzt habe ich ihn endlich aufgespürt, dachte Stierna. Und trotzdem kriege ich ihn nicht zu fassen.
    Er dachte an die Gespräche mit Menschen, die den Mann getroffen hatten, der auf dem Stadshagener Sportplatz gelaufen war. Sie waren gefragt worden, wie er sprach, ob sie sagen konnten, woher er stammte oder ob er einen bestimmten Dialekt hatte. Die meisten hatten angenommen, dass er aus Stockholm stammte. Einige hatten gemeint, er könnte aus dem Norden kommen. Der Barkeeper im »Runan« glaubte nicht, dass er aus Stockholm kam, konnte aber nicht erklären, warum. Stierna hatte auch nicht geglaubt, dass er aus Stockholm kam, ein Grund, warum ihn so wenige kannten.
    Vielleicht hat er das absichtlich gemacht, dachte Stierna. Hat seinen Dialekt verstellt, damit er besser untertauchen konnte.
    Stierna schaltete seine Taschenlampe wieder an. Er las Namen im Lichtkegel. Einige kannte er bereits, auch hier war er schon entlanggegangen.
    Das Grab war das vorletzte in der Reihe. Auf dem kleinen Beet davor wuchsen ein paar Blumen. Stierna wunderte sich, wieso er es nicht vorher gefunden hatte. Vielleicht weil es so unscheinbar war, weil die Grabsteine fast alle gleich aussahen.
    Johan Oskar Enberg
    * 8. 12. 1864 · † 12. 7. 1921
    Seine Ehefrau
    Astrid Erika Enberg
    * 17. 3. 1867 · † 28. 12. 1927
    Arvid Enberg
    * 4. 10. 1899 · † 8. 1. 1928
    Johan Oskar Enberg, der Vater. »Stinsen, dieses verdammte Schwein«. Er wusste, dass er ihn zum Schluss doch noch finden würde.
    Der achte Januar 1928, dachte Stierna. Der letzte Tag, an dem mit Sicherheit gesagt werden konnte, dass der Betreffende noch lebte, dieses Datum wurde immer als Todesdatum genommen bei Personen, die verschwanden und nicht wieder auftauchten.
    Stierna machte seine Taschenlampe aus. Er fragte sich, wie das wirkliche Todesdatum lautete. Vorausgesetzt, es gab eins.

Visby 1953
    88
    »Warum ist er ausgerechnet von dort gesprungen?«
    Stierna sah sich im Speisesaal um, bevor er antwortete. Sie waren allein hier, Grönwall und er. Die anderen Gäste waren gegangen.
    Der ehemalige Kommissar hatte sich im Laufe der Jahre immer wieder dieselbe Frage gestellt. Früher einmal hatte er sich darüber so sehr den Kopf zerbrochen, dass er befürchtete, den Verstand zu verlieren. Jetzt war er eher der Meinung, dass der Ort des Selbstmords eigentlich keine Rolle spielte, trotzdem kam ihm diese Frage immer wieder in den Sinn. Wahrscheinlich würde er sie nie beantworten können.
    »Vielleicht verhält es sich so, wie der Landjäger meinte«, antwortete Stierna. »Das war einfach der ideale Platz für jemanden, der sich ertränken wollte.«
    Er hatte keine Namen genannt, als er von den Ermittlungen in den Vierzigern erzählt hatte, nicht gesagt, welche Orte er besucht hatte. Ja, er hatte nicht einmal erwähnt, dass Rehn und er in dem Bahnhofshotel in Ludvika in diesen Tagen im Mai vor mehr als zwölf Jahren gewohnt hatten. Er hatte vom »Stinsen« berichtet, aber genau darauf geachtet, dass diese Information mit keinem konkreten Ort, mit keiner konkreten Person in Verbindung gebracht werden konnte.
    Während des Gesprächs mit dem Journalisten war Stierna zwischen Namen, Orten und Daten in gleicher Weise hin und her gesprungen, wie er das früher bei Pressekonferenzen getan hatte: Er hatte nie zu viel gesagt, aber auch nie zu wenig.
    »Aber Sie haben einen Zusammenhang gesucht?«, fragte Grönwall. »Zwischen dem Mann, der sich das Leben nahm, und dem Mann, von dem Sie glauben, dass er Ingrid Bengtsson getötet
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