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Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte

Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte

Titel: Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte
Autoren: Oliver Sacks
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»Seine eigenen Spätwerke, zum Beispiel ‹The Mind of a Mnemonist› und ‹The Man with a Shattered World›, sind Versuche, diese verloren gegangene Tradition wiederaufleben zu lassen. Die Krankengeschichten in diesem Buch knüpfen an diese alte Tradition an: an die des 19. Jahrhunderts, von der Lurija spricht, an die des ersten medizinischen Historikers Hippokrates und an die universelle und seit uralten Zeiten bestehende Tradition, nach der Patienten Ärzten ihre Geschichte erzählt haben.
    Klassische Sagen und Legenden sind von archetypischen Figuren, von Helden, Opfern, Märtyrern und Kriegern bevölkert. Die Patienten eines Neurologen sind Verkörperungen dieser Figuren - und die, von denen in diesen sonderbaren Geschichten die Rede sein wird, sind sogar noch mehr als das. Wie sollen wir beispielsweise den «verlorenen Seemann» oder die anderen seltsamen Menschen, die in diesem Buch auftreten, in jene mythischen und metaphorischen Kategorien ein-
    ordnen? Man könnte sagen, sie seien Reisende, unterwegs in unvorstellbare Länder - Länder, von deren Existenz wir sonst nichts wüßten. Dies ist der Grund, warum ihr Leben und ihre Reisen für mich etwas Märchenhaftes haben. Darum habe ich als erstes Motto den Satz von William Osler gewählt, und darum erscheint es mir angebracht, dieses Buch nicht nur als eine Sammlung von Fällen, sondern auch als eine Sammlung von Geschichten und Märchen zu bezeichnen. In diesem Bereich sehnt sich der Wissenschaftler danach, mit dem Romantiker zu verschmelzen - Lurija sprach in diesem Zusammenhang gern von der «romantischen Wissenschaft». Beide treffen sich im Schnittpunkt von Tatsache und Legende, jenem Schnittpunkt, der charakteristisch ist für das Leben der in diesem und in meinem früheren Buch ‹Awakenings› «Bewußtseinsdämmerungen» beschriebenen Menschen.
    Aber mit welchen Tatsachen, welchen Legenden werden wir konfrontiert! Womit sollen wir sie vergleichen? Vielleicht gibt es dafür keine bestehenden Modelle, Metaphern oder Mythen. Ist vielleicht eine Zeit neuer Symbole, neuer Mythen angebrochen?
    Acht der Kapitel in diesem Buch sind bereits vorher erschienen: «Der verlorene Seemann», «Hände», «Die Zwillinge» und «Der autistische Künstler» im New York Review of Books (1984 und 1985) und «Witty Ticcy Ray», «Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte» und «Erinnerung» im London Review of Books (1981, 1983, 1984), wo eine gekürzte Fassung der letzten Geschichte den Titel «Musical Ears» trug. «Schräglage» erschien 1985 in The Sciences. Ein sehr früher Bericht eines meiner Patienten - die «Vorlage» für Rose R. in ‹Bewußtseinsdämmerungen› und für Deborah in ‹Eine Art Alaska› von Harold Pinter (der sich von jenem Buch inspirieren ließ) - findet sich in «Nostalgische Ausschweifungen» (es erschien ursprünglich im Frühjahr 1970 unter dem Titel «Incontinent Nostalgia Induced by L-Dopa» in Lancet). Die ersten beiden der vier «Phantome» wurden 1984 im British Medical Journal unter der Rubrik «Klinische Kuriosa» beschrieben. Zwei kurze Beiträge stammen aus früheren Büchern:
    «Der Mann, der aus dem Bett fiel» ist dem Buch ‹A Leg to Stand On› (Der Tag, an dem mein Bein fortging» entnommen, und «Die Visionen der heiligen Hildegard» ist in ‹Migräne› enthalten.
    Die übrigen zwölf Kapitel sind neu und bisher unveröffentlicht und wurden im Herbst und Winter des Jahres 1984 verfaßt.
    Zu den Kollegen, denen ich besonderen Dank schulde, gehört der verstorbene James Purdon Martin, dem ich Videoaufnahmen von «Rebecca» und «Mr. MacGregor» gezeigt und mit dem ich diese Fälle ausführlich diskutiert habe - die Kapitel «Die körperlose Frau» und «Schräglage» sind auch Ausdruck meiner Dankbarkeit. Michael Kremer, der zu meiner Zeit in London mein «Chef» war, schilderte mir nach der Lektüre meines Buches ‹Der Tag, an dem mein Bein fortging› einen sehr ähnlichen Fall, den er selbst behandelt hat - beide Fälle sind nun in «Der Mann, der aus dem Bett fiel» zusammen gefaßt. Donald Macrae hat durch Zufall nur zwei Jahre nachdem ich «Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte» geschrieben hatte, einen außergewöhnlichen und frappierend ähnlichen Fall von visueller Agnosie entdeckt, der verkürzt in der Nachschrift jenes Kapitels beschrieben wird. Ganz besonders möchte ich meiner Freundin und Kollegin Isabelle Rapin aus New York danken, mit der ich viele der hier beschriebenen
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