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Der Mann aus Israel (German Edition)

Der Mann aus Israel (German Edition)

Titel: Der Mann aus Israel (German Edition)
Autoren: Margaret Jardas
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hineingeht. Ich liebe dieses
Land. Es ist das einzige, was ich habe.“
    „Aber ich liebe es doch auch, Raffi, das weißt Du doch. Was
ist denn mit Dir?“
    „Ha! Liebe!“ äfft er mich nach. „Du kannst dieses Land nicht
in Deinem Herzen tragen. Du nicht.“ Er macht eine Pause. „Du bist keine von
uns.“
    Er spuckt mir diesen Satz vor die Füße. Der Speichel ist
giftig, ich spüre die Wirkung. Das goldglänzende Gesicht meines Geliebten
wandelt sich vor meinen Augen zu einer abstoßenden Fratze. Ist das der Mann,
der mich gerade noch in einer blühenden Oase aus Zärtlichkeit umfangen hielt? 
Nein, nein, verschwinde hässliches Bild, flehe ich und bedecke mir mit einer
hastigen Bewegung das Gesicht mit beiden Händen. 
    „Aber der Mörder war einer von Euch.“ antworte ich leise.
    Er nickt unmerklich, sein Gesicht ist hart, wie eine
vertrocknete leblose Landschaft.
    „Dir wäre wohl ein Araber als Mörder lieber gewesen!“ rufe
ich entgeistert.
    „Ja, allerdings, das wäre mir lieber gewesen.“
    „Obwohl“, ich muss mich räuspern, um einen Ton
herauszubekommen, mein Mund ist mit einem Mal wie ausgedörrt. „obwohl das Krieg
hätte bedeuten können?“
    „Warum nicht“, antwortet er kühl. „den Krieg hätten wir
gewonnen. Wir haben alle Kriege gegen sie gewonnen.“ Er reibt sich mit den
Fingern über die Stirn. „Meine Angst hat nichts mit diesen Dummköpfen von
Arabern zu tun. Ich fürchte eine weit wichtigere Konsequenz für uns.“ Mit
schmalen Augen schaut er mich an. „Mein Volk wird aufhören zu existieren, wenn
Juden anfangen, Juden zu ermorden.“
    „Oh, dramatically yours!“ rufe ich. „Mein Gott, Raffi, Du
übertreibst maßlos.“
    „So?“ zischt er mich an. „Dann erkläre mir, was aus uns
werden soll? Aus unserem Stamm, aus unseren Familien, wenn wir nicht mehr ehern
zusammenhalten, wie es die Bibel als ewiges Gesetz verlangt, wenn wir anfangen,
uns gegenseitig abzuknallen.“ Seine Stimme ist bitter. „Keiner will uns Juden
auf dieser Welt, alle hassen sie uns. Wohin sollen wir gehen, wenn wir diesen
Staat nicht mehr haben?“
    „Was soll das Gejammere?“ rufe ich empört. „Ihr produziert
diese Ablehnung doch selbst. Ich träume von einer Welt, in der Hunderte und
Tausende von Zivilisationen, Sprachen, Religionen, Traditionen miteinander
leben. Und Du redest von ehernem Gesetz, von Stamm und Land! Du bist doch kein
Prophet aus dem Alten Testament. Wie wäre es denn, wenn Ihr endlich mal
akzeptieren würdet, dass die Araber auch Menschen sind, Menschen, mit denen man
durchaus zusammenleben kann.“
    „Du brauchst mich nicht zu belehren, was die Araber für uns
Juden bedeuten. Sie haben immer gerne Juden getötet. Daran wird sich auch in
Zukunft nichts ändern.“ weist er mich schroff zurecht.
    „Muss denn Streit im Tod enden?“ Dieser Mann wird mir immer
fremder. „Raffi, Du bist doch ein kluger Mann. Bleib` doch vernünftig.“
    „Ihr im fernen Europa habt immer eine große Klappe, wenn es
darum geht, uns den richtigen Weg zu zeigen. Aber Ihr müsst nicht mit dem
Gewehr neben dem Bett schlafen. Ich schon.“
    „Das müsstest Du nicht, wenn Du endlich aufhören würdest, in
den Arabern nichts als gemeine Halunken zu sehen. Die PLO und Arafat sind Eure
Partner, nicht Eure Feinde.“
    „Was?“ er schreit so laut, dass ich zusammenzucke. „Einen
Partner nennst Du diesen Terroristen? An seinen Händen klebt literweise
jüdisches Blut. Meinst Du, dass könnte ich je vergessen?“
    Wie kann so viel Wut in einem Menschen wohnen, denke ich
entsetzt.
    „Ich bin kein Mörder, Elisabeth, aber glaube mir, ich
schwöre es Dir, wenn diese lausige Kreatur hier vor mir stünde, nicht eine
Sekunde würde ich zögern, ihn zu töten. Es wäre mir ein Vergnügen, ihm das
Messer ins Herz zu stechen.“
     Sein Mund zittert vor Wut, als er diese verhängnisvollen
Worte hinausplärrt. Er ist so hässlich in diesem Moment, so abstoßend, dass ich
erschrocken einen Schritt zurückweiche. Ich stolpere über einen Hocker und
falle zu Boden. Wie betäubt bleibe ich liegen. Raffael hilft mir nicht auf,
atmet nur schwer und setzt sich auf das Sofa. Ich höre, wie er den
Fernsehapparat einschaltet.
    Ich krabble auf allen Vieren zu einem der Sessel und
verkrieche mich darin. Wie Peitschenhiebe haben sich seine Worte in mein
Fleisch gebohrt, die Blutspuren brennen. Ich weiß nicht, was ich denken soll.
Hat er diese fanatisierten, grauenhafte Dinge ernst gemeint? Ist er verrückt
geworden,
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