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Der Mammutfriedhof

Der Mammutfriedhof

Titel: Der Mammutfriedhof
Autoren: Hans W. Wiener
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wirbelte die leuchtende Waffe durch die Luft und hieb auf den tobenden Koloss ein. Noch mehrmals traf er den wie eine Peitsche zuckenden Rüssel. Aber es gelang ihm nicht, eine wirklich schwere Wunde zu schlagen.
    Mythor versuchte einen Angriff von der Seite. Er warf sich nach vorn, duckte sich unter dem zustoßenden Rüsselstumpf weg und schnellte sofort nach rechts. Wütend brüllte das Mammut auf und versuchte, sich zu dem Gegner umzudrehen. Doch wieder brachen die schweren, säulenartigen Beine ein, und Mythor hatte einen Augenblick Zeit, sich seitwärts auf das Tier zu stürzen.
    Mit beiden Händen klammerte er sich in dem zottigen, dichten Fell fest. Er zog sich hoch und schwang seine Beine über den Rücken des tobenden Mammuts. Mit der linken Hand umklammerte er den Fettwulst im Nacken des Tieres. Er spürte, wie die Muskeln des kämpfenden Tieres geschmeidig unter dem Fell rollten, und ahnte die Kraft, die in diesem Fleischberg steckte. Mythor hob sein Schwert und stieß es mit aller Gewalt in den Körper.
    Die Klinge sank tief in den gewaltigen Leib. Aber sie ging nicht tief genug. Die Spitze Altons stieß gegen eine Rippe. Mythor riss die Waffe zurück und stieß wieder zu. Diesmal drang sie bis zum Heft ein.
    Das Mammut hob den Kopf und versuchte, den Gegner mit dem verwundeten Rüssel vom Rücken zu fegen. Ein fürchterliches Stöhnen drang dabei aus seiner Kehle. Das Stöhnen steigerte sich zu einem ohrenbetäubenden Gebrüll und wurde dann plötzlich erstickt und zu einem gurgelnden Ächzen. Ein dicker Schwall Blut schoss aus dem Maul des Kolosses. Die vorderen Beine brachen ein.
    Durch den plötzlichen Ruck wurde Mythor vom Rücken des Tieres geschleudert. Vergeblich versuchte er, im Pelz Halt zu finden. Erst im letzten Augenblick gelang es ihm, den Griff Altons zu fassen und die Waffe aus dem Körper der Bestie zu reißen. Dann stürzte er nach vorn. Er prallte in eine Knochenmulde, die der Koloss wenige Augenblicke vorher gestampft hatte. Er lag unmittelbar unter dem Kopf des Mammuts.
    Der zottige Riese stieß ein triumphierendes Gebrüll aus, das kurz sein Stöhnen und Ächzen übertönte. Der gewaltige Kopf pendelte hin und her. Mit den geschwungenen Stoßzähnen versuchte er den Gegner zu erreichen. Noch einmal sammelte das Mammut alle Kraft und bäumte sich im Todeskampf auf. Die Spitze des Stoßzahns stieß auf Mythor zu.
    Mythor packte sein Schwert mit beiden Händen. Er lag auf dem Rücken, seine Beine hatten sich zwischen geborstenen Knochen verfangen. Es gelang ihm nicht, sich aus dem tödlichen Bereich des Mammuts zu entfernen. Als ihn der Stoßzahn fast erreicht hatte, schlug Mythor zu. Er schlug mit aller Kraft.
    Die scharf geschliffene Klinge Altons durchschnitt das Elfenbein so leicht, als ob sie in weichen Lehm stieße. Der vordere Teil des Stoßzahns stach neben Mythor in den Boden. Dennoch wurde er hochgerissen. Er flog mehrere Mannslängen durch die Luft und krachte dann in einen Knochenhaufen. Er spürte einen Schmerz im Rücken und an der Schulter, aber er wusste, dass er gewonnen hatte. Sein Schwerthieb hatte den Teil des Zahnes abgetrennt, der ihn sonst unweigerlich durchbohrt hätte.
    Noch einmal sprang Mythor auf und packte Alton fester. Aber er sah sofort, dass der Kampf beendet war. Der gewaltige Koloss wälzte sich auf den Rücken. Blut floss in dicken Strömen aus dem Maul und dem Rüssel. Im Todeskampf strampelten die Säulenbeine in der Luft.
    Das Mammut stieß gurgelnde Laute aus. Doch wurden diese Geräusche übertönt durch das Brechen der Gebeine unter dem sterbenden Riesen. Bald würde im Mammutfriedhof ein neues Skelett in der Sonne bleichen.
    Schwer atmend sah Mythor dem Todeskampf des zottigen Einzelgängers zu. Der klagende Gesang seines Schwertes verstummte.
    *
    »Wo ist Sanderholm?« fragte Mythor Elivara und sah sich suchend um. Der Schlafende Fischer war nirgendwo zu entdecken.
    Auch Elivara war überrascht. »Ich weiß es nicht«, sagte sie verwundert. »Ich hatte nur Augen für deinen Kampf mit der Bestie. Ich habe noch nie einen Mann so kämpfen sehen wie dich.«
    »Sanderholm!« rief Mythor und legte beide Hände zu einem Schalltrichter an den Mund. »Sanderholm, wo steckst du?«
    Alles blieb ruhig, die Frage unbeantwortet. Nur der Wind spielte wieder seine ständige Melodie, und die Fliegenschwärme summten über dem Kadaver des Mammuts. Mythor schirmte seine Augen gegen die Sonne ab und blickte sich um. Schließlich stieß er Elivara an und deutete
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