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Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Autoren: Steve Hamilton
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aus dem Koffer geholt hatte, war nicht warm genug. Er hatte seinen Tag in Kalifornien begonnen, und dort waren über zwanzig Grad gewesen … Hier, auf Michigans Oberer Halbinsel, waren an einem Aprilabend, gut drei Wochen nach dem offiziellen Beginn des Frühlings, minus zehn Grad.
    Er verließ den Flughafen und fuhr über eine einsame Straße ohne Beleuchtung. Es muß auf ihn gewirkt haben wie das Ende der Welt. Immer noch lagen an beiden Straßenrändern Haufen grauen Schnees, die Überreste der Berge, die die Schneepflüge dort angehäuft hatten. Als er die I-75 gefunden hatte, fuhr er auf ihr nach Norden Richtung Sault Ste. Marie. Dem Soo, wie die Einheimischen die Stadt nennen. Aber den Soo selbst würde er an diesem Abend nicht sehen, denn die Karte, die er auf dem Sitz neben sich ausgebreitet hatte, riet ihm, nach Westen auf die M-28 abzubiegen, mitten ins Herz des Hiawatha National Forest. Er fuhr durch zwei kleine Orte namens Raco und Strongs und kam dann auf die M-123. Die fuhr er nach Norden. Wenige Meilen später konnte er den Lake Superior im Mondlicht glänzen sehen. Am Ufer war noch Eis.
    Als er das Schild sah, wußte er, daß er endlich Paradise erreicht hatte. WILLKOMMEN IN PARADISE! SCHÖN, DASS SIE ES GESCHAFFT HABEN! Er stoppte an dem einzigen roten Blinklicht in der Ortsmitte, und dann entdeckte er das Glasgow Inn hundert Meter weiter auf der rechten Seite. Er bog mit seinem Mietwagen ab und parkte ihn neben meinem zwölf Jahre alten Ford-Kleinlaster mit dem Holzofen auf der Ladefläche, verpackt in Plastikfolie.
    Natürlich habe ich damals von alldem nichts gewußt. Vom Flugzeug nach Detroit und vom Flugzeug nach Chippewa County, von der Unterhaltung mit dem Fremden oder dem Lächeln für Eileen, die Dame mit dem Mietwagen. Ich wußte nicht, daß er den ganzen Weg hier hochgekommmen war, um mich an diesem Abend zu besuchen. Die Detroit Tigers hatten ein Abendspiel an der Westküste, an ebender Küste, von der Randy den ganzen Tag fortflog. Ich saß nun am Kamin im Glasgow Inn und sah dieses Spiel auf dem Fernseher, der über dem Tresen hing. Das Lokal soll einem schottischen Pub ähnlich sehen, mit seinen Sesseln und den Fußbänkchen. Es ist erheblich anheimelnder als die meisten Kneipen, die ich je gesehen habe. Und Jackie, der Inhaber des Lokals, macht sowieso alles falsch, wenn man ihn läßt, und da ist es meine Pflicht, jeden Abend reinzuschauen und ihn von meiner Überlegenheit profitieren zu lassen. Er hört zwar nicht auf mich, aber ich komme trotzdem immer wieder.
    Die Straße hoch gehört mir ein Stück Land, mit sechs Hütten darauf, die mein Vater damals in den Sechzigern und Siebzigern gebaut hat. Ich wohne in der ersten Hütte, die, bei deren Bau ich 1968 geholfen habe. Die andern fünf vermiete ich an Touristen im Sommer, Jäger im Herbst und Schneemobilfahrer im Winter. Der Frühling ist in Paradise tote Zeit, da bringt man die Hütten in Ordnung und wartet, daß der Schnee schmilzt.
    Es gab einmal eine Zeit, da hatte das Frühjahr eine andere Bedeutung für mich, die vier Jahre, in denen ich als Catcher in den unteren Ligen spielte. Das lag ein Menschenleben zurück. Ich dachte kaum noch an diese Tage. Viel Zeit war seitdem vergangen, und vieles war seitdem passiert. Acht Jahre als Polizist in Detroit. Ein toter Partner und eine Kugel, die immer noch in meiner Brust steckte. Und danach fünfzehn Jahre hier in Paradise, Abende, die ich verbrachte wie diesen und Baseball im Fernsehen sah und nicht einmal mehr an die Tage dachte, in denen ich selbst gespielt hatte. Mit Sicherheit dachte ich nicht an Randy Wilkins, einen Linkshänder, dessen Catcher ich seinerzeit beim Triple-A 1971 gewesen war. Als er die Tür öffnete und ins Lokal trat und meinen Namen rief, konnte ich nicht glauben, daß er es wirklich war. Wenn der Papst persönlich durch die Tür gekommen wäre und seinen großen Hut aufgehabt hätte, wäre ich nicht überraschter gewesen.
    Fast dreißig Jahre danach hatte der Linkshänder mich gefunden.

Kapitel 2
    »Wilkins«, sagte ich. »Randy Wilkins. Ich kann’s nicht glauben.« Er wirkte zwanzig Pfund schwerer, und die schwarzen Locken, die er einst gehabt hatte, waren größtenteils verschwunden. Was noch da war, trug er äußerst kurz geschoren. Als wolle er den Verlust wettmachen, hatte er sich einen Schnauz und ein Kinnbärtchen wachsen lassen.
    Die Augen, die hatten sich nicht verändert. Er hatte immer noch diesen Blick in seinen Augen. Zu gewissen Zeiten
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