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Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)

Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Camilla Läckberg
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an das Geräusch nur noch wie an einen entschwindenden Traum. Sie machte für sich und Sam Frühstück, doch er mochte nicht einmal seine Lieblingscornflakes essen.
    »Bitte, mein Liebling. Nur einen Löffel. Einen ganz kleinen?« Sie umschmeichelte ihn, konnte ihn aber zu keinem einzigen Bissen überreden. Seufzend legte sie den Löffel weg. »Du musst doch etwas essen.« Sie strich ihm über die Wange.
    Seit dem Vorfall hatte er kein Wort mehr gesagt, aber Annie ließ ihren Sorgen keinen Raum. Sie musste ihm Zeit geben und durfte ihn nicht unter Druck setzen. Während die Erinnerungen von einer schützenden Hülle umschlossen und durch neue Erlebnisse ersetzt wurden, musste sie nur für ihn da sein. Es gab nichts Besseres, als hier draußen auf Gråskär zu sein, nah bei den Klippen, nah bei Sonne und Salzwasser und weit weg von allem anderen.
    »Weißt du was, wir pfeifen auf das Frühstück und gehen stattdessen baden.« Als sie keine Antwort bekam, packte sie ihn einfach und schleppte ihn hinaus in die Sonne. Zärtlich und behutsam zog sie ihn aus und trug ihn bis ans Wasser, als wäre er erst ein Jahr alt und nicht der große Junge von fünf Jahren. Das Wasser war nicht besonders warm, aber er protestierte nicht, als sie mit ihm ins Wasser glitt und sich dabei schützend seinen Kopf an die Brust drückte. Das war die beste Medizin. Sie würden hierbleiben, bis sich der Sturm gelegt hatte. Bis alles wieder normal war.
    »Mit dir habe ich nicht vor Montagmorgen gerechnet.« Annika schob sich ihre Bildschirmbrille bis zur Nasenspitze hinunter und musterte Patrik. Er stand an der Tür zu ihrem Zimmer, das auch als Rezeption diente.
    »Erica hat mich gefahren. Sie behauptet, sie könne den Anblick meiner hässlichen Visage nicht mehr ertragen.« Er versuchte, sich ein Lächeln abzuringen, aber da ihm der gestrige Tag noch in den Knochen steckte, reichte es nicht bis zu den Augen.
    »Ich habe vollstes Verständnis für deine Frau«, erwiderte Annika, doch in ihrem Blick lag die gleiche Wehmut wie in Patriks. Der Tod eines Kindes ließ niemanden kalt, und seit Annika und ihr Mann Lennart wussten, dass sie bald ihre langersehnte Adoptivtochter in China abholen durften, reagierte sie noch sensibler, wenn es um Kinder ging, denen etwas Schlimmes zustieß.
    »Ist irgendetwas los?«
    »Das würde ich nicht sagen. Das Übliche eben. Tantchen Strömberg hat zum dritten Mal diese Woche angerufen, weil ihr Schwiegersohn sie angeblich umbringen will. Und ein paar Jugendliche, die bei Hedemyrs beim Klauen erwischt wurden.«
    »Mit anderen Worten, ein Haufen Arbeit.«
    »Genau, und deswegen ist das wichtigste Gesprächsthema momentan, dass wir eine Einladung in dieses neue Lokal im Badis bekommen haben und all die wunderbaren Dinge ausprobieren dürfen, die dort angeboten werden.«
    »Klingt nicht verkehrt. Ich würde mich durchaus opfern und hingehen.«
    »Es ist jedenfalls toll, dass das Badis wieder so schön geworden ist«, sagte Annika. »Das Haus sah ja aus, als würde es jeden Augenblick einstürzen.«
    »Ja, das ist super. Aber ich bezweifle, dass es sich rechnen wird. Die Sanierung muss doch wahnsinnig teuer gewesen sein, aber kommen die Leute wirklich hierher, um ins Spa zu gehen?«
    »Wenn nicht, kriegt Erling mächtigen Ärger. Eine Freundin von mir arbeitet bei der Gemeinde, und sie sagt, dass sie einen Großteil des Gesamtbudgets für das Projekt ausgegeben haben.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Dieses Einweihungsfest ist auch schon in aller Munde. Soweit ich weiß, wird es ebenfalls nicht ganz billig.«
    »Falls du es nicht mitbekommen hast, die ganze Dienststelle ist eingeladen. Da müssen wir uns richtig in Schale werfen.«
    »Sind die anderen unterwegs?« Patrik wechselte das Thema. Er war nur mäßig daran interessiert, sich schick anzuziehen und exklusive Feste zu besuchen.
    »Ja, alle außer Mellberg. Er sitzt wohl wie üblich in seinem Zimmer. Hier ist schließlich alles beim Alten geblieben, obwohl er darauf beharrt, dass er nur deshalb so früh wiedergekommen ist, weil es in der Dienststelle ohne ihn drunter und drüber geht. Soweit ich von Paula weiß, mussten sie dringend eine andere Lösung finden, damit Leo sich nicht frühzeitig zu einem Sumoringer entwickelt. Als Rita einmal früher nach Hause kam, hat Bertil gerade ein ganzes Hamburgermenü für Leo mit dem Mixer zerkleinert. Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Sie ist schnurstracks zurück zur Arbeit gegangen und hat darum gebeten, einige
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