Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der lächelnde Henker

Der lächelnde Henker

Titel: Der lächelnde Henker
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
getäuscht?
    Zwei, drei Sekunden geschah nichts. Kein Kichern wiederholte sich. Ich hörte auch keine Schritte und drehte mich langsam um. Und da sah ich es.
    An einer der viereckigen, die Decke tragenden Säulen war ein Schatten hochgeklettert.
    Ein breites, schwarzes Gebilde, das Konturen bekam. Ich sah einen menschlichen Körper, der in Kopfhöhe seltsam spitz zulief, wie bei einem Menschen, der eine Kapuze trägt, welche die Kopfrundung nicht ganz ausfüllte.
    Der schwarze Henker hatte eine Kapuze getragen! Das kam mir in den Sinn, als ich mir ein Herz faßte und auf der Stelle herumwirbelte. Jetzt sah ich nicht nur den Schatten, sondern ihn selbst. Er stand genau vor mir.
    ***
    Nur eine Autobreite trennte uns. Über die Kühlerhaube hinweg schauten wir uns an.
    Der Henker und ich - zwei unversöhnliche Gegner, Todfeinde, wobei einer den anderen vernichten wollte.
    Nein, ich hielt nicht die Luft an, sondern atmete tief durch und schaute dem Henker ins Gesicht, wobei man von einem Gesicht kaum sprechen konnte, da es von einer Kapuze verdeckt wurde, die nur zwei Schlitze für die Augen freiließ.
    Es war eine dunkle Kapuze, wie ich sie von dem Henker kannte. Nur hatte sich einiges verändert. Ich konnte mich noch genau an den schwarzen Henker erinnern. Er hatte damals auch eine Kapuze getragen, allerdings war sie vom Stoff her durchsichtig gewesen, man sah einen Kopf, einen gelbgolden schimmernden Skelettschädel. Das war hier nicht der Fall. Die Kapuze dieses Henkers verbarg das Gesicht bis auf die beiden Augen.
    An ihnen saugte sich mein Blick fest. Ich sah in die Pupillen. Sie schimmerten in einer blassen, kalten Bläue, nicht so wie bei Belphégor, sondern eher menschlich.
    Der Henker trug schwarze Kleidung, kein enganliegendes Trikot wie der erste, sondern ein wallendes Gewand, das dem Vergleich mit einer Kutte durchaus standhielt.
    Aber er hatte das Beil.
    O ja, ich kannte es noch zu gut, obwohl der Fall schon einige Jahre zurücklag - diese furchtbare Waffe, an der das Blut unschuldiger Menschen klebte. Das Beil war von der Klinge her breiter als ein normales. Sie besaß dort, wo sich die messerscharfe Spitze befand, einen Bogen, der gräulich glänzte. Damit konnte die unheimliche Bestie mit einem Schlag einen Kopf vom Körper trennen, und das hatte sie leider oft genug bewiesen. Ich schluckte.
    Es waren nur Sekunden, in denen wir uns anstarrten, und abermals hörte ich das leise Lachen, das mir entgegenschwang, schon mehr mit einem Lächeln zu vergleichen.
    In dieser kurzen Zeitspanne war mir klargeworden, daß ich Schottland vergessen konnte. Nicht ich brauchte den Henker zu suchen, er hatte mich gesucht und gefunden.
    »Moro«, sagte ich mit leiser Stimme. »Es ist gut, daß du gekommen bist, denn jetzt können wir endgültig abrechnen!« Ich hatte den Satz kaum beendet, als ich mich zurückwarf und meine rechte Hand zur Beretta zuckte.
    Schon einmal hatte ich ihn mit einer Silberkugel zerstört, und dies sollte mir auch ein zweites Mal gelingen.
    Moro sah die Bewegung, und er bewies mir, wie schnell und geschickt er war.
    Meine Finger berührten nicht einmal den Griff der Pistole, als er aus dem Stand heraus startete und sich nach vorn warf. Er hechtete dabei über die Kühlerhaube, schwang seinen rechten Arm und damit auch das mörderische Beil.
    Es sah spielerisch leicht aus, wie er die Waffe in die Höhe hob, die schwarze Kutte bauschte sich auf, er dröhnte auf die breite Motorhaube und hätte mich tatsächlich erwischt, denn so schnell wie er war ich nicht. Die Beretta zu ziehen, hätte Zeit gekostet. Ich aber mußte mich voll und ganz auf meine körperlichen Reaktionen konzentrieren, um dem Beil des Henkers zu entgehen.
    Ich selbst schleuderte meine Beine zur Seite, als hätte sie jemand unter mir weggerissen, dann lag ich auf dem Boden, rollte mich herum und kam wieder auf die Füße. Der Henker war schon weiter.
    Mit geschmeidigen Bewegungen hatte er die Motorhaube überklettert, stieß sich ab und hechtete auf mich zu.
    Riesengroß sah ich ihn vor mir, wie bei einer Nahaufnahme auf einer Kinoleinwand, und das verdammte Beil wurde auch immer größer, es würde mir das Gesicht in zwei Teile spalten, wenn ich nicht etwas unternahm.
    In diesen grauenvollen, gefährlichen Zehntelsekunden reagierte ich reflexartig, schleuderte meinen rechten Arm hoch und wuchtete die Hand gegen das Waffengelenk des Henkers.
    Es war ein harter Hieb, geführt von einer Hand, die in Karatestellung stand.
    Mir gelang
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher