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Der Kuss des Satyrs

Der Kuss des Satyrs

Titel: Der Kuss des Satyrs
Autoren: Elizabeth Amber
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ihm –«
    Cova stieß Jane beiseite und griff nach Emmas Arm. Seine Tränen waren schnell versiegt. »Ich lasse nicht zu, dass du hier an diesem abscheulichen Ort bleibst, Mädchen. Du kommst mit mir nach Hause und kümmerst dich um deinen Vater, wie es sich für eine gute Tochter gehört.«
    Emma sah Jane unsicher an. »Muss ich gehen?«
    Alles in Jane rebellierte. Emma musste bei ihr bleiben. In Sicherheit. Auf Satyrland. Ein schrecklicher Zorn breitete sich in ihr aus und strich durch ihre Federn.
    »Nein. Nicht jetzt«, stieß Jane hervor. Sie fühlte, wie sich etwas in ihr veränderte, und fürchtete sich ein wenig davor, was als Nächstes passieren würde. Ohne dass sie es gewollt hätte, durchstießen die Federn die Rückfront ihres Kleids und entfalteten sich zu wunderschönen, durchscheinenden, flatternden Flügeln! Ihre Füße hoben sich einige Zentimeter vom Boden.
    Emma starrte sie wortlos an.
    »Lass sie los«, zischte Jane den Mann an, der ihre Schwester festhielt.
    Signore Cova wich ängstlich zurück und floh. Stolpernd rannte er aus dem Wald. »Hexe! Hexe! Ich erzähl’s allen! Du wirst schon sehen!«
    Jane rief ihm nach: »Aber bedenkt, dass der Makel auf Euch selbst zurückfallen wird, da Ihr doch mein Vater seid!« Sie hoffte inständig, dass die Drohung ihm den Mund stopfen würde.
    Als er fort war, falteten sich die Flügel auf ihrem Rücken wieder so ordentlich zusammen wie der Fächer einer Dame und glitten zurück unter ihre Haut. Ihre Füße senkten sich auf den Boden. Sie warf Emma einen Blick zu und machte sich gefasst auf die Ablehnung in ihren Augen.
    Aber Emma grinste! »Ich wusste ja, dass du Pflanzen heilen kannst, aber ich hatte keine Ahnung, dass du
das
kannst!«
    Jane lachte erleichtert. »Um ehrlich zu sein: ich auch nicht. Komm, lass uns Pferde holen. Nick und Raine sind nicht da, aber wir müssen Lyon besuchen und ihm erzählen, was passiert ist.«
    Nebeneinander rannten sie den Hügel hinunter zum Kastell.
    »Wann hast du das mit den Pflanzen herausgefunden?«, fragte Jane atemlos, während sie rannten.
    »Schon lange her. Ich wusste, dass du dich dafür schämtest, deshalb habe ich mir nichts anmerken lassen. Aber ich hatte keine Ahnung von den Flügeln. Werde ich auch welche bekommen?«
    »Nein. Nick hat mir gesagt, dass ich sie habe, weil mein Vater ein anderer war als deiner.«
    »Oh«, machte Emma. Sie klang enttäuscht.
    Jane musste lächeln. »Jahrelang hatte ich Angst, dass du Anzeichen dieses Makels entwickeln könntest. Und jetzt erzählst du mir, du hättest gern welche?«
    »Warum sollte ich denn keine Flügel haben wollen? Sie sind wunderschön«, sagte Emma. Dann legte sich ihre Stirn sorgenvoll in Falten. »Aber wenn Papa nicht dein Vater ist, sind wir dann überhaupt noch Schwestern?«
    Jane nickte. »Immer. Wir sind Halbschwestern durch unser Blut und Schwestern durch unsere Liebe zueinander. Du wirst ab sofort mit mir hier im Kastell wohnen.«
    Emmas kleine Hand schmiegte sich in ihre, als sie ihr Zuhause erreichten. »Darüber bin ich froh!«
     
    Am nächsten Morgen ging Jane vor dem Eingang zur geweihten Höhle tief im Wald von Satyrland unruhig auf und ab. Sie war seit dem Morgengrauen hier und erwartete Nicks Rückkehr. Gestern hatten sie und Emma Lyon besucht. Er war bereits von den frühen Anzeichen der Seuche erfasst. Sie hatte Signore Faunus und Emma bei ihm gelassen, damit sie sich um ihn kümmerten, während sie selbst hierher geeilt war.
    Raine war auf Reisen, und sie konnte nicht herausfinden, ob auch er erkrankt war. Aber es schien ihr wahrscheinlich. War auch Nick krank? Sie konnte ihn nicht spüren, er war weit von ihr entfernt, tief in dieser anderen Welt. Sollte sie dort nach ihm suchen? Lyon hatte ihr das Versprechen abgetrotzt, es nicht zu tun, denn er behauptete, sie sei dort in Gefahr.
    Ab und zu drangen Freudenrufe von Weinbergarbeitern an ihr Ohr, während sie auf und ab ging. In den Wohnquartieren der Arbeiter außerhalb der Satyr-Ländereien fand ein Fest statt, deshalb würden sie heute nicht auf das Gut kommen. Ihre Ausgelassenheit kam ihr angesichts ihres eigenen Schreckens irreal vor.
    Als Nick schließlich durch die Pforte in die Erdenwelt trat, war es bereits später Nachmittag. Sein Gesicht war hager, sein Körper erschöpft.
    Er lehnte sich gegen die Höhlenwand und hielt sich mit der Hand den Kopf. »Ich bin krank, Jane. Vergiftet. Ich kann auch die Krankheit meiner Brüder fühlen. Was ist passiert?«
    Jane schlang die
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