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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator
Autoren: Charles L. Harness
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Street, um das Apart­ment ab­zu­schlie­ßen, sei­ne Rei­se­ta­sche zu pa­cken und Ma­ry an­zu­ru­fen. Merk­wür­dig – es war fast, als ha­be sie ihn er­war­tet. „Ich ha­be von Eve­lyn al­les er­fah­ren“, er­klär­te sie. „Paul, es tut mit so leid.“
    „Du hast mit Eve­lyn ge­spro­chen? Ich ha­be kein Te­le­phon im Loch, aber sie soll An­ru­fe für mich im al­ten Bü­ro ent­ge­gen­neh­men. Sie hät­te mir sa­gen müs­sen, daß du an­ge­ru­fen hast.“
    „Ich ha­be sie ge­be­ten, dich nicht da­mit zu be­läs­ti­gen. Ich weiß, daß du Pro­ble­me hast.“ Sie klang de­fen­siv. Es muß­te um et­was Wich­ti­ges ge­hen.
    „Aber jetzt re­den wir mit­ein­an­der, und ich wüß­te gern, wes­halb du an­ge­ru­fen hast.“
    „Es ist nichts.“
    Es ist nichts, wie­der­hol­te er bei sich. „Du bist schwan­ger.“ Die­ser Nach­mit­tag am C&O-Ka­nal. Wie­der ein Punkt für Tria­lin.
    „Aber ich ha­be Re­sor­bin­pil­len hier“, sag­te sie rasch. „Drei Ta­ge … kein Pro­blem.“
    Sie ist cool. Er run­zel­te die Stirn. „Aber du hast noch nicht an­ge­fan­gen?“
    „Nein. Ich dach­te, ich soll­te zu­erst mit dir re­den.“
    Er wuß­te nicht so­fort, was er sa­gen soll­te. Er kann­te die Sta­tis­ti­ken. Ei­ne be­trächt­li­che und noch im­mer wach­sen­de Zahl von eman­zi­pier­ten Frau­en des ein­und­zwan­zigs­ten Jahr­hun­derts zog es vor, ih­re Kin­der mit Hil­fe der Sa­men­bank der Ge­ne­tik­be­hör­de zu be­kom­men. So konn­ten sie (un­ter­stützt na­tür­lich durch den Com­pu­ter) sich de­tail­liert aus­su­chen, was sie ha­ben woll­ten. Einen IQ, der den ei­ge­nen um ma­xi­mal zehn Punk­te über­traf. Einen po­ten­ti­el­len Wis­sen­schaft­ler. Einen po­ten­ti­el­len Mu­si­ker. Einen po­ten­ti­el­len Künst­ler. Einen po­ten­ti­el­len Ath­le­ten. Bei­na­he ga­ran­tier­te Zu­ge­hö­rig­keit zu den obe­ren zehn Pro­zent auf der Ele­men­tar­schu­le und mit Bun­des­mit­teln fi­nan­zier­te Col­le­ge-Sti­pen­di­en. Nach An­ga­ben der Be­hör­de wür­de man in hun­dert Jah­ren über­haupt kei­ne Män­ner mehr brau­chen, ab­ge­se­hen von ei­ner klei­nen Schar Aus­er­wähl­ter, die als Sa­men­spen­der die­nen müß­ten.
    Wie dach­te Ma­ry über die­se Din­ge?
    Er konn­te es nicht si­cher wis­sen. (Weib­li­che Ge­dan­ken­gän­ge wa­ren letzt­lich nie zu er­grün­den.) Aber sie hat­te ihn an­ge­ru­fen.
    „Hör zu“, sag­te er. „Ich kom­me so­fort zu dir. Bis da­hin kannst du die ver­fluch­ten Pil­len durchs WC spü­len.“
    Plötz­lich fiel ihm ein, daß er we­der einen Job noch ir­gend­wel­che An­ge­bo­te hat­te und daß die Vor­stel­lung, mit ei­ner Frau für im­mer zu­sam­men­zu­le­ben, in man­cher Hin­sicht be­un­ru­hi­gend war. Und viel­leicht woll­te sie ihn auch gar nicht. Aber er war ent­schlos­sen, sie zu fra­gen. Na­tür­lich konn­te sie ab­leh­nen. Tat­säch­lich wä­re es nur lo­gisch, wenn sie es tä­te. Viel­leicht wür­de sie ihn so­gar aus­la­chen. Viel­leicht aber auch nicht. Im Grun­de war über­haupt nicht vor­aus­zu­se­hen, was sie tun wür­de.
    Er pfiff die Ou­ver­tü­re von Song, wäh­rend er mit sei­ner Rei­se­ta­sche zum Park­platz hin­un­ter­ging.
     
     
    Un­ter­wegs muß­te er wie­der an je­nen Nach­mit­tag am Ka­nal den­ken, an das ver­fal­le­ne Stein­haus, an das ver­wa­sche­ne Schild am Ein­gang und an den Ozon­ge­ruch. Mehr­mals hat­te er be­reits ver­sucht, die Schrift auf der Ta­fel in Ge­dan­ken zu ent­zif­fern, aber es war ihm nie ganz ge­lun­gen.
     
    Gef
    KeinZ
    No
    US-Beh
     
    Gab es da viel­leicht einen Grund zur Be­sorg­nis? Soll­te er die Park­ver­wal­tung an­ru­fen? Nein, das wä­re al­bern. Sie wür­den höf­lich mit ihm re­den, aber ins­ge­heim wür­den sie ihn für ver­rückt hal­ten.
    Er spiel­te mit den Wort­fet­zen wie mit ei­nem schwie­ri­gen Kreuz­wort­rät­sel oder ei­nem Sam-Lloyd-Matt-in-drei-Zü­gen.
    Was wä­re die schlimms­te Mög­lich­keit? Be­deu­te­te „No–“ viel­leicht … No­va­rel­la?
    Vor sei­nen Au­gen nahm das Schild Ge­stalt an, Buch­sta­be um Buch­sta­be.
     
    Gef
    Kein Zu­tritt
    No­va­rel­la
    US-Be­hör­de
     
    Er schluck­te hef­tig und be­gann zu
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