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Der Junge, der mit den Piranhas schwamm

Der Junge, der mit den Piranhas schwamm

Titel: Der Junge, der mit den Piranhas schwamm
Autoren: Ravensburger
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für dich. Wart’s nur ab.“

Drei
    Ernie drückte Knöpfe und legte Schalter um, zog an Hebeln und drehte an Reglern. Er zuckte und tanzte und trippelte und wirbelte. Er sprach seine Fisch-Sprache und sang aus voller Kehle seinen Fisch-Gesang.
    „Fische  Fische  Fische  Fische
    FISCHE  FISCHE  FISCHE  FISCHE!
    Fische in Eimern und Fische in Töpfen.
    Ab mit den Flossen und Schwänzen und Köpfen!
    Dann mit Tomaten gekocht und gesotten,
    rein in die Dose, ihr Heringe und Sprotten!
    Fische  Fische  Fische  Fische
    FISCHE  FISCHE  FISCHE  FISCHE!
    Potts’ salzige Sardinen! Mundgerechte Makrelen!
    Perfekt portionierte Plattfische! Delikater Dorsch!
    Barsch und Kabeljau, Flunder und Schollen,
    einmal probiert, wird man nichts anderes mehr wollen!
    Fische  Fische  Fische  Fische
    FISCHE  FISCHE  FISCHE  FISCHE!
    Fische in Eimern und …“
    Annie seufzte. Was war nur aus dem netten, freundlichen und unbekümmerten Mann geworden, den sie geheiratet hatte? Sie tippte ihm auf die Schulter. Keine Regung. Sie klopfte ihm auf den Rücken. Keine Regung. Sie prügelte auf ihn ein und schrie in sein Ohr: „Ernie! ERNEST POTTS !“
    Endlich drehte er sich zu ihr um. „Aha! Das wird ja auch Zeit!“, sagte er. „ STAN ! Wo bist du, Junge?“
    Annie streckte den Arm aus und schaltete die Maschine ab. Ernie keuchte auf. Was um alles in der Welt tat sie da? Er streckte seinerseits den Arm aus und wollte die Maschine wieder einschalten, da sagte Annie: „Auf Stan brauchst du nicht zu warten. Er hat heute seinen freien Tag.“
    „Seinen freien Tag? Wer sagt das?“
    „ Ich sage das“, sagte Annie. „Das ist eine neue Regel. Schau her, ich habe sie aufgeschrieben.“ Sie reichte ihm einen Zettel.

    Ernie las den Zettel und kratzte sich am Kopf.
    „Auf der Werft hattet ihr doch auch Regeln, nicht wahr?“, erkundigte sich Annie.
    „Ja“, sagte Ernie, „aber …“
    „Nichts aber“, sagte Annie. „Und Stan bekommt außerdem einen Bonus in Höhe von zehn Pfund.“ Sie reichte Ernie einen zweiten Zettel.

    „Aber diese Regeln hast du gerade eben erfunden!“, beschwerte sich Ernie.
    Annie zuckte mit den Schultern. „Na und? Hast du etwas dagegen?“ Sie schaute ihm in die Augen.
    Und er schaute Annie in die Augen. „Ja!“, sagte er.
    Sie reichte ihm einen dritten Zettel.

    „Nun?“, sagte Annie.
    Ernie grunzte. Er griff in seine Hosentasche. Er zog einen Zehn-Pfund-Schein heraus.
    „Den gibst du Stan und sagst ihm, er soll sich amüsieren“, befahl ihm Annie. Sie hob den Finger, als wollte sie sagen: Wage es nicht, mir zu widersprechen! „Stan!“, rief sie. „Komm her, Liebling. Onkel Ernie möchte dir etwas sagen.“
    Stan kam aus dem Wandschrank.
    „Du hast heute einen freien Tag“, sagte Annie. „Stimmt’s, mein Lieber?“
    „Ja“, grunzte Ernie.
    „Und Ernie hat noch etwas für dich, nicht wahr, Ernie?“
    „Ja“, grunzte Ernie wieder. Er hielt Stan den Geldschein hin. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, mein Sohn“, sagte er. „Ich wünsche dir …“ Er kratzte sich am Kopf. Wie war das doch gleich? Was sollte er sagen?
    „Viel Spaß!“, half ihm Annie aus.
    „Sehr richtig!“, sagte Ernie. „Ich wünsche dir ganz viel Spaß, mein Junge.“

    „Und wo soll ich viel Spaß haben?“, fragte Stan.
    Annie öffnete die Haustür. „Da draußen“, sagte sie. „Du hast schon viel zu lange hier im Haus gehockt. Ich wünsche dir viel Spaß da draußen in der Welt, mein Liebling.“
    Annie und Stan schauten hinaus auf die Straße und sie hielten vor Überraschung und Staunen die Luft an. Denn ein Jahrmarkt hatte seine Zelte in der Stadt aufgeschlagen. Da war er – Knallbumm! – genau dort, wo früher die Winston-Werft gewesen war. Ein Riesenrad drehte sich langsam im Sonnenschein. Und man konnte die Kuppe einer Riesenrutsche sehen und das Gitternetz, an dem die Stangen der Autoscooter entlangglitten. Die Musik jaulte und heulte und die Wagen der Achterbahn knatterten. In der Luft lag ein Geruch von Motorenöl, Zuckerwatte und Hotdogs.
    „Ein Jahrmarkt“, sagten sie wie aus einem Mund. „Herrlich!“
    Stan schloss die Finger fest um den Geldschein, küsste seine Tante, grinste seinen Onkel an und trat hinaus in das Sonnenlicht seines freien Tages.

    Annie griff nach einer Einkaufstüte. „Regel Nr. 1c“, sagte sie im Hinausgehen. „Tanten dürfen sich an Geburtstagen freinehmen, um eine Geburtstagstorte zu kaufen!“
    Ernie blickte ihnen nach.
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