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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
Autoren: Robert Ludlum
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Geheimnisträger und werden entsprechend behandelt.« Er griff nach dem Telefon. »Man wird Sie zur Rampe begleiten, wo ein neutraler Wagen Sie erwartet, der Sie nach Hause und dann nach Andrews bringt. In den nächsten zwölf Stunden sind Sie Regierungseigentum und werden nur das tun, was man Ihnen sagt.«
     
    Evan Kendrick saß im Fond des neutralen Wagens, der dem Außenministerium gehörte, und betrachtete das üppige Laubwerk am Ufer des Potomac. Bald würde der Fahrer nach links abbiegen und in eine lange Waldschneise unweit von Kendricks Haus eintauchen. Mein abgelegenes Haus, dachte er, mein sehr einsames Haus... Ja, einsam war es, obwohl außer ihm noch ein Paar darin wohnte, alte Freunde, die das Haus auch versorgten; und auch die zwar nicht allzuoft, aber dennoch regelmäßig wechselnden schönen Frauen durfte er nicht vergessen, die sein Bett teilten. Auch sie waren Freunde.
    Vier Jahre, und nichts Bleibendes. Das Bleibende war für ihn eine halbe Welt entfernt, dort, wo nichts anderes von Dauer war als die Notwendigkeit, ständig von einem Job zum nächsten zu ziehen, die besten Unterkünfte für alle zu finden, sicherzustellen, daß für die Kinder seiner Partner Lehrer vorhanden waren- für Kinder, von denen er sich manchmal wünschte, es wären die seinen; ein paar ganz bestimmte natürlich nur. Für Ehe und Kinder hatte er jedoch nie Zeit gehabt. Ideen waren seine Ehefrauen, Projekte seine Sprößlinge. Vielleicht war er deshalb der Boß gewesen, ihn lenkten keine häuslichen Probleme ab. Die Frauen, die er liebte, waren meist Getriebene, wie er. Genau wie er suchten sie die vergängliche Lust, die Annehmlichkeit kurzer Affären, deren wichtigstes Beiwort »flüchtig« war. Es waren wunderbare Jahre gewesen – geprägt von Erregung und Lachen, von Stunden der Angst und den Augenblicken unbeschreiblichen
Hochgefühls, wenn das Ergebnis der Arbeit ihre Erwartungen weit übertroffen hatte. Sie bauten ein Reich – ein kleines, das war ihnen bewußt -, doch es würde wachsen, und eines Tages, hatte Weingrass steif und fest behauptet, würden die Kinder der Kendrick-Gruppe die besten Schweizer Schulen besuchen, die nur ein paar Flugstunden entfernt waren. »Sie werden das Geschlecht des wahren internationalen Menschen begründen!« hatte Manny gerufen. »Mit dieser erstklassigen Erziehung und den vielen Sprachen! Wir ziehen uns die großartigste Kollektion von Staatsmännern und -frauen seit Disraeli und Golda Meir heran!«
    Das war für Evan Kendrick das Bleibende gewesen. Und plötzlich war alles zerschmettert und zerstört worden. Tausend zerbrochene Spiegel in der Sonne, und aus jedem blutigen Splitter hatte ihn ein Bild schöner Wirklichkeit und wunderbarer Erwartungen angeschaut. Alle Spiegel waren blind geworden, hatten nicht einmal mehr Schatten zurückgeworfen. Tod.
    »Tu’s nicht!« schrie Emmanuel Weingrass. »Ich fühle den Schmerz genauso wie du. Aber siehst du denn nicht, daß sie genau das von dir erwarten? Gib ihnen nicht diese Genugtuung! Kämpf gegen sie, kämpf gegen ihn! Ich werde mit dir kämpfen. Beweis mir deine Haltung, Junge!«
    »Warum sollte ich Haltung zeigen, Manny? Vor wem? Gegen wen?«
    »Das weißt du genausogut wie ich. Wir sind nur die ersten; andere werden folgen: andere ›Unfälle‹: geliebte Menschen werden getötet, Projekte fallengelassen werden. Willst du das dulden?«
    »Es ist mir ganz einfach egal.«
    »Also überläßt du ihm den Sieg?«
    »Wem?«
    »Dem Mahdi.«
    »Betrunkenes Geschwätz. Mehr nicht.«
    »Er hat es getan. Er hat sie getötet. Ich weiß es.«
    »Hier gibt es nichts mehr für mich, mein Alter, und ich kann keine Schatten jagen. Es macht keinen Spaß mehr. Vergiß es, Manny, ich mache dich reich.«
    »Ich will dein Geld nicht, das Geld eines Feiglings.«
    »Du willst es nicht nehmen?«
    »Natürlich nehme ich es. Aber ich liebe dich nicht mehr.«
    Dann vier Jahre der Angst, der Sinnlosigkeit, der Langeweile und immer wieder die Frage, wann der warme Wind der Liebe
oder der eisige Hauch des Hasses die schwelende Asche in seinem Innern anfachen würde. Er hatte sich immer wieder gesagt, daß die Zeit reif sein würde, wenn die Flammen – gleichgültig aus welchem Anlaß – plötzlich aufloderten. Dann würde auch er bereit sein. Jetzt war er bereit, und niemand konnte ihn zurückhalten. Haß.
    Der Mahdi.
    Du hast meine besten Freunde ermordet, als hättest du die Leitungen selbst verlegt. Ich mußte so viele Leichen identifizieren; die
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