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Der Hurenkiller - Das Morden geht weiter (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)

Der Hurenkiller - Das Morden geht weiter (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)

Titel: Der Hurenkiller - Das Morden geht weiter (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)
Autoren: Thomas Herzberg
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Chips
und kam frustriert auf knapp dreitausend Euro. Aber es war noch nicht vorbei -
er würde es diesem verklemmten Beamtentyp gegenüber schon zeigen. Beim Pokern
war er fast unschlagbar. Er hatte eben häufig einfach Pech. Nur nicht heute ...
heute war sein Abend.
    Als er wieder aufsah,
bemerkte er einen Mann, der Position auf der gegenüberliegenden Seite des
Tisches bezogen hatte. Er stand direkt hinter seinem Kontrahenten, der immer
noch mit dem Zählen seines Gewinnes beschäftigt war und dabei grinste, wie ein
kleines Kind an Weihnachten.
    Dieser andere Typ beobachtete
ihn. Selbst wenn er nicht hinsah, fühlte er die prüfenden Blicke, als ob sie
auf seiner Haut brannten. Heute Mittag erst hatte Mike das Interview mit diesem
überheblichen Hauptkommissar Wegner gelesen. Dieser sei sich sicher, dass sie
den Händler des Todes, so nannte man Dr. Mike Gerlach seit einigen Wochen,
schon sehr bald fassen würden.
    Er hatte sich die
blonden Locken bereits vor vierzehn Tagen abrasiert und lief seitdem mit einer
solariumgebräunten Glatze umher. Dazu hatte er sich einen breiten Schnauzer
wachsen lassen, der ihn nicht nur zehn Jahre älter machte, sondern auch sein
ganzes Gesicht deutlich runder erscheinen ließ. Ob dieser Mann ihn trotzdem
erkannt hatte? Betont lässig erhob er sich nun vom Tisch und deutete dem
Croupier, dass er den Platz nicht mehr benötige. »Ich geh wieder zum Roulette
rüber«, brachte er noch mit einem gequälten Lächeln hervor und verabschiedete
sich.
    Zügig, aber nicht
hektisch, wandte er sich Richtung Ausgang. Nachdem er seine Chips gewechselt
und den breiten Tresen der Bar umrundet hatte, schaute er unauffällig über
seine Schulter. Der Mann schien ihm nicht gefolgt zu sein. Zumindest konnte er
ihn nirgends ausmachen. Aber das war ihm jetzt auch völlig egal, denn zum
Spielen hatte er ohnehin keine Lust mehr. Er könnte nun das ganz ungewohnte
Gefühl genießen, eine Spielbank mit mehr Geld zu verlassen, als er dorthin
mitgebracht hatte. Er lachte still in sich hinein und erreichte leichten
Schrittes das Foyer, in dem sich der große Hauptlift befand. Dieser sollte ihn
ohne weitere Verzögerungen zur Tiefgarage bringen, in der er seinen Porsche
geparkt hatte. Mit den Raten für dieses Nobel-Geschoss war er schon seit
Monaten in Verzug. Er erinnerte sich daran, wie er nach dem letzten Öffnen
seines Postkastens mindestens ein halbes Dutzend Briefe seiner Bank einfach
ungelesen weggeworfen hatte. Das war jetzt fast vier Wochen her. Seitdem
hangelte er sich von einer billigen Pension zur anderen. Oft genug brach er
auch dort mitten in der Nacht auf, damit er die Wirte um ihre Zeche prellen
konnte. Letzte Nacht hatte er sogar in seinem Porsche schlafen müssen. Es war
Messe in Hamburg und alle erschwinglichen Quartiere schienen in den nächsten
Tagen ausgebucht zu sein. In dieser Nacht jedoch wollte er in einem weichen
Bett übernachten. Er hatte dreitausend Euro in der Tasche. Das sollte wohl für
eine bequeme Schlafgelegenheit ausreichen, dachte er noch, als ihm wieder
dieser Mann auffiel. Der Typ lehnte, nur ein paar Meter weiter, an einem der Stehtische.
Scheinbar unterhielt er sich angeregt mit einem Bekannten, musterte Mike dabei
allerdings auf eine Art und Weise, dass es ihm kalt den Rücken hinablief.
    »Wann kommt denn
endlich dieser beschissene Fahrstuhl?«, schoss es ihm gerade durch den Kopf,
als sich die beiden Männer energisch in Bewegung setzten. Er fühlte Panik in
sich aufsteigen, versuchte aber, einen kühlen Kopf zu bewahren. Ein Stück
entfernt schob sich die Tür eines der kleineren Nebenlifte auf und entließ ein
älteres Paar, welches sich lautstark über die hohen Gebühren im Parkhaus
aufregte. Mike eilte ihnen mit langen Sätzen entgegen und sprang entschlossen
in die Kabine. Sofort drückte er den P-Knopf und stellte zufrieden fest, dass
sich die Türen augenblicklich zu schließen begannen. Kurz bevor sich der
Fahrstuhl in Bewegung setzte, konnte er noch das wütende Gesicht von einem der
Männer durch den letzten Spalt erkennen.
     
    Ungeduldig riss Mike
Gerlach die Parkkarte aus dem Automaten und rannte zu seinem Porsche hinüber.
Als sich kurz darauf die Schranken öffneten und er in die frische Abendluft
hinausfuhr, da glaubte er schon, es geschafft zu haben. Obwohl der Motor
eiskalt war, ließ er den 6-Zylinder-Boxer richtig brüllen.
    »Nur noch links weg
zur Alster ... heute schläft Vati im Atlantic«, waren seine letzten
unbeschwerten Gedanken, als er
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