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Der Hund von Baskerville

Der Hund von Baskerville

Titel: Der Hund von Baskerville
Autoren: Arthur Conan Doyle
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sie heute nur hätte herausreißen können! Dann wäre er Ihnen wirklich ausgeliefert.«
    Es war uns allen klar, daß an eine Verfolgung nicht zu denken war, solange der Nebel anhielt. So ließen wir Lestrade zurück, um das Haus zu bewachen, während Holmes und ich mit dem Baronet nach Schloß Baskerville zurückwanderten.
    Nun konnten wir ihm auch die Wahrheit über die Stapletons nicht länger verschweigen. Tapfer ertrug er den Schlag, als er die Wahrheit über die Frau hörte, die er geliebt hatte. Aber der Schock des nächtlichen Abenteuers hatte seine Nerven erschüttert. Bevor der Morgen anbrach, lag er, von Dr. Mortimer betreut, und phantasierte in hohem Fieber. Es sollte noch eine Weile dauern, bis Sir Henry soweit wiederhergestellt war, daß er dem munteren jungen Mann glich, der er gewesen war, ehe er Herr jenes verwünschten Schlosses wurde.
    Und nun komme ich schnell zum Schluß dieser bestimmt nicht alltäglichen Geschichte, in der ich versucht habe, den Leser an den Sorgen und Ängsten teilnehmen zu lassen, die unser Leben so lange überschatteten und auf so tragische Weise endeten.
    Am Morgen nach dem Tod des Hundes hob sich der Nebel, und Mrs. Stapleton geleitete uns zu der Stelle, wo sie einen Pfad durch den Sumpf gefunden hatten. An der Ungeduld und ungestümen Freude, mit der sie darauf brannte, uns auf die Spur ihres Mannes zu bringen, erkannten wir, welche Hölle das Leben dieser Frau gewesen sein mußte. Auf dem letzten Ausläufer festen Bodens, der sich wie eine schmale Halbinsel in den Sumpf hineinschob, ließen wir sie zurück. Von da ab waren in Abständen schlanke Gerten gepflanzt, um den Pfad zu markieren, der im Zickzack von Grassohle zu Grassohle zwischen mit grünem Schaum bedeckten Wasserlöchern und faulenden Tümpeln hindurchführte — ein Weg, der dem Unkundigen verschlossen bleiben mußte. Rankende Moorgräser und grüne, schleimige Wasserpflanzen strömten einen Geruch von Moder und Verwesung aus. Mancher falsche Tritt ließ uns knietief in den dunklen, schwappenden Sumpf geraten. Unter unseren Füßen bebte und schwankte meterweit im Umkreis der Boden. Wenn wir einsanken, war es, als ob eine bösartige Hand uns in die schwarze Tiefe hinunterziehen wollte, so stark und gewalttätig war der Sog, der uns festzuhalten versuchte. Nur einmal sahen wir ein Zeichen, daß jemand vor uns diesen gefahrvollen Weg gegangen war. Aus einem Büschel Wollgras, das es am Versinken im schleimigen Morast gehindert hatte, ragte ein dunkles Ding heraus. Holmes sank bis an den Leib ein, als er den Pfad verließ, um diesen Gegenstand zu ergreifen, und wären wir nicht gewesen, hätte sein Fuß nie wieder festen Boden betreten. Er hielt einen alten, schwarzen Stiefel in der Hand. »Meyers, Toronto« stand auf der Innenseite des Leders.
    »Das war das Moorbad wert«, sagte er. »Es ist der vermißte Stiefel unseres Freundes Sir Henry.«
    »Von Stapleton auf der Flucht hier weggeworfen.«
    »Ganz recht. Er behielt ihn in der Hand, nachdem er den Hund auf Sir Henrys Spur gesetzt hatte. Er hielt ihn immer noch fest, als er merkte, daß das Spiel aus war, und floh damit. Und an dieser Stelle warf er ihn fort. Jetzt wissen wir jedenfalls, daß er bis hierher gekommen ist.«
    Aber viel mehr als das sollten wir niemals erfahren. Wir waren auf Vermutungen angewiesen. Es gab keine Möglichkeit, im Sumpf Fußspuren zu finden, denn der aufsteigende Schlamm füllte sofort jede Spur wieder aus.
    Als wir endlich den Morast hinter uns hatten und festeren Boden erreichten, sahen wir uns erneut eifrig nach Spuren um. Wir fanden keine. Wenn der spurenlose Erdboden die Wahrheit sprach, dann hatte Stapleton zwar in der nebligen Nacht versucht, zu seinem Versteck auf die rettende Insel zu fliehen, hatte sie jedoch niemals erreicht. Irgendwo mitten im Großen Grimpener Sumpf hatte der scheußliche Schleim des riesigen Morastes ihn zu sich hinuntergezogen, und dort lag dieser kalte Mann mit dem grausamen Herzen für immer begraben.
    Viele Spuren von ihm fanden wir jedoch auf der vom Moor umgebenen Insel, wo er seinen wilden Gefährten versteckt hatte. Ein riesiges Antriebsrad und ein Schacht, halb mit Unrat gefüllt, zeigte die Stelle an, wo die verlassene Zinnmine gewesen war. Daneben standen noch die halbverfallenen Hütten der Bergleute. Wahrscheinlich waren sie vom fauligen Gestank des Morastes vertrieben worden, als sich der Sumpf immer enger um sie schloß. In einer dieser Hütten bewiesen ein Haken mit Kette und viele
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