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Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt

Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt

Titel: Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt
Autoren: Verschiedene
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    Ein berstendes Geräusch riß mich aus meiner Trance. Im flackernden Licht der Kerzen sah ich, wie sich die Stahlwandung ausbeulte, glänzende metallene Blasen warf – und unter dem ungeheuren Druck zu reißen begann! Das Metall kochte, von Säure zerfressen. Breite Ströme liefen an dem Zylinder herab und erstarrten wieder, noch bevor sie den Boden erreichten. Das stählerne Gefängnis erbebte. Und dann drangen die Finger des Golems durch die Wand, krümmten sich und rissen ein kopfgroßes Bruchstück nach innen.
    Wütende Schreie drangen durch die entstandene Öffnung und ließen mir das Blut in den Adern gefrieren. Unwillkürlich wich ich zwei Schritte zurück.
    Du schaffst es nicht! hämmerte eine Stimme in mir. Du bist verloren!
    Und obwohl ich wußte, daß es die Aura war, die den Golem umgab, und die mich zu täuschen versuchte, war ich unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Ich starrte wie gebannt auf den breiten, senkrechten Riß, der sich in der Wandung des Zylinders gebildet hatte. Ein Sprung, der sich rasch verbreiterte, und hinter dem wogendes Fleisch zu erkennen war.
    Und dann explodierte der Stahl vollends und gab die verfluchte Kreatur frei...

    * * *

    »Zu den Feuern, schnell!«
    Petrosch zerrte Lydia mit sich und folgte dem Ruf. Der Kreis des Grauens zog sich immer enger um sie zusammen. Schon konnten die Zigeuner den Aasgeruch der Höllengeschöpfe wahrnehmen, den Gestank des Todes.
    Die Männer zerrten Fackeln aus der Glut und wandten sich in einem letzten, verzweifelten Aufbäumen gegen den Wall aus toten Leibern. Für einen Moment schien das Feuer die Kreaturen aufzuhalten, doch dann setzten die schrecklichen Gestalten ihren Weg unbeirrt fort.
    Einer der Männer sprang vor und führte einen feurigen Schlag gegen einen der Untoten, einen mumifizierten, dürren Körper. Die ausgetrocknete Haut nahm die Flamme gierig auf, loderte auf und hüllte die Mumie in eine grelle Feuersäule.
    Doch die Gestalt fiel nicht. Schritt für Schritt setzte sie ihren Weg fort, und als die Flamme keine Nahrung mehr fand und erlosch, hob ein vom Ruß geschwärztes Skelett die Knochenarme und packte den Mann, der das Feuer gebracht hatte. Er ließ es geschehen. Seine eben noch von verzweifeltem Lebenswillen erfüllten Augen starrten apathisch und trüb.
    Der Rest der Sippe, kaum mehr achtzehn Überlebende, wich weiter zurück, bis die Flammen an ihren Kleidern leckten und die Hitze ihrer Flucht ein Ende machte.
    Dann war das Heer der Untoten heran.
    Lydia sank ohnmächtig zu Boden. Petrosch versuchte sie mit seinem Körper vor den schrecklichen Klauen zu schützen, die gierig nach ihrem jungen Leben griffen.
    Dann spürte auch er stinkende, knochige Finger um seinen Hals. Feurige Kreise begannen vor seinen Augen zu tanzen, als die Klaue sich schloß...

    * * *

    »NEIN!«
    Ich hörte den Schrei und merkte nicht einmal, daß ich selbst ihn ausgestoßen hatte. Ein furchtbarer Schmerz durchzuckte mein Gehirn. Ich riß die Hände an die Schläfen und taumelte zurück. Ein blauweißer, unglaublich heller Blitz fuhr aus meinem Unterbewußtsein hinauf ans Licht meines bewußten Denkens, explodierte in einem funkensprühenden Orkan.
    Für Sekunden war ich blind und taub und konnte doch alles, was um mich herum geschah, überdeutlich erkennen.
    Der Golem hatte mich fast erreicht, als das verzehrende Feuer all meine Ängste und Zweifel beiseite fegte und irgend etwas tief in meinem Inneren erwachen ließ.
    Das Erbe meines Vaters. Die Quelle meiner magischen Macht.
    Ich sah den Golem zurückprallen und zu Boden stürzen. Meine Arme hoben sich ohne mein Dazutun, als wären sie zu eigenem Leben erwacht. Funken lösten sich von meinen Fingerspitzen und regneten auf den unförmigen Körper nieder, der vor mir am Boden lag.
    Wieder hatte ich den Fluch erweckt, den mein Vater auf mich geladen hatte. Wieder stieg das fremde Feuer aus meiner Seele wie ein Phoenix aus der Asche; die Kraft, die ich nur hassen konnte, und die doch mein Schicksal bestimmte.
    Meine Lippen murmelten Worte, die mein Gehirn nicht zu verstehen vermochte, Worte in einer Sprache, die die Zeiten überdauert hatte und nicht für menschliche Ohren bestimmt war. Worte, die mächtig genug waren, Leben zu vernichten und den Tag zur Nacht zu wandeln.
    Längst waren meine Augen nicht mehr den Gesetzen der Natur unterworfen. Ich sah meine Umgebung jetzt in einem grellen Schwarzweiß-Bild mit überscharfen Konturen. Die Blitze, die unablässig aus meinen
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