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Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt

Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt

Titel: Der Hexer - NR33 - Wer die Götter erzürnt
Autoren: Verschiedene
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Dann wandte er sich zu Rowlf um nickte ihm kurz zu.
    »Ich halte nicht viel von«, knurrte der Hüne und kratzte sich den bulligen Nacken. »Wenns schief geht, isser erledigt.«
    »Ich glaube, er weiß genau, was er tut«, erklärte Howard, und mir fiel ein Stein vom Herzen. »Laß uns von hier verschwinden.« Er legte mir die Hand auf die Schulter und drückte sie kurz. Fast, als würde er Abschied nehmen. Ein kalter Schauer rieselte über meinen Rücken, aber ich zwang mich zu einem Lächeln.
    »Danke«, sagte ich nur. »Wir sehen uns wieder.«
    Als die Kutsche hinter der nächsten Straßenecke verschwand und auch das Klappern der Pferdehufe auf dem Kopfsteinpflaster immer leiser wurde und schließlich verhallte, fühlte ich mich so einsam wie selten zuvor.
    Daß ich es ganz und gar nicht war, wurde mir schon eine Sekunde später auf wenig einfühlsame Weise deutlich gemacht.
    »He, Griesgram«, tönte eine Stimme hinter mir auf. »Was ist; willst du hier Wurzeln schlagen oder dich endlich von dem wabbeligen Kerl umbringen lassen?«
    Ich wandte mich mit einem Kopfschütteln um. Gurk hatte auf einem Schotterstein Platz genommen und sah mich aus leidgeprüften Augen an. Es mußte ihm schier körperliche Qualen bereiten, daß ich in der letzten Stunde kein einziges Mal gestolpert oder eine Treppe heruntergefallen war. Ich konnte seinen Seelenschmerz nicht ganz teilen.
    »Okay.« Ich straffte mich und legte die Hand auf den Kristallknauf meines Stockdegens, den ich im Gürtel trug. »Erst einmal müssen wir ihn finden. Kannst du feststellen, wo er sich aufhält?«
    Gurk legte den Kopf zur Seite, schloß die Augen und schien zu lauschen. Ich ahnte, daß er seine magischen Geistfühler ausstreckte und durch den ganzen Bezirk wandern ließ. Seine Magie war stark; zwar kaum mächtiger als das Erbe meines Vaters, jedoch in einer Beziehung wirkungsvoller: während ich den Kontakt zu den gewaltigen Kräften, die in meinem Unterbewußtsein schlummerten, erst herstellen mußte, um mich ihrer bedienen zu können, war seine Magie stets präsent.
    Und doch schien er sie nur zu benutzen, um anderen Wesen Streiche zu spielen. Ein wunderlicher kleiner Kerl...
    »Ich habe ihn«, murmelte er und riß mich damit aus meinen Gedanken. »Er ist ganz in der Nähe. Und er kommt auf uns zu!«
    Ich fühlte leise Furcht in mir aufsteigen, als ich mich hastig umsah und die finsteren Schatten zwischen den Häusern und Baracken zu unheimlichem Leben erwachten.
    Deine Phantasie geht mit dir durch! schalt ich mich selbst einen Narren. Ruhig Blut jetzt!
    Gurk saß noch immer unbewegt da und horchte angestrengt in die Stille der Dämmerung. Ich ging vor ihm in die Hocke.
    »Wie weit ist er noch entfernt?« fragte ich leise. »Hat er uns bemerkt?«
    Gurk löste sich aus der Starre und kugelte von seinem Stein herunter. »Ich weiß es nicht genau«, beantwortete er gleich beide Fragen zu meiner vollsten Unzufriedenheit. »Wird wohl gleich auftauchen.«
    »Dann schnell«, sagte ich und stemmte mich wieder in die Höhe, zog die Zeitungsnotiz, die ich der Times entnommen hatte, aus meiner Westentasche und warf einen kurzen Blick darauf. In der oberen Hälfte des Blattes prangte die schon bekannte Meldung von den mysteriösen Leichenrauben. Darunter, etwas kleiner, fand ich die Schlagzeile, die momentan größere Bedeutung für mich hatte.
    SCHRECKLICHER MORD AN JUNGER FRANZÖSIN las ich. Täter offenbar ein Geisteskranker
    Neben dem Text enthielt der Artikel die Reproduktion einer Photographie; ein Bild der ermordeten Veronique Rochelle. Ich reichte dem Kobold das Blatt und deutete auf das Photo. »Das ist sie«, sagte ich. »Etwa ein Meter sechzig groß, dunkelbraunes Haar. Ich glaube, sie trug ein... ja, ein weißes, leichtes Sommerkleid. Und einen Seidenschal«, fiel mir wieder ein. Ich hatte das verletzte Mädchen nur für wenige Sekunden gesehen, doch das Bild hatte sich unauslöschlich in mein Gedächtnis gebrannt. Wer weiß; wenn ich ihr damals geholfen hätte, vielleicht wäre sie heute –
    Ich verdrängte den Gedanken schnell wieder. Wenn... Wenn ich dem Golem nicht gefolgt wäre, hätte es inzwischen gewiß weitere unschuldige Opfer seiner Mordlust gegeben.
    »Knifflig!« Gurk kratzte sich seine Knollennase und drehte das Zeitungsblatt vor seinen Augen hin und her. »Aber nicht unmöglich für Abn el Gurk Ben Amar Chat Ibn Lot Fuddel den Dritten. Mal sehen...«
    Seine Gestalt verschwamm vor meinen Augen. Sein braunes, runzliges Fleisch schien zu
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