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Der Hexer - NR05 - Die Chrono-Vampire

Der Hexer - NR05 - Die Chrono-Vampire

Titel: Der Hexer - NR05 - Die Chrono-Vampire
Autoren: Verschiedene
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Portier schaudern ließ. Seine Augen schienen eine beinahe körperlich spürbare Kälte auszustrahlen. Es war, als würde er von einem eisigen Hauch getroffen.
    »Ein Zimmer«, sagte der Fremde. Seine Stimme klang sonderbar; rauh und tief und so kehlig, als befleißige er sich normalerweise einer Sprache, deren Klangfarbe mit dem Englischen nichts gemein hatte.
    »Für... wie lange, Sir?« fragte der Portier.
    Der Fremde zuckte mit den Achseln. »Zwei, vielleicht drei Tage«, antwortete er nach kurzem Überlegen. »Vielleicht auch mehr. Ich weiß es noch nicht.«
    Das Stirnrunzeln des Portiers vertiefte sich. Er räusperte sich, beugte sich demonstrativ über die niedrige Theke und blickte nach rechts und links. »Sie haben... kein Gepäck, Sir?« fragte er. Seine Stimme klang spröde.
    »Kein Gepäck«, bestätigte der Fremde.
    »In diesem Fall, Sir«, sagte der Portier nach einem neuerlichen, etwas längeren Zögern, »muß ich leider auf einer Vorauszahlung bestehen. Eine Regel unseres Hauses.«
    Seltsamerweise zeigte der Fremde keinerlei Spur von Zorn oder auch nur Verärgerung. Schweigend griff er in die Tasche, zog eine zusammengefaltete Fünfzig-Pfund-Note hervor und legte sie auf die Theke. »Reicht das?«
    Der Portier widerstand im letzten Moment der Versuchung, die Hand auszustrecken und die Banknote an sich zu reißen. »Das ist... mehr als genug«, sagte er stockend. »Aber ich fürchte, ich werde Ihnen nichts herausgeben können. Die Kasse ist abgeschlossen. Wenn Sie sich bis morgen früh gedulden könnten, Sir...«
    »Das wird nicht nötig sein«, antwortete der Fremde, und seine Worte überzeugten den Portier endgültig davon, daß er entweder total verrückt oder auf der Flucht vor der Polizei war. »Sie können den Rest behalten.« Er lächelte, nahm schweigend den Schlüssel entgegen, den ihm der Portier reichte, und wandte sich um, aber der Mann hinter der Theke rief ihn noch einmal zurück.
    »Sie... müssen sich noch eintragen, Sir«, sagte er. »Der Meldezettel wäre noch...«
    Er verstummte, als ihn der Blick der stahlblauen Augen traf. Etwas hatte sich darin geändert, etwas, das nicht mit Worten zu beschreiben war.
    »Das wird nicht nötig sein«, sagte der Fremde. Seine Stimme klang plötzlich ganz anders als bisher.
    Der Portier wollte widersprechen, aber er konnte es nicht. Statt dessen nickte er, klappte das Meldebuch wieder zu und legte den Füllfederhalter aus der Hand. »Es wird nicht nötig sein«, bestätigte er.
    »Vielleicht ist es sogar besser, wenn niemand von meinem Hiersein erfährt«, fuhr der dunkelhäutige Fremde fort.
    »Selbstverständlich, Sir«, nickte der Portier. »Niemand wird etwas erfahren.« Was ist das? dachte er entsetzt. Das waren nicht seine Worte!
    »Vielleicht sollten Sie auch vergessen, mich jemals gesehen zu haben, mein Freund«, fuhr der Fremde fort.
    »Das wäre wohl... das Beste«, bestätigte der Portier.
    »Wenn Ihre Ablösung morgen früh kommt«, fuhr der Fremde fort, »dann sagen Sie ihm einfach, auf Zimmer« – er warf einen raschen Blick auf den Schlüsselanhänger – »auf Zimmer hundertzehn ist ein frisch verheiratetes Paar, das nicht gestört werden will. Und tragen Sie eine entsprechende Meldung in Ihr Buch ein.«
    Der Portier nickte, schraubte den Füller wieder auf und senkte den Blick. Beinahe entsetzt sah er, wie seine Hand ohne sein Zutun zu schreiben begann und die Linien mit Namen und Daten nicht existierender Personen füllte. Anschließend krakelte er ein unleserliches Etwas als Unterschrift darunter. Niemand würde Verdacht schöpfen, das wußte er. Es kam häufig vor, daß sich ein junges Paar unter falschem Namen in einem der Zimmer einmietete, im voraus bezahlte und für Tage nicht gesehen wurde.
    »Sehr gut«, sagte der Fremde, als er fertig war. »Und, wie gesagt – am besten vergessen Sie selbst auch, daß Sie mich jemals gesehen haben.«
    »Das... werde ich tun«, antwortete der Portier stockend. Noch einmal versuchte er, sich gegen den fremden Einfluß zu wehren, der ihn zwang, Dinge zu tun und zu denken, die er nicht tun oder denken wollte.
    Aber als sich der Fremde abermals umwandte und zur Treppe hinüberging, hatte er schon vergessen, daß er ihm überhaupt jemals begegnet war.

    * * *

    Es dauerte lange, bis Howard zurückkam; viel länger, als nötig gewesen wäre, um wirklich in sein Zimmer im Erdgeschoß hinunterzugehen und neue Zigarren zu holen. In seinem Mundwinkel hing eine glimmende Zigarre, als er die
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