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Der Hexer - GK583 - Im Schatten der Bestie

Der Hexer - GK583 - Im Schatten der Bestie

Titel: Der Hexer - GK583 - Im Schatten der Bestie
Autoren: Verschiedene
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»Warte«, sagte er. Ich blieb stehen, und Howard ging an mir vorbei in den hinteren Teil der Kajüte und kam nach wenigen Augenblicken mit einer zusammengefalteten Decke zurück.
    »Was soll ich damit?« fragte ich.
    »Sie dir überwerfen«, antwortete Howard ungeduldig. »Ich weiß, daß es albern klingt, aber es könnte wirklich gehen. Draußen tobt noch immer das Gewitter, und es sieht nicht so aus, als würde es in den nächsten Stunden nachlassen. Nun mach schon.«
    Ich starrte ihn einen Moment zweifelnd an, griff dann zögernd nach der Decke und warf sie mir über den Kopf. Howard ging einmal um mich herum, zog hier und zupfte da ein wenig und arrangierte die Decke so lange neu, bis ich vermummt war, als wolle ich zu einem Maskenball gehen und dort als Nachtgespenst spielen. Nur direkt über meinen Augen war ein fingerbreiter Streifen frei, so daß ich wenigstens sehen konnte, wenn auch nicht sehr gut. Trotz des Ernstes der Situation kam ich mir reichlich albern vor.
    »Gut«, sagte ich schließlich. »Komm jetzt.«
    Nebeneinander gingen wir die Treppe hinauf. Mir fiel erst jetzt auf, daß das Schiff längst nicht mehr so sehr unter unseren Füßen bockte und sprang wie bisher. Eigentlich war kaum mehr als der normale Seegang zu spüren. Howard öffnete die Tür, trat ins Freie und bedeutete mir mit hektischen Zeichen, ihm zu folgen.
    Der Anblick, der sich uns bot, war bizarr. Über dem Meer hinter und neben uns tobte der Orkan mit ungebrochener Wut, aber rings um das Schiff, in einem Bereich von sieben, achthundert Yards, war das Meer glatt wie ein Spiegel. Selbst der Wind war zum Erliegen gekommen. Die Steilküste lag vor uns, kaum noch einen Steinwurf entfernt, und der Sturm, der das Land überall meterhoch unter Wasser gesetzt hatte, hatte hier ein vielleicht hundertfünfzig Yards langes, sichelförmig gebogenes Stück des Strandes freigegeben. Und auf dem Strand lag ein Schiff. Es war zerstört, so gründlich, wie ich jemals ein zerstörtes Schiffswrack gesehen hatte, nicht mehr als ein zerborstener Haufen aus Holzsplittern und Tauwerk und Fetzen, aber ich erkannte es trotzdem wieder.
    »Die ... LADY!« keuchte ich. »Howard, das ... das ist die LADY OF THE MIST.«
    Howard nickte, als hatte er nichts anderes erwartet. Trotzdem fragte er: »Bist du sicher?«
    »Ja. Das hier ist ... die Bucht, in der das Schiff gesunken ist.« Mein Blick wanderte am Fuße der Steilküste entlang, suchte in den Schatten und Rissen nach einer bestimmten Form und blieb an einem dreieckigen schwarzen Schatten hängen.
    »Das dort drüben ist die Höhle, in der mein Va...« Ich stockte, schluckte ein paarmal krampfhaft und sah zu Mahoney hinüber, der mit unbewegtem Gesicht an der Reling stand und Howard und mich beobachtete.
    »In der er gestorben ist«, sagte er. »Sprich es ruhig aus, Robert. Das hier ist die Stelle.«
    »Und das Schiff? Wie hast du es geschafft, es ...«
    Mahoney hob die Hand, und ich verstummte. »Nicht jetzt, Robert. Ich erkläre euch alles später. Ich habe eine Menge gelernt, dort wo ich ... war. Aber ich mußte auch einen hohen Preis dafür zahlen. Ein Teil dieses Preises ist, daß ich gewisse Dinge für mich behalten muß. Bist du soweit?«
    Ich sah instinktiv zu Boden. Der Himmel hatte ein wenig aufgeklart, und die Blitze zuckten noch immer ununterbrochen, aber der Schatten auf den feuchten Planken des Schiffes war nicht der Schatten der Bestie, den ich halbwegs zu sehen erwartet hatte, sondern nur ein klobiges kegelförmiges Ding. Howards Plan schien zu funktionieren. Solange es nicht mein eigener Schatten war, war ich nicht in Gefahr.
    »Ja«, sagte ich.
    Mahoney nickte. »Dann kommt. Rowlf bleibt hier, um das Schiff zu bewachen. Ich weiß nicht, wie lange ich den Sturm noch zurückhalten kann.« Er nickte aufmunternd, schwang sich über die Reling und sprang ins Wasser herab. Ich sah, daß er nur bis zu den Knien einsank; das Boot lag beinahe auf dem Strand, und das Wasser war hier sehr seicht. Er ging ein paar Schritte, wandte sich um und winkte ungeduldig. »Kommt!«
    Mit klopfendem Herzen stieg ich hinter ihm vom Boot, dicht gefolgt von Howard. Das Wasser war eisig, und ich raffte instinktiv die Decke enger um meine Schultern, aus Angst, sie könne mir von der Strömung weggerissen werden. Ich wartete, bis Howard mir gefolgt war, dann ging ich mit weit ausgreifenden Schritten hinter Mahoney her. Die Kälte kroch in meinen Beinen empor und ließ mich am ganzen Leib zittern.
    Mahoney erwartete uns
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