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Der Herr von Moor House

Der Herr von Moor House

Titel: Der Herr von Moor House
Autoren: Anne Ashley
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wahrhaftig für Ihren Komfort gesorgt.”
    “Für Sophies Komfort”, verbesserte Megan ihre Zofe. “In der kurzen Zeit, die uns bis zur Abreise blieb, konnte ich seinen Brief nicht mehr beantworten. Deshalb wusste er nichts von meinem Entschluss, das Mädchen zu begleiten.”
    “Oh, damit hat er sicher gerechnet, Miss. In der Mittagspause wechselte ich ein paar Worte mit dem Reitknecht, und der war kein bisschen erstaunt, weil Sie mitgekommen sind. Also muss ihn Mr Blackmore darauf vorbereitet haben.” Betsy kicherte. “Irgendwie erinnert er mich an einen kleinen Affen, den ich mal im Hafen von Bristol gesehen habe. Ein Seemann brachte ihn an Land. Überall Haare – und krumme Beine.”
    “Ich nehme an, Sie meinen den Reitknecht und nicht Mr Blackmore”, entgegnete Megan, und Betsy lachte schallend.
    “Glücklicherweise haben Sie Ihren boshaften Humor nicht verloren, Miss.”
    Den werde ich auch brauchen, wenn ich die nächsten Wochen bei halbwegs klarem Verstand überstehen will, dachte Megan. Dann wandte sie sich zu ihrer Nichte, die sich zu rühren begann, als der Kutscher die Fahrt verlangsamte und das Gespann zwischen zwei steinernen Säulen hindurchlenkte.
    “Wie weit ist es denn noch, Tante Megan?”, fragte Sophie und rieb sich den Schlaf aus den Augen.
    “Wir sind schon da, Liebes.”
    “Dann ist mir die Fahrt wie im Flug vergangen.”
    “Und ich habe das Gefühl, ich würde seit einer Woche in dieser Equipage sitzen. Aber ich lag ja auch nicht endlos lange in Morpheus’ Armen.”
    “Daran musst du meinem Vormund die Schuld geben”, meinte Sophie belustigt. “Diese Kutsche ist sehr komfortabel, geradezu luxuriös. Wenn er sich so etwas leisten kann, muss er steinreich sein.”
    Megan nickte. “Das hat mir sein Anwalt mitgeteilt.” In diesem Augenblick bog man in die Kurve am Ende der Zufahrt, und das schöne Tudor-Haus, an das sie sich so gut erinnerte, kam in Sicht.
    “Und sein Haus sieht auch imposant aus.” Plötzlich runzelte Sophie die Stirn. “Warum heißt es Moor House? Hier gibt es kein Moor.”
    “Der Name geht auf die alte Schreibweise des Familiennamens zurück. Früher lautete er B-L-A-C-K-M-O-O-R, bis ein Ahnherr deines Vormunds beschloss, das zu ändern.”
    “Oh, ich verstehe!” Wie ein aufgeregtes Kind klatschte Sophie in die Hände. “Sicher kannst du es kaum erwarten, das Haus nach so langer Zeit wieder von innen zu sehen, Tante Megan.”
    “Sitzen Sie einen Augenblick still, Miss Sophie, und lassen Sie mich Ihren Hut zurechtrücken”, mischte sich Betsy geistesgegenwärtig ein, um ihrer Herrin eine Antwort zu ersparen. “Oder wollen Sie wie eine Vogelscheuche aussehen, wenn Sie Mr Blackmore gegenübertreten?”
    Zu Megans Erleichterung wurden sie in der holzgetäfelten Halle nicht vom Hausherrn begrüßt, sondern von Matilda Gardener, seiner entfernten Verwandten. Eine rundliche Frau in mittleren Jahren mit fröhlichen blauen Augen eilte Megan entgegen und umfasste ihre Hand. “Wie man mir erklärt hat, sind Sie keine Fremde in diesem Haus, Miss Drew”, bemerkte sie, nachdem sie sich einander vorgestellt und ein paar Höflichkeitsfloskeln gewechselt hatten. “Also werde ich Sie der Obhut unserer tüchtigen Mrs Goss überlassen. Ich hoffe, Sie später im Salon zu treffen.”
    Gerührt erblickte Megan die Tränen in den freundlichen grauen Augen der alten Haushälterin. “Willkommen daheim, Miss Meggie …” Beinahe brach Mrs Goss’ Stimme. “Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue, Sie nach all den Jahren wiederzusehen.”
    Angesichts dieses liebevollen Empfangs fühlte sich Megan etwas besser. Lächelnd ergriff sie die schmale Hand der alten Frau. “Wie geht es Ihnen, Gossie?” Der vertraute Spitzname kam ihr ganz automatisch über die Lippen. “Plagt Sie der Rheumatismus immer noch?”
    “In unserem Alter kann man ihm nicht entrinnen – was, Mr Wilks?” Die Haushälterin wandte sich an den Butler, dessen dunkle Augen ebenfalls verdächtig glänzten. “Und da ist Rose, Miss Meggie.” Sie zeigte auf ein Mädchen, das schüchtern aus dem Schatten im Hintergrund der Halle trat. “Seit vier Jahren arbeitet sie in Moor House, und sie möchte Zofe werden”, erklärte sie, während sie vor den Neuankömmlingen die reich geschnitzte Holztreppe hinaufstieg. “Jetzt kümmert sie sich um Mrs Gardener, aber sie wird Ihnen gern helfen. Vielleicht soll sie die Sachen Ihrer Nichte auspacken?”
    “Oh, das wäre sehr nett.” Am
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