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Der Grüne Strahl

Der Grüne Strahl

Titel: Der Grüne Strahl
Autoren: Jules Verne
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unerwartet Aristobulos Ursiclos be-
    gegneten.
    Der junge Gelehrte, der mit Interesse die inzwischen be-
    gonnenen Arbeiten am Fluß verfolgte, war gerade auf dem
    — 285 —
    Weg zum Helensburgher Bahnhof, als er die frühere Gesell-
    schaft aus Oban bemerkte.
    Es wäre zu viel behauptet, wenn man gesagt hätte, daß
    Aristobulos Ursiclos durch den Verlust Miss Campbells be-
    sonders schmerzlich berührt worden wäre. Ebensowenig
    setzte es ihn in Verlegenheit, jetzt der Mrs. Sinclair gegen-
    überzustehen.
    Man begrüßte sich gegenseitig und Aristobulos Ursic-
    los beglückwünschte die jungen Ehegatten in höflichster
    Weise.
    Die Brüder Melvill konnten, angesichts dieses friedlichen
    Ausgangs, nicht verhehlen, wie glücklich sie jene Verbin-
    dung mache.
    »So glücklich«, äußerte Bruder Sam, »daß ich mich zu-
    weilen, wenn ich allein bin, beim Lächeln . . .«
    ». . . und ich mich beim Weinen ertappe«, sagte Bruder
    Sib.»Nun, meine Herren«, bemerkte Aristobulos Ursic-
    los, »das liefert zum ersten Mal ein Beispiel für mangelnde
    Übereinstimmung zwischen Ihnen; der eine weint, der
    andre lacht . . .«
    »Oh, Mr. Ursiclos«, meinte Olivier Sinclair, »im Grunde
    läuft das doch aufs selbe hinaus.«
    »Vollständig«, versicherte die junge Frau und reichte ih-
    ren beiden Onkeln die Hände.
    »Wie, aufs selbe hinaus?« rief Aristobulos Ursiclos in
    dem ihm so wohl anstehenden Ton der Überlegenheit.
    »Nein – keineswegs! Was ist das Lächeln? Eine freiwillige
    — 286 —
    und eigentümliche Aktion der Gesichtsmuskeln, der die At-
    mungsvorgänge nahezu ganz fremd sind, während die Trä-
    nen . . .«
    »Nun, die Tränen?« fragte Mrs. Sinclair gespannt.
    ». . . nichts sind als eine zur Schlüpfrigerhaltung des Aug-
    apfels dienende Flüssigkeit, einer Mischung von Chlorna-
    trium, phosphorsaurem Kalk und chlorsaurem Natron!«
    »Vom chemischen Standpunkt betrachtet, haben Sie
    recht, Sir«, erwiderte Olivier Sinclair, »aber auch nur von
    diesem.«
    »Ich verstehe einen derartigen Unterschied nicht«, ant-
    wortete Aristobulos Ursiclos empfindlich.
    Mit der Steifheit eines Geometers grüßend, nahm er ge-
    messenen Schritts den Weg zum Bahnhof wieder auf.
    »Nun seh’ einer den Mr. Ursiclos«, rief Mrs. Sinclair, »der
    sich Angelegenheiten des Herzens ebenso zu erklären un-
    terfängt, wie er den Grünen Strahl erklärt hat.«
    »Im Grunde, meine teure Helena«, antwortete Olivier
    Sinclair, »haben wir diesen Strahl, nach dem wir so beharr-
    lich suchten, nicht einmal zu sehen bekommen.«
    »Dafür haben wir etwas Besseres gesehen«, flüsterte die
    junge Frau. »Wir sahen das Glück selbst – das die Sage mit
    der Beobachtung dieser seltenen Erscheinung in Verbin-
    dung bringt . . . Und da wir das gefunden haben, lieber Oli-
    vier, wollen wir uns damit begnügen und die Aufsuchung
    und Beobachtung des Grünen Strahls denen überlassen, die
    ihn noch nicht kennen, aber danach verlangen, ihn kennen-
    zulernen!«
    INHALT
    01. Die Brüder Sam und Sib . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
    02. Helena Campbell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
    03. Der Artikel der ›Morning Post‹ . . . . . . . . . . . . . . . 30
    04. Den Clyde stromabwärts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
    05. Von einem Dampfer zum andern . . . . . . . . . . . . . 57
    06. Der Strudel von Corryvrekan . . . . . . . . . . . . . . . . 65
    07. Aristobulos Ursiclos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
    08. Ein Wölkchen am Horizont . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
    09. Plaudereien von Mrs. Bess . . . . . . . . . . . . . . . . . 111
    10. Eine Partie Krocket . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117
    11. Olivier Sinclair . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132
    12. Neue Pläne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148
    13. Die Wunder des Meeres . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159
    14. Das Leben auf Iona . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169
    15. Die Ruinen von Iona . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181
    16. Zwei Flintenschüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197
    17. An Bord der ›Clorinda‹ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211
    18. Staffa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222
    19. Die Fingalshöhle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235
    20. Für Miss Campbell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250
    21. Ein voller Sturm in einer Höhle
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