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Der gläserne Schrein (German Edition)

Der gläserne Schrein (German Edition)

Titel: Der gläserne Schrein (German Edition)
Autoren: Petra Schier
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dass Friedrich aufgrund seines vorgerückten Alters und seiner angeschlagenen Gesundheit bereits alles für seinen Nachfolger richtet, war es nur eine Frage der Zeit, bis Wilhelm handelt.» Er trat direkt auf Eldrad zu und fixierte ihn streng. «Dass Ihr so weit gehen würdet, unschuldige Menschen, die an der Fertigstellung der Chorhalle arbeiteten, zu töten, hat uns allerdings sehr bestürzt. Es schmerzt mich zutiefst, dass ich zu spät hier ankam, um dies zu verhindern. Jetzt habt ihr auch noch eine junge Frau entführt, die nicht das Geringste mit dieser Angelegenheit zu tun hat.»
    Eldrad setzte eine überraschte Miene auf. «Wie kommt Ihr darauf?»
    «Wir wissen es!», fuhr Jacobus ihn an. «Ihr habt Dederich van Weyms geschickt, weil sie wusste, dass er Scheiffarts Stellvertreter ist, und ihm deshalb vertraute. Wir wissen inzwischen auch, dass Ihr einen Schurken namens Barnabas gedungen habt, für Euch die schmutzige Arbeit zu erledigen. Leider ist dieser Kerl so schlüpfrig wie eine Schlange; es ist nicht leicht, ihn zu fassen.»
    Nun konnte sich Eldrad ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen. Er verschränkte die Arme vor dem Leib und schwieg.
    «Sagt uns sofort, wohin Ihr Marysa Markwardt gebracht habt!», forderte van Eupen. In seiner Stimme schwang sehr deutlich eine Drohung mit. Eldrad zuckte jedoch mit keiner Wimper.
    «Ihr tut Euch keinen Gefallen, wenn Ihr schweigt», sagte Jacobus.
    «Unsere Männer werden sie bald gefunden haben», ergänzte van Eupen grimmig. «Wenn Ihr Frau Marysa auch nur ein Haar gekrümmt habt, gnade Euch Gott!»
    Der Schöffenmeister wollte weitersprechen, doch in diesem Moment wurden vor dem Saal mehrere Stimmen laut. Jemand fluchte, dann flog die Tür auf, und Hartwig Schrenger trat ein. Ihm folgten zwei seiner Knechte, die Ansem Hyldeshagen mit sich schleiften. Er war es, der die unflätigen Flüche ausstieß. Als Letzter trat sein Geselle Ludwig ein, der zwar sehr blass wirkte, aber eine entschlossene Miene aufgesetzt hatte.
    «Was soll das?», fragte van Eupen ungehalten. «Verlasst diesen Saal sofort wieder. Ihr seht doch, dass hier eine Sitzung stattfindet, Meister Schrenger.»
    «Verzeiht die Störung, Herr van Eupen», antwortete Hartwig. «Aber ehe wir wieder gehen, möchten wir Euch den Mann übergeben, der Meister Goldschlägers Gesellen auf dem Gewissen hat.»
***
    Christophorus stolperte vorwärts, während Barnabas ihm die Spitze des Dolches noch fester in den Rücken drückte. «Das wird meinen Herrn sicherlich sehr freuen», sagte er mit einem breiten Grinsen. «Ihr habt ihm ganz schön Kopfzerbrechen bereitet. Aber nun kann er Euch ja nach Herzenslust auseinandernehmen und die Reste den Krähen zum Fraß vorwerfen, nicht wahr?»
    «Ihr kommt damit nicht durch», knirschte Christophorus mit zusammengebissenen Zähnen. «Der Rat und die Schöffen sind bereits informiert.»
    «Ach tatsächlich?» Barnabas kicherte. «Ich sollte Euch also besser gleich umbringen, meint Ihr nicht? Damit Ihr mich nicht verraten könnt. Oder soll ich lieber mit der hübschen Witwe Markwardt anfangen? Sie schreit so schön, wenn man ihr wehtut. Würde Euch das gefallen?» Wieder stieß er Christophorus vorwärts. «Kniet nieder, damit ich Euch leichter fesseln kann.» Er trat Christophorus in die Kniekehlen, sodass dieser einknickte und umfiel.
    Barnabas packte seinen Arm, doch im gleichen Moment drehte sich Christophorus mit einem Ruck zur Seite. Barnabas strauchelte; Christophorus trat nach ihm und versuchte, wieder auf die Füße zu kommen. So leicht ließ Barnabas sich nicht abschütteln. Er griff nach Christophorus’ Bein und riss ihn erneut zu Boden. Im nächsten Augenblick war er schon über ihm und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. «So nicht, Pfaffe», keuchte er und drückte Christophorus die Kehle zu. Dabei blickte er sich suchend nach seinem Dolch um, den er bei seinem Sturz verloren hatte.
    Christophorus zappelte und bemühte sich, Barnabas von sich zu stoßen, doch der Mann hatte erstaunliche Kräfte. Schon drohte Christophorus die Luft auszugehen, doch dann gelang es ihm, seinen rechten Arm zu befreien. Mit aller Kraft stieß er Barnabas seine Faust ins Gesicht. Er traf seine Nase, aber nicht hart genug.
    Barnabas fluchte und schlug seinerseits erneut zu. Da er den Dolch nicht erreichen konnte, griff er mit einer flinken Bewegung an seinen Stiefel und hielt im nächsten Moment ein kleines Messer in der Hand. Bevor er damit zustoßen konnte, wurde er plötzlich
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