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Der gläserne Drache

Der gläserne Drache

Titel: Der gläserne Drache
Autoren: Gabriel Galen
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mit Erschrecken den Worten Tanis‘ zugehört. Jetzt stammelte Tamira verwirrt:
     
    „Was … w as hast du entdeckt, Wigo?“
     
    „Ich konnte natürlich in der kurzen Zeit nicht viel herausfinden. Aber Romando ist tatsächlich ein Magier, wie schon sein Vater vor ihm.
     
    Das große Buch, das ich auf seinem Schreibtisch fand, erzählt von der Macht eines gewaltigen Drachen. Dieser Drache diente vor langer, langer Zeit dem König dieses Landes, der ihn mit Hilfe seiner Magie zu diesem Dienst zwang. Auf Befehl dieses Königs bedrohte der Drache die Nachbarländer mit Vernichtung, wenn sie sich dessen Herrschaft nicht unterwarfen. Der Drache jedoch hasste diesen Frondienst, denn er war von seiner Natur her weder böse noch gewalttätig. Aber dem mächtigen magischen Bann, den der König über ihn verhängt hatte, konnte er nicht entfliehen.
    So suchte er eines Tages die Hilfe einer weisen Frau, einer Seherin mit geheimen Kräften, um zu ergründen, wie er sich von der magischen Fessel befreien könne.
    Die Seherin erforschte den Willen der Götter und erhielt folgenden Spruch:
     
    Nur wenn der Drache in seine Höhle zurückkehrt und wenn er ein großes Opfer zur Sühne für seine Untaten bringt, kann ihm vergeben werden. Doch dazu muss er bereit sein, klar und rein zu werden, dann kann ihm die Magie des Königs nichts mehr anhaben.
     
    Da der Drache des Mordens und Brennens überdrüssig war und der Tod der vielen unschuldigen Menschen ihn nicht mehr ruhen ließ, ging er zurück in seine Höhle und wünschte sich aus tiefstem Herzen, er wäre wieder klar und rein, was auch immer das bedeuten möge.
     
    Die Götter erfüllten seinen Wunsch auf ihre Weise: Der Drache verwandelte sich in eine gläserne Statue!
     
    So steht er noch heute in seiner Höhle, und die Legende erzählt, dass er nur durch die zweimal doppelte Kraft eng verbundener Seelen wieder zum Leben erweckt werden könne.
     
    Darum sucht Romando wie schon sein Vater, der daran scheiterte, nach Zwillingen, also besonders eng verbundenen Seelen“, schloss Wigo, „und er braucht davon zwei Paare, um den Drachen zu beleben und durch ihn die Macht über das Land zu bekommen.
    Nun wisst ihr, wozu wir ausersehen sind!“
     
    „Das ist ja entsetzlich!“ hauchte Anina fassungslos. „Wir müssen sofort von hier fliehen!“
     
    „Versuche es!“ sagte Tanis resigniert. „Es wird dir nicht gelingen, das Tor zu passieren oder die Mauer zu überklettern, die den Park umgibt. Romando hat das ganze Gelände mit einem Zauberspruch gesichert, damit wir nicht von hier entkommen können.
    Nur wenn ein Zwillingspaar seinen Anforderungen nicht entspricht, entlässt er es wieder in die Freiheit. Wenn ihr das Glück haben solltet, nur ganz normale Mädchen zu sein, was wir jedoch nicht glauben, könnt ihr nach Hause zurückkehren. Wir beide jedoch sind ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.“
     
    „Dann brauchen wir ja nur so zu tun, als sei nichts Besonderes an uns“, sagte Tamira erleichtert, „dann wird er uns wieder gehen lassen.“
     
    Wigo lachte verbittert. „Glaubst du wirklich, ihr könntet Romando täuschen? Und wenn ihr euch noch so sehr anstrengtet, er würde die Wahrheit spüren und euch zwingen, eure Kräfte zu entwickeln. Ihr könnt nur hoffen, dass ihr wirklich nicht begabt seid.“
     
    „Aber seid auf der Hut!“ mahnte Tanis. „Verratet euch nicht, dass ihr mehr wisst, als ihr wissen dürftet. Es könnte uns allen schlecht ergehen!
    Falls ihr euch möglicherweise bei seinen ersten Prüfungsversuchen unbewusst dagegen wehrt und er es merkt, müsst ihr euch damit herausreden, dass ihr so starkes Heimweh habt und am liebsten sofort wieder umkehren würdet. Das wäre verständlich und wird sein Misstrauen nicht wecken.
     
    Müsst ihr hierbleiben, werdet ihr schon merken, wie ihr euch verhalten müsst. Wir werden euch dann heimlich auch Lesen und Schreiben beibringen, und zu viert werden wir vielleicht eine Möglichkeit finden, mehr zu erfahren und uns aus dieser misslichen Lage zu befreien.
    Aber lasst uns jetzt hineingehen! Er wird wohl bald zurückkehren, und ich sah Magritta an einem der Fenster, die uns beobachtet.
    Vertraut ihr nicht, denn sie ist Romando völlig ergeben!“
     
    Die vier jungen Leute gingen zurück ins Haus. Eine Weile noch warteten sie dort, und die beiden jungen Männer erklärten den Mädchen belanglose Dinge über die Gepflogenheiten im Haus.
     
    Es war schon spät, als Magritta zu ihnen in die Bibliothek
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