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Der Genesis-Plan SIGMA Force

Der Genesis-Plan SIGMA Force

Titel: Der Genesis-Plan SIGMA Force
Autoren: James Rollins
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bewaffnet. Alle schwarz uniformiert. Alle mit schweren Rucksäcken ausgestattet. In der Mitte gingen die vier größten Männer, alle ehemalige Dockarbeiter. Sie hatten Tragstangen geschultert, an denen schwere Kisten befestigt waren.
    Es gab einen bestimmten Grund, weshalb die Russen diese am Fuße der Sudetengebirge zwischen Deutschland und Polen gelegene Stadt angegriffen hatten. Die Befestigungen von Breslau schützten den Zugang zum Hochland. In den vergangenen zwei Jahren hatten Zwangsarbeiter des Konzentrationslagers Groß-Rosen einen nahe gelegenen Berg ausgehöhlt. Mit bloßen Händen und mit Sprengstoff hatten sie ein Tunnelsystem von hundert Kilometern Länge angelegt, dessen einziger Zweck darin bestand, ein Geheimprojekt vor den Augen der Alliierten zu verbergen.
    Das Arbeitslager Riese.
    Dennoch waren Gerüchte aufgekommen. Vielleicht hatte einer der Bewohner des Dorfes in der Nähe des Wenceslas-Bergwerks hinter vorgehaltener Hand Mutmaßungen über die Krankheit angestellt, die selbst jene befallen hatte, die sich außerhalb der Anlage aufhielten.
    Wenn sie die Forschungen nur hätten abschließen können …
    Gleichwohl empfand Jakob Sporrenberg eine gewisse Scheu. Er kannte nicht alle Einzelheiten des Geheimprojekts mit dem Codenamen Chronos. Doch er wusste genug. Er hatte die Leichen derer gesehen, die man Experimenten unterzogen hatte. Er hatte die Schreie gehört.
    Abscheu.
    Dieses Wort war ihm in den Sinn gekommen und hatte ihm das Blut in den Adern gefrieren lassen.
    Es war ihm nicht schwergefallen, die Wissenschaftler zu liquidieren. Er hatte die zweiundsechzig Männer und Frauen nach draußen schaffen lassen und sie mit jeweils zwei Kopfschüssen getötet. Keiner durfte erfahren, was in der Tiefe des Wenceslas-Bergwerks vorgegangen war … oder was man dort entdeckt hatte. Eine Wissenschaftlerin freilich war noch am Leben.
    Doktor Tola Hirszfeld.
    Sie schlurfte hinter Jakob her, die Hände auf dem Rücken gefesselt, von einem seiner Männer halb mitgeschleift. Sie war eine groß gewachsene Frau Ende zwanzig, mit kleinen Brüsten, aber üppiger Hüfte und wohlgeformten Beinen. Sie hatte glattes, schwarzes Haar, und ihre Haut war aufgrund der langen Zeit, die sie unter der Erde verbracht hatte, so weiß wie Milch. Eigentlich hätte sie mit den anderen zusammen getötet werden sollen, doch ihr Vater, Oberarbeitsleiter Hugo Hirszfeld, der das Projekt beaufsichtigte, hatte endlich sein halbjüdisches Erbe offenbart. Er hatte versucht, die Forschungsakten zu vernichten, war aber von einem der Wachposten erschossen worden, bevor er sein unterirdisches Büro mit einer Brandbombe zerstören konnte. Seine Tochter konnte von Glück sagen, dass wenigstens einer überleben musste, der Einblick in das Projekt Glocke hatte, denn die Arbeit musste weitergeführt werden. Sie war ein Genie genau wie ihr Vater und wusste über seine Forschung besser Bescheid als jeder andere.
    Von jetzt an würde man freilich nachhelfen müssen.
    Jedes Mal, wenn Jakob sie ansah, funkelte sie ihn an. Der Hass strahlte von ihr aus wie die Hitze von einem offenen Backofen. Aber sie würde kooperieren … genau wie ihr Vater es getan hatte. Jakob wusste mit Juden umzugehen, zumal mit Mischlingen. Das waren die Schlimmsten. Die Teiljuden. Einige hunderttausend Mischlinge leisteten Militärdienst. Jüdische Soldaten. Aufgrund von Ausnahmeregelungen wurden sie verschont und durften dem Reich dienen. Dazu war eine Sondererlaubnis nötig. Solche Mischlinge taten sich als Soldaten zumeist besonders hervor, denn sie mussten beweisen, dass ihre Abstammung keinen Einfluss hatte auf ihre Loyalität.
    Jakob aber hatte ihnen noch nie vertraut. Tolas Vater hatte seine Zweifel bestätigt. Sein Sabotageversuch hatte Jakob nicht überrascht. Juden durfte man halt nicht trauen, man musste sie vernichten.
    Hugo Hirszfelds Sondergenehmigung war vom Führer persönlich unterzeichnet worden und hatte nicht nur für den Vater und die Tochter gegolten, sondern auch für seine Eltern, die irgendwo in Mitteldeutschland lebten. Sosehr Jakob den Mischlingen misstraute, so groß war das Vertrauen, das er in den Führer setzte. Hitlers Befehle waren eindeutig gewesen: Die für die Fortsetzung der Forschungsarbeit benötigten Geräte sollten aus dem Stollen evakuiert und der Rest zerstört werden.
    Das bedeutete, die Tochter zu verschonen.
    Und das Kind.
    Der Junge war in mehrere Decken eingewickelt, ein jüdischer, erst einen Monat alter Säugling. Um ihn
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